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Andreas Rainer, kommissarischer Leiter Kriminaldirektion, Polizeipräsident Michael Tegethoff und Dominik Möller, Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidium Osthessen (von links) - Fotos: Henrik Schmitt

FULDA "Höchste Aufklärungsquote in Hessen"

Kriminalstatistik 2023: Mehr Internet- und Sexualdelikte, weniger Einbrüche

16.03.24 - "Die Wahrscheinlichkeit als Täter überführt zu werden, ist in Osthessen am höchsten", macht Polizeipräsident Michael Tegethoff bei der Vorstellung der Zahlen zur Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) am Freitagmittag deutlich.

Polizeipräsident Michael Tegethoff

Mit einer Aufklärungsquote (AQ) von 69,6 Prozent hat das Polizeipräsidium Osthessen im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Steigerung um 2,1 Prozentpunkte erzielen können und belegt damit bereits zum fünften Mal in Folge den Spitzenplatz im Vergleich aller Polizeipräsidien in Hessen. "Dieses hervorragende Ergebnis spricht auch für die Leistungsfähigkeit unseres Präsidiums und die gute und engagierte Arbeit meiner Kolleginnen und Kollegen, denen ich dafür herzlich danke", erläutert der Polizeipräsident vor den Medienvertretern.

Andreas Rainer, kommissarischer Leiter Kriminaldirektion am PPOH

Das Polizeipräsidium Osthessen präsentierte heute die Kriminalstatistik aus ...

Dominik Möller, Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidium Osthessen ...

Bereits seit Jahren bewegt sich die AQ in Osthessen auf einem beständig hohen Niveau
und deutlich über dem Landesdurchschnitt von 63,2 Prozent in 2023. Nach dem Tiefstwert in 2021 stieg die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten auch in Osthessen zum zweiten Mal in Folge wieder an, was jedoch dem Hessen- und Bundestrend entspricht. So wurden für das Jahr 2023 insgesamt 20.823 Straftaten in der PKS erfasst, was einen Anstieg um 1.218 Fälle bedeutet. Mit 4.568 Straftaten pro 100.000 Einwohnern liegt die Häufigkeitszahl, ein wichtiger Indikator für die Sicherheit in einer Region, aber weiterhin auf dem zweitniedrigsten Niveau aller hessischer Polizeipräsidien und deutlich unter der Zahl des gesamten Bundeslandes Hessen von 6.220.

Einzelne Delikte sorgen für Fallzahlenanstieg

"Die Menschen in Osthessen leben nach wie vor in einer der sichersten Region von Hessen", betont Polizeipräsident Tegethoff. So zeigt ein Blick auf die Statistik, dass der Anstieg der Gesamtfallzahlen in 2023 fast zu drei Viertel auf Anstiege beim Ladendiebstahl und der Beförderungserschleichung zurückzuführen ist. Rechnet man die Steigerung bei den Fallzahlen der allgemeinen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz mit Cannabis noch hinzu, so erreichen die Zunahmen allein in diesen drei Deliktsfelder fast 90 Prozent des Gesamtfallzahlenanstiegs.

Und dennoch: Weltweite Konflikte, gesellschaftliche Entwicklungen sowie wirtschaftliche und soziale Faktoren sorgen auch in Osthessen für neue Schwerpunkte polizeilicher Tätigkeiten. Zudem rufen technische Fortschritte zum Teil neue Kriminalitätsphänomene hervor und bedingen mitunter aufwendigere Ermittlungen. Gerade in den letzten Jahren haben sich die Anforderungen in Bezug auf die Sicherheit verändert und weiterentwickelt - sei es im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung, der Verkehrssicherheitsarbeit, der Prävention oder der Einsatzlagen, wie beispielsweise der Begleitung von Versammlungen. "Diesen Herausforderungen möchte ich mich auch weiterhin mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern voller Engagement stellen", so Polizeipräsident Michael Tegethoff: "Denn die Sicherheit der Menschen in unserer Region liegt mir sehr am Herzen."

