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Bedauern, aber auch Respekt für die Entscheidung des bekannten Politikers
27.03.24 - Nachdem Michael Roth (SPD) seinen Rückzug aus der Politik zur nächsten Bundestagswahl angekündigt hat (O|N berichtete), hat die Redaktion unter seinen - teils langjährigen - politischen Weggefährten nachgefragt, wie Sie die Ankündigung des 53-jährigen Politikers, der seit 1998 Bundestagsmitglied und derzeit Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses ist, aufgenommen haben.
Häufige Präsenz in Heringen
"Michael Roth hat sich mehr als ein Vierteljahrhundert für seine Heimat verdient gemacht. Er ist der Beweis, das Politiker nicht abgehoben sind und Politik keine in sich geschlossene Black Box ist", so Daniel Iliev (SPD), Bürgermeister von Michael Roths Heimatstadt Heringen (Landkreis Hersfeld-Rotenburg), gegenüber O|N. "Durch seinen Einsatz konnten wir in den vergangenen Jahren mehrere Millionen an Fördergelder erhalten, wodurch unsere Stadt und Infrastruktur nachhaltig profitiert. Er hat es geschafft mit seiner Präsenz und seinen häufigen von Politprominenz begleiteten Veranstaltungen unser kleines Städtchen bundesweit bedeutsam zu machen. Für diesen beispiellosen Einsatz und seine starke Identifikation mit unserer Region danke ich ihm. Er wird politisch eine große Lücke hinterlassen. Gleichzeitig kann ich seine Entscheidung gut nachvollziehen, schließlich wird häufig verkannt, welche Belastung der politische Betrieb mit sich bringt. Ich wünsche Michael persönlich vor allem zunächst weiterhin viel Kraft für die ja noch laufende Legislaturperiode. Wir werden ihn bis zum Schluss unterstützen, wie er uns immer unterstützt hat", so Iliev weiter.
"Vielfältig und unermüdlich im Einsatz" "Wahrlich, fast dreißig Jahre Bundestagsabgeordneter in verschieden zugeschnittenen Wahlkreisen. Aber immer Hersfeld-Rotenburg mittendrin. Und immer seine Heimatstadt Heringen", sagt Torsten Warnecke (SPD) als Landrat des Landkreises Hersfeld-Rotenburg gegenüber O|N. "Vielfältig und unermüdlich setzte und setzt Michael Roth sich für seine Heimatregion ein. Die Unterstützung der Bad Hersfelder Festspiele, sein Einsatz für die Alheimer Kaserne in Rotenburg, Sanierung von Sportplätzen und Mehrgenerationenhäusern, sind einige Beispiele für konkrete Maßnahmen in Hersfeld-Rotenburg. Für alles dies und noch viel mehr sind gewiss viele Bürgerinnen und Bürger und ist der Landkreis Hersfeld-Rotenburg dankbar. Nun stehen noch viele Monate der Abgeordnetentätigkeit an. Und wichtige Entscheