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Kreisbauernverband: "Renaissance der Realpolitik" soll Landwirten helfen
21.03.24 - Zur Jahreshauptversammlung des Kreisbauernverbands Fulda-Hünfeld im Künzeller Gemeindezentrum am Mittwoch versprach Michael Ruhl, Staatssekretär für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat, eine echte Zeitenwende für Landwirte: Die sollen profitieren von der "Renaissance der Realpolitik", die Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) ausgerufen hat.
Alle Räder stehen still, wenn nur genug Traktoren die Autobahnen blockieren: Nicht nur Stefan Schneider, der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Fulda-Hünfeld, äußerte bei der Jahreshauptversammlung seinen Stolz über den politischen Druck, den die Bauernproteste der letzten Monate ausgeübt haben - und das mit 80 Prozent Rückendeckung der Bevölkerung. "Es reicht - und zwar in vielen gesellschaftlichen Bereichen, wo wir es einfach nicht mehr stemmen können. Die Besteuerung des Agrardiesels bringt 500 Millionen Euro im Bundeshaushalt - die dann aber schnell anderweitig wieder ausgegeben werden", so Landrat Bernd Woide (CDU).
Die Investitionsbereitschaft sei durch die Kostenexplosion bei Landwirten stark zurückgegangen, gerade im Stallbau, erklärte Schneider. Zukunftsfähige Tierhaltung sei aber nur durch Investitionen möglich. Ausufernde Bürokratie sei für die Agrarwirtschaft ein großes Problem, gerade die Nutztierhalter hätten in den letzten Jahren ohne politische Rückendeckung auskommen müssen - obwohl kaum einem anderen Berufsstand die Nachhaltigkeit so eingeschrieben sei wie den Landwirten. Die Bauernproteste hätten es "in Berlin und Brüssel ordentlich scheppern lassen", freute sich Schneider.
Balance zwischen Ökonomie und Ökologie
Ruhl erläuterte, was die von Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) ausgerufene "Renaissance der Realpolitik" für die Landwirte bedeuten könne: "Wir haben in den letzten Jahren eine sehr ideologiegetriebene Politik erlebt, eine Bevormundung derjenigen, die wie die Landwirte einfach ihre tägliche Arbeit verrichten. Die neue hessische Landesregierung dagegen will eine Balance zwischen Ökonomie und Ökologie: Ein Betrieb muss sich immer rechnen. Dieses Umdenken ist nicht zuletzt ein Verdienst der Bauernproteste. Hessen ist im Agrarsektor B-Land, also CDU/CSU-geführt. Die grün geführten Länder stehen ganz klar auf der anderen Seite."Von einer Entbürokratisierung könnten nicht zuletzt kleinere Schlachtstätten profitieren. Der Koalitionsvertrag, der aufgrund der im Hotel Esperanto und am Frauenberg getagt habender Arbeitsgruppen "Fuldaer Luft" atme, stärke nicht zuletzt den Schlachthof vor Ort: "Wir können von Glück reden, noch einen in Fulda zu haben, den nächsten ähnlich großen gibt es in Nordhessen. Jeder will regionale Lebensmittel - aber das bedeutet auch Investitionen", erklärte der Landtagsabgeordnete Sebastian Müller (CDU).
Weil für Osthessen als landwirtschaftlicher Region die Tierhaltung von großer Bedeutung sei, habe man als einziger hessischer Landkreis einen Antrag auf Wolfsentnahme gestellt, und zwar in der hessischen Rhön, so Woide. "Wir wollen keine Rhön, wo alle 100 Meter Weidezäune hochgezogen werden müssen - und Herdenschutzhunde sind in unserer Region nicht möglich. Wir brauchen ein realistisches Bild von Wolf und Biber und müssen Möglichkeiten haben, ohne großes Tamtam bis hoch zum Regierungspräsidium Problemtiere zu entnehmen. Wir bringen deshalb den Wolf ins Jagdrecht, es besteht dringender Handlungsbedarf", so Müller. (mau) +++