Straftaten gegen das Leben erreichen Tiefststand: Rückgang um 14 Fälle

Im Deliktsbereich der Straftaten gegen das Leben wurden im Jahr 2023 insgesamt 15 Fälle registriert, was einem Rückgang um 14 Fälle entspricht und damit den niedrigsten Wert seit Bestehen des Polizeipräsidiums Osthessen bedeutet. Alle Straftaten sind dem Deliktsbereich des Totschlags zuzuordnen. Fast drei Viertel der Taten blieben im Versuchsstadium (11 Fälle bzw. 73,3 Prozent), in sieben Fällen wurde ein Messer als Tatmittel eingesetzt (2022: 15 Fälle). Mit 14 von 15 aufgeklärten Straftaten gegen das Leben liegt die Aufklärungsquote in Osthessen bei 93,3 Prozent und somit auf dem zweitbesten Niveau der letzten Jahre.

Julissa Sauermann, Pressesprecherin am PPOH

"Gerade Tötungsdelikte sind besonders verwerfliche Taten, die sich maßgeblich auf das Sicherheitsgefühl der Menschen vor Ort auswirken können", macht Andreas Rainer, kommissarischer Leiter der Kriminaldirektion Osthessen, deutlich und ergänzt. "Daher laufen unsere Ermittlungen nach Bekanntwerden einer solchen Straftat sofort mit Hochdruck an und führen meist zu schnellen Festnahmeerfolgen." So konnten erst kürzlich die Ermittler einer eingerichteten Arbeitsgruppe bei der Bad Hersfelder Kriminalpolizei einen 43-jährigen Lkw-Fahrer aus Rumänien, rund drei Wochen nach einer Schussabgabe auf einen Lkw auf der A7 bei Niederaula, als Tatverdächtigen ermitteln.

Körperverletzungen auf Vor-Corona-Niveau: Weniger Fälle von häuslicher Gewalt

Die Anzahl an Körperverletzungsdelikten stieg im Vergleich zum Vorjahr leicht um 60 auf 2.082 Fälle. Damit pendeln sich die Fallzahlen in etwa wieder auf Vor-Corona-Niveau ein, bleiben jedoch noch unterhalb der Marke von 2018 mit 2.131 Fällen. In mehr als zwei Drittel der Gesamtfallzahlen (1.405 Fälle bzw. 67,5 Prozent) handelt es sich um vorsätzlich begangene einfache Körperverletzungshandlungen, in 37 Fällen wurde ein Messer als Tatmittel eingesetzt (2022: 39 Fälle). Die Aufklärungsquote liegt bei 92,4 Prozent und damit auf einem konstant hohen Niveau. Zu der Summe der Körperverletzungsdelikte zählt auch die fährlässige Körperverletzung.

Bei den Fällen von häuslicher Gewalt sind die Zahlen in Osthessen nach einem kontinuierlichen Anstieg innerhalb der letzten Jahre erstmals seit 2018 wieder rückläufig. So wurden 2023 insgesamt 697 Fälle polizeilich registriert, was einem Rückgang von 20 Fällen im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Über 80 Prozent der Opfer sind Frauen, fast drei Viertel aller Fälle Körperverletzungen.

Fallzahlen der Straßenkriminalität leicht rückläufig

Bei den in der PKS erfassten Fallzahlen im Bereich der Straßenkriminalität ist nach dem Anstieg im Vorjahr wieder eine rückläufige Tendenz festzustellen. 2.503 registrierte Straftaten bedeuten einen Rückgang um 90 Fälle bzw. 3,5 Prozent. Die Aufklärungsquote sank um 1,3 Prozentpunkte auf 26,2 Prozent und liegt damit weiterhin auf einem beständig hohen Niveau.

Unter der Kategorie Straßenkriminalität ist eine Vielzahl von Delikten - unter anderem aus den Bereichen Diebstahl, Sachbeschädigung, Körperverletzung und Raub - zusammengefasst, die im öffentlichen Raum begangen werden. Davon machen allein die Fallzahlen aus den Deliktsbereichen Straßendiebstahl und Sachbeschädigung über 85 Prozent aller Straftaten aus.

