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Stadtparlament tagt im Schnelldurchlauf: Nur Fairtrade-Town sorgt für Diskussion
22.03.24 - Die Bad Hersfelder Stadtverordnetenversammlung ist für ihre schnellen Sitzungen bekannt. Doch der Donnerstagabend im Bürgerhaus Hohe Luft dürfte wohl dennoch in die Geschichte eingehen. Lediglich 20 Minuten dauerte die Sitzung des Stadtparlamentes, wo es lediglich bei einem Tagesordnungspunkt so etwas wie politische Debatte gab.
Insgesamt standen 16 Tagesordnungspunkte auf der Agenda, davon wurde ein Antrag der FWG-Fraktion vor der Sitzung wieder zurückgezogen. Die anderen 14 Punkte wurden ohne Aussprache behandelt - lediglich ein Antrag der Grünen-Fraktion zum Thema Fairtrade-Town wurde behandelt.
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Andrea Zietz, erklärte zu dem Antrag: "Viele fragen sich wahrscheinlich, ob es ein weiteres Zertifikat für unsere Stadt überhaupt benötige. Doch die vielfältigen Krisen, die uns sehr weit weg vorkommen, betreffen uns immer mehr und das wird zukünftig nicht besser werden." Zudem sei es von enormer Bedeutung, ein klares Zeichen gegen Ausbeutung und Kinderarbeit zu setzen, führte Zietz fort.
Viele Parameter sind bereits erfüllt
Für das Zertifikat "Fairtrade-Town" gibt es insgesamt fünf Parameter, die für eine Zertifizierung der Kampagne erfüllt werden müssen. "Vier von den Punkten erfüllt die Stadt Bad Hersfeld ohnehin schon. Bei politischen Veranstaltungen wird ohnehin nur Wasser gereicht, dadurch würde der Punkt 'fair gehandelter Kaffee bei Stadtverordnetenversammlungen' entfallen. Eine Steuerungsgruppe hat sich bereits gebildet und hat ein gesteigertes Interesse hervorgerufen. Sowohl in Gastronomie, als auch im Einzelhandel werden Fairtrade-Produkte in ausreichender Zahl angeboten und auch in Kirchen, Schulen und Vereinen gibt es bereits diverse Aktivitäten zum Thema. Lediglich die Öffentlichkeitsarbeit über die Kampagne 'Fairtrade' müsste noch intensiviert werden", ergänzte Zietz.Zum Abschluss erläuterte die Grünen-Fraktionschefin: "Den Grünen wird pauschal immer vorgeworfen, sie würden den Menschen alles vorschreiben, bei diesem konkreten Projekt ist das genaue Gegenteil der Fall. Zudem würde die Stadt ein gutes Zeichen für faire Arbeitsbedingungen und Bezahlung setzen."
Das genaue Gegenteil warf Frank Berg (FDP) den Grünen vor: "Grundsätzlich ist der Antrag eine gute Sache. Allerdings gibt es erneut von den Grünen Vorschriften und Vorgaben und da machen wir einfach nicht mit. Gerade die Gastronomie hat derzeit komplett andere Probleme. Und dass eine Kooperation speziell mit einem Geschäft in der Innenstadt angestrebt werden soll, geht ebenfalls nicht. Deshalb lehnt die FDP-Fraktion den Antrag ab." Diesem Beispiel folgten alle anderen Fraktionen auch, sodass lediglich die Grünen für die "Fairtrade-Town Bad Hersfeld" votierten.
Nach dieser Abstimmung war wohl eine der kürzesten Sitzungen des Bad Hersfelder Stadtparlaments zu Ende, ob diese Art von politischen Sitzungen der Stadt guttun, muss sich zeigen. Das Unverständnis bei dem ein oder anderen Zuschauer war jedenfalls deutlich erkennbar. (Kevin Kunze)+++