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Nicht zu lange quälen: Dr. Rosca informiert am KKA zu Hüftprothesen
18.03.24 - Schmerzen beim Spaziergang oder in Ruhe, die Hüfte knirscht und die Lust auf Bewegung ist vergangen: die Coxarthrose, die Arthrose im Hüftgelenk, ist fortgeschritten und macht den Alltag beschwerlich. Im Rahmen des jüngsten Vortragsabends am Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises in Alsfeld (KKA) stellt Dr. medic Daniel Rosca, leitender Oberarzt der Unfallchirurgie, Ursachen und Chancen auf schmerzfreies Leben in den Mittelpunkt und thematisiert OP-Techniken, verschiedene Hüftgelenksprothesen und Risikofaktoren für Arthrose.
"Die Ursachen für Coxarthrose sind vielfältig. Es gibt ein genetisches Risiko, das Alter oder Übergewicht sind ebenso Faktoren, wie zu viel oder zu wenig Bewegung", sagt der Mediziner. Auch angeborene Fehlstellungen sowie rheumatologische oder Stoffwechselerkrankungen wie Gicht können eine Arthrose in der Hüfte begünstigen, führt er weiter aus.
Doch was muss getan werden, wenn sich der bohrende Verdacht auf eine Hüftgelenkarthrose verhärtet? "Dann brauchen wir eine gründliche Diagnostik, mit klinischer Untersuchung, bildgebenden Verfahren wie Röntgen und MRT", stellt Dr. Rosca klar. Denn je früher eine mögliche Arthrose erkannt wird, desto besser kann man etwas dagegen tun. "Unser Ziel ist es, möglichst früh gegenzusteuern, denn mit Gewichtsreduktion und Physiotherapie kann man die Beschwerden lindern", sagt Dr. Rosca. Gleichzeitig mahnt er zur Vorsicht, denn orthopädische Hilfsmittel und ein übermäßiger Einsatz von Schmerzmitteln bergen Risiken. "Ibuprofen oder Diclofenac können in akuten Phasen helfen, doch sollte man sie sparsam einsetzen. Einerseits lässt die Wirkung nach, andererseits belasten sie etwa die Nieren oder den Magen. Setzt man beispielsweise Gehstützen ein, werden andere Gelenke übermäßig belastet", weiß Dr. Rosca. Injektionen mit Hyaluronsäure oder Eigenbluttherapie können für Linderung sorgen, doch ist die Behandlung damit teuer und der Erfolg nicht von Dauer, schränkt der Mediziner ein.
Der richtige Zeitpunkt?
Den besten Zeitpunkt für einen Gelenkersatz zu finden, ist sehr individuell. "Schmerz wird sehr individuell wahrgenommen. Daher muss immer der Einzelfall betrachtet werden", sagt Dr. Rosca. Hält der Schmerz permanent an, ist der Alltag eingeschränkt und der Tablettenverbrauch sehr hoch, sollte ernsthaft darüber nachgedacht werden. "Immer wieder kommen Menschen ins Haus, die sich nach der OP fragen, warum sie es nicht schon früher angegangen sind", merkt der Experte an. Schonhaltungen belasten und auch das Schmerzgedächtnis kann durch lange Schmerzphasen "trainiert" werden, was letztendlich für weitere Beschwerden auch nach einem Gelenkersatz sorgen kann. Gegen langes Zögern spricht auch: Aktuelle Prothesen stehen, etwa mit langen und kurzen Schäften sowie verschiedenen Befestigungsmöglichkeiten – auch bei Osteoporose – in Oberschenkel- und Hüftknochen, für individuelle Passform und gute Erfolge. "In Kombination mit einem schonenden und eingespielten OP-Verfahren am KKA versprechen die Hüftendoprothesen in der Regel 20 Jahre lang Beweglichkeit", sagt Dr. Rosca.Nach der OP und der Reha gibt es für den Alltag eigentlich keine Einschränkungen. Die Prothese sitzt fest im Knochen, aber Hüfte und Oberschenkelknochen müssen ausheilen. "Etwa vier bis sechs Wochen ist erhöhte Vorsicht geboten, aber ist die Prothese eingewachsen, kann wieder ein aktives Leben führen", merkt Dr. Rosca an. Wichtig ist – und das gilt auch für die noch gesunde Hüfte – das richtige Maß zwischen Be- und Entlastung zu finden, betont der Mediziner abschließend.
Beim nächsten Vortrag am Dienstag, 2. April, macht Dr. Steffen Lancee, ärztlicher Leiter und Chefarzt der Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie, die "Tageschirurgie" zum Thema. Der Vortragsabend in der Cafeteria des KKA startet um 19 Uhr. (pm) +++