Im Deliktsfeld Raub und räuberische Erpressung bewegen sich die bekannt geworden Straftaten mit 106 Fällen auf einem konstant niedrigen Niveau seit 2021 und deutlich unter den registrierten Taten von 2020 mit 120 Fällen. Die Aufklärungsquote stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozentpunkte auf 70,8 Prozent. Den größten Anteil machen Straßenraub mit 45 Fällen und räuberischer Diebstahl mit 35 Fällen aus.

In einer Langzeitbetrachtung der Straßenkriminalität ist erkennbar, dass die Fallzahlen deutlich zurückgegangen sind. Während 2007 noch 4.200 Straftaten erfasst wurden, waren es 2023 nur noch 2.503. Das entspricht einem Rückgang um 40,4 Prozent, bei einer deutlichen Steigerung der Aufklärungsquote um 7,4 auf 26,2 Prozent (2007: 18,8 Prozent).

Vielfältige Maßnahmen für mehr Sicherheit – Fulda jetzt auch KOMPASSbahnhof

Mit vielfältigen polizeilichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Straßenkriminalität, wie zum Beispiel der Videoüberwachung an neuralgischen Punkten, einer hohen sichtbaren Polizeipräsenz mit vermehrten Kontrollen sowie einem verstärkten Einsatz operativer Einheiten, aber auch einem städtebaulichen Beratungsangebot, trägt die osthessische Polizei dazu bei, dass sich die Menschen in unserer Region sicher fühlen können. Zudem hat das hessische Innenministerium vor einigen Jahren mit KOMPASS (KOMunalProgrAmmSicherheitsSiegel) ein Programm ins Leben gerufen, um das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger weiter zu stärken und eine bessere Strafverfolgung zu ermöglichen. Mit einer fortlaufenden Analyse der lokalen Sicherheitsbedürfnisse und der Umsetzung von passgenauen Lösungsansätzen arbeitet die osthessische Polizei gemeinsam mit den inzwischen sieben teilnehmenden Partnerkommunen Alsfeld, Bebra, Fulda, Hünfeld, Rotenburg a. d. Fulda, Schlitz und Neuhof daran, das Sicherheitsgefühl vor Ort weiter zu stärken.

Mit dem KOMPASSbahnhof wurde die Sicherheitsarchitektur in Fulda im Dezember letzten Jahres um einen neuen Baustein erweitert. Damit ist die Stadt Fulda eine von sechs hessischen Pilotkommunen, um das Sicherheitsgefühl der Menschen auch an Bahnhöfen nachhaltig zu verbessern.

Einen weiteren Baustein stellt der Freiwillige Polizeidienst dar, der aktuell mit seinen 28 ehrenamtlichen Polizeihelferinnen und –helfern in 13 aktiv beteiligten Kommunen in Osthessen zu sehen ist – darunter seit Beginn dieses Jahres auch wieder in Alsfeld.

Allgemeine Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz nehmen zu

Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der registrierten Rauschgiftdelikte im Vergleich zum Vorjahr um 187 auf 1.835 Fälle, was insbesondere auf den Anstieg der allgemeinen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz mit Cannabis (+159 Fälle) zurückzuführen ist. Diese stellen mit 947 Fällen auch den größten Anteil bei den Rauschgiftdelikten dar. Die Aufklärungsquote liegt bei 89,0 Prozent (2022: 95,0 Prozent).

Da es sich bei dem Phänomenbereich der "Rauschgiftkriminalität" um ein klassisches Kontrolldelikt handelt, ist der Anstieg unter anderem als Beleg für die hohe Präsenz und die intensiven Bemühungen der osthessischen Polizei in der Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität zu sehen.

Weniger Wohnungseinbrüche: 300-Marke wieder unterschritten

Die Zahlen im Deliktsfeld des versuchten und vollendeten Wohnungseinbruchsdiebstahls (WED) bewegen sich in Osthessen seit Jahren auf einem konstant niedrigen Niveau. Nachdem die 300-Marke in 2022 erstmals seit 2017 wieder überschritten wurden, gingen die Fallzahlen in 2023 um 46 auf 271 Fälle zurück – mehr als jeder Dritte Einbruch (41 Prozent) blieb dabei sogar im Versuchsstadium. Somit konnten die Fallzahlen des WED in Osthessen seit 2016 (400 Fälle) im Schnitt fast dauerhaft um ein Drittel gesenkt werden. Auch die Aufklärungsquote bleibt – trotz eines Rückgangs um 3,1 Prozentpunkte – auf einem beständig hohen Niveau und erreicht mit 26,6 Prozent den drittbesten Wert der letzten 15 Jahre.

Diese konstant niedrigen Fallzahlen, aber auch der hohe Anteil an Versuchstaten, dürfte unter anderem auf einen anhaltend hohen Kontrolldruck, intensive Präventionsmaßnahmen und verbesserte Sicherungstechnik im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls zurückzuführen sein. Allein in den vergangenen sechs Jahren führten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stabsbereichs Prävention des Polizeipräsidiums Osthessen über 1.500 kostenlose kriminalpolizeiliche Beratungen bei Bauherren, Geschäftsleuten sowie Hausund Wohnungsbesitzern durch. Auch die anhaltende Präventionsarbeit über die polizeilichen Verbreitungskanäle, wie Homepage und soziale Netzwerke, sowie auf Veranstaltungen, sind wesentliche Beiträge, Wohnungseinbrüche zu verhindern.

Die Zahl der Diebstahlsdelikte insgesamt liegt hingegen in 2023 mit ihren 6.035 Fällen erstmals seit 2016 wieder über der 6.000-Marke und macht allein fast ein Drittel der Gesamtfallzahlen (29,0 Prozent) aus. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Fallzahlen erneut um 644 Fälle (+11,9 Prozent), was allein auf den Anstieg von 654 Fällen beim Ladendiebstahl zurückzuführen ist. Daneben wurde eine größere Zunahme beim Diebstahl von unbaren Zahlungsmitteln (+39 Fälle) sowie ein größerer Rückgang beim Diebstahl in/aus Kraftfahrzeugen (-59 Fälle) registriert. Die Aufklärungsquote konnte im Vergleich zum Vorjahr um 7,7 Prozentpunkte gesteigert werden und erreicht mit 47,4 Prozent ihren bisherigen Höchststand.

Trotz Anstieg: Vermögens- und Fälschungsdelikte bleiben unter Vor-Corona-Niveau

Die Anzahl an Straftaten im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte bewegt sich in 2023 trotz eines Anstiegs um 357 auf 4.359 Fälle leicht unterhalb des Vor-Corona-Niveaus von 2019 (4.404). Die Aufklärungsquote konnte im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte gesteigert werden und liegt nun bei 77,8 Prozent. Den größten Anteil nehmen die Betrugsdelikte mit 3.453 Fällen (79,2 Prozent) ein – hier liegt die Aufklärungsquote bei 79,4 Prozent. Zunahmen sind insbesondere bei der Beförderungserschleichung (+250 Fälle) und dem Betrug mit rechtswidrig erlangten unbaren Zahlungsmitteln (+97 Fälle) feststellbar. Rückgänge wurden unter anderem bei der Urkundenfälschung (-75 Fälle), dem Leistungsbetrug (-35 Fälle) und dem Waren- /Warenkreditbetrug (-33 Fälle) registriert. Mit ihren 4.359 Fällen machen die Vermögens- und Fälschungsdelikte allein über ein Fünftel (20,9 Prozent) der Gesamtfallzahlen aus.

Für den Bereich der Internetkriminalität wurden in 2023 insgesamt 1.803 Fälle registriert, was einem Anstieg um 202 Fälle im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Damit bewegen sich die Fallzahlen - trotz Rückgängen in den Jahren 2021 und 2022 - bereits seit 2019 auf einem konstant hohen Niveau. Die Aufklärungsquote liegt bei 88,9 Prozent. Rund 40 Prozent aller Straftaten sind Vermögensdelikte.

Neue Präventionsinitiative "Regional.Informiert"

"Prävention spielt eine entscheidende und grundlegend wichtige Rolle in der Kriminalitätsbekämpfung", sagt Polizeipräsident Michael Tegethoff und betont: "Jede verhinderte Straftat ist ein Erfolg – für jeden einzelnen Bürger, aber auch für uns als Polizei." Gerade durch die zunehmende Digitalisierung und Globalisierung ergeben sich leider auch immer wieder neue Kriminalitätsformen und –phänomene. Dabei passen Täter ihre Maschen an gesellschaftliche Entwicklungen, soziale Faktoren und die Lebensumstände ihrer potentiellen Opfer an. "Hier müssen wir als Polizei besonders wachsam sein und dagegen steuern. Wir dürfen in unseren Bemühungen nicht nachlassen, über die vielfältigen Phänomene zu berichten und davor zu warnen", so der Polizeipräsident.

Im Zuge der landesweiten Kampagne "Gemeinsam Sicher in Hessen" hat das Polizeipräsidium Osthessen daher Ende letzten Jahres eine Präventionsinitiative gestartet. Unter dem Motto "Regional.Informiert." wird sich die osthessische Polizei in unregelmäßigen Abständen verschiedenen Schwerpunktthemen der polizeilichen Kriminal- und Verkehrspräventionsarbeit widmen und die Bevölkerung sensibilisieren. Der Startschuss fiel im Dezember letzten Jahres mit einem digitalen Präventions-Adventskalender auf dem osthessischen Instagram-Kanal "@polizei_oh" und einem Pressegespräch zum Thema "Trickbetrug". "Weitere Kampagnen und Veranstaltungen, wie ein  Verkehrssicherheitstag, aber auch der Ausbau unserer Homepage mit nützlichen Informationen, sind derzeit in Planung", gibt Polizeipräsident Tegethoff einen kurzen Ausblick.

Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung steigen weiter an

Nach einem kontinuierlichen Anstieg innerhalb der letzten Jahre sind die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung in 2023 erneut um 129 auf nunmehr 736 Fälle angestiegen. Damit haben sich die Fallzahlen seit 2017 mehr als verdreifacht. 92,9 Prozent dieser Straftaten wurden im vergangenen Jahr aufgeklärt (2022: 93,2 Prozent), was den zweithöchsten Wert seit Bestehen des Polizeipräsidiums Osthessen bedeutet.

Die Fallzahlensteigerung resultiert im Wesentlichen aus gesetzlichen Meldeverpflichtungen US-amerikanischer Internet-Provider, wonach strafbares Nutzerverhalten über eine NonGovernment-Organisation (NGO) unmittelbar und automatisiert an die zuständigen nationalen Behörden zur Einleitung von Strafverfahren gemeldet wird. Im Deliktsbereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern stiegen die registrierten Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr um 25 auf 140 Fälle an. Den größten Anteil an den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stellt jedoch das Delikt "Verbreitung pornografischer Inhalte" mit 419 Fällen dar – davon 330 Fälle "Kinderpornografie" und 73 Fälle "Jugendpornografie". Hier ist ein Anstieg um 20,4 Prozent bzw. 71 Fälle im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Damit haben sich die Zahlen in diesem Deliktsbereich seit 2017 (39 Fälle) sogar mehr als verzehnfacht. Rund 55 Prozent der hier ermittelten Tatverdächtigen gehören der Altersgruppe bis 21 Jahren an, fast jeder dritte Tatverdächtige ist zwischen 14 und 17.

Um jungen Menschen den richtigen Umgang mit strafbaren und möglicherweise traumatisierenden Inhalten zu vermitteln und hinsichtlich einer Verbreitung zu sensibilisieren, hat das Polizeipräsidium Osthessen – in Kooperation mit dem Landkreis Fulda und dem Staatlichen Schulamt des Landkreises Fulda – mit DIGITAL NATIVE bereits 2021 ein entsprechendes Präventionsprogramm ins Leben gerufen. Denn immer häufiger teilen Kinder und Jugendliche – oft auch leichtfertig – nicht nur pornografische Inhalte, sondern auch grausame Gewaltdarstellungen oder extremistische Inhalte in Chats und Messengern. Um diesbezüglich zu sensibilisieren und aufzuklären hat die osthessische Polizei allein im letzten Jahr über 70 Beratungs- und Vortragsveranstaltungen, unter anderem in Studienseminaren für Lehrkräfte oder auf Elternabenden an Schulen, abgehalten. Zudem wurde DIGTIAL NATIVE erst kürzlich um den Baustein "Demokratiestärkung" erweitert. "Dass unser Programm derzeit auf ganz Hessen ausgeweitet wird, freut mich ganz besonders und zeigt die intensiven Bemühungen der osthessischen Polizei in der Präventionsarbeit", so Polizeipräsident Michael Tegethoff.

Bekämpfung der Kinderpornografie 

Gerade schwerwiegende Delikte, wie die Bekämpfung der Kinderpornografie, sind äußerst verwerfliche Taten und machen mitunter zeit- und personalintensive Ermittlungen zur Identifizierung und Ergreifung von Tätern erforderlich. "Hinter jedem Realmissbrauch steht ein kindliches Leid und das gilt es, mit aller Entschlossenheit zu verhindern", so Polizeipräsident Tegethoff: "Deshalb werden wir dem Kampf gegen Kindesmissbrauch und gegen die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie auch hier in Osthessen weiterhin einen hohen Stellenwert einräumen."

Mit der Einrichtung der Besonderen Aufbauorganisation FOKUS (Fallübergreifende Organisationsstruktur gegen Kinderpornografie Und Sexuellen Missbrauch von Kindern) hat die Hessische Polizei bereits im Jahr 2020 auf die steigenden Fallzahlen reagiert und ihre Ermittlungen in den Deliktsbereichen sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen sowie gegen Kinder- und Jugendpornografie gebündelt und intensiviert. Im Februar dieses Jahres wurde der osthessische Regionalabschnitt der BAO FOKUS nun in die Regelorganisationsstruktur des Präsidiums überführt. "Wir haben jetzt ein eigenständiges Kommissariat bei der Kriminalpolizei, in dem mehr als 20 Ermittlerinnen und Ermittler gezielt Sexualverbrechen an Schutzbefohlenen verfolgen", erläutert Tegethoff und betont: "Wir müssen alles dafür tun, um Kinder vor diesen Straftaten zu schützen."

Gewalt gegen Polizisten: Leichter Rückgang, aber weiterhin hohes Niveau

OIN Redakteurin Carla Ihle-Becker

Die Zahl der Straftaten, bei denen Polizistinnen oder Polizisten Opfer einer Straftat geworden sind, ist im Jahr 2023 – nach dem bisherigen Höchststand in 2021 - zum zweiten Mal in Folge wieder leicht rückläufig. Mit 140 Fällen (2022: 147 Fälle) bewegen sich die Fallzahlen seit 2017 jedoch nach wie vor auf einem konstant hohen Niveau. Insgesamt 274 Polizeibedienstete wurden 2023 als Opfer registriert – hinzu kommen 18 Rettungskräfte und ein Feuerwehrmann. Den größten Anteil bei den Polizisten stellt der Widerstand gegen bzw. der tätliche Angriff auf Vollstreckungsbeamte mit 123 Fällen (2022: 128 Fälle) dar.

"Es bereitet mir nach wie vor Sorge, dass Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber unserer Polizei und allen anderen Einsatzkräften der Feuerwehr und Rettungsdienste in den letzten Jahren spürbar zugenommen haben", betont Michael Tegethoff. "Meine Kolleginnen und Kollegen stehen tagtäglich für die Sicherheit der Menschen ein und verdienen daher Respekt und Anerkennung. Jeder Angriff auf unsere Einsatzkräfte, ist ein Angriff auf unseren Rechtsstaat. Das dürfen wir nicht tolerieren."

Erst Anfang Februar, griff ein unbeteiligter Mann in Fulda grundlos Rettungsdienstmitarbeiter an, die gerade einen Patienten im Rettungswagen versorgten. Als eine Streife der Polizei den Mann kurze Zeit später festnehmen wollte, zeigte er sich auch ihnen gegenüber unkooperativ, sodass der Einsatz eines Distanzelektroimpulsgerätes (DEIG) angedroht werden musste. Bereits seit 2019 sind mehrere solcher Geräte im Landkreis Fulda im Einsatz. Sie werden im täglichen Dienst eingesetzt und wirken als deeskalierendes Einsatzmittel. Eine weitere Ausflächung des DEIG wird in Kürze auch auf die Landkreise Hersfeld-Rotenburg und Vogelsberg erfolgen.

Belobigungsveranstaltung als Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung

Die „Schutzschleife“ ist ein Symbol für die Verbundenheit mit unseren Einsatzkräften ...

Pressesprecher Dominik Möller

"Auch couragiertes Verhalten ist heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit. Immer wieder greifen Menschen lieber zu ihrem Handy, um Notsituationen zu filmen, anstatt zu helfen", sagte Polizeipräsident Michael Tegethoff im Rahmen der ersten Belobigungsveranstaltung für verdiente Bürgerinnen und Bürger am 17. November 2023 im Polizeipräsidium Osthessen. Dabei fängt Zivilcourage schon im Kleinen an: Es ist egal, ob man deutliche Worte findet, wenn jemand diskriminiert wird, Umstehende zur Mithilfe auffordert oder aufmerksam ist und frühzeitig den Notruf wählt. Jeder kann im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Beitrag leisten.

"Mit diesem Veranstaltungsformat möchte ich eine Kultur des Handelns und Hinschauens fördern", betont Tegethoff und macht abschließend deutlich: "Sie soll als Zeichen meiner Anerkennung und Wertschätzung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern fester Bestandteil in unserem Präsidium werden."

Die Zahlen der Landkreise in Kürze:
Landkreis Fulda

Mit einer deutlichen Steigerung um 1,7 Prozentpunkte erreicht die Aufklärungsquote im Landkreis Fulda mit 70,6 Prozent den Spitzenwert aller osthessischer Landkreise. Sie liegt damit bereits zum vierten Mal überder 70-Marke. Die Anzahl der registrierten Straftaten stieg um 1.223 auf 11.124 Fälle (2022: 9.901 Fälle) und macht damit mehr als die Hälfte der Gesamtfallzahlen in Osthessen aus. Ein wichtiger Indikator für die Sicherheitszahl in einer Region ist die Häufigkeitszahl. Sie liegt im Landkreis Fulda bei 4.891 Straftaten pro 100.000 Einwohnern und damit deutlich unter der Zahl des gesamten Bundeslandes Hessen von 6.220.

Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg stieg die Aufklärungsquote im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozentpunkte auf 69,0 Prozent und erreicht damit den zweithöchsten Wert seit Bestehen des Polizeipräsidiums. 5.427 Straften wurden in 2023 regstriert, was einem leichten Anstieg von 211 Fällen im Vergleich zum Vorjahr entspricht (2022: 5.216 Fälle). Die Häufigkeitszahl, ein wichtigiger Indikator für die Sicherheit in einer Region, liegt mit 4.464 Straftaten pro 100.000 Einwohnern in etwa auf dem Niveau von 2018 und deutlich unter der Zahl des gesamten Bundeslandes Hessen von 6.220.

Vogelsbergkreis

Die Zahl der registrierten Straftaten sank im Vogelsbergkreis im Vergleich zum Vorjahr um 216 auf 4.272 Fälle (2022:4.488 Fälle), was einem Rückgang um 4,8 Prozent enstspricht. Mit einer Häufigkeitszahl von 3.999 Staftaten pro 100.000 Einwohner, als wichtiger Indikator für die Sicherheit in einer Region, ist der Vogelsbergkreis der sicherste aller drei osthessicher Landkreise. Hier liegt die Kriminalitätsbelastung deutlich unter dem Landesschnitt von 6.220. Auch die Aufklärungsquote konnte im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozentpunkte gesteigert werden und liegt nun bei 67,6 Prozent. (ci/pm)+++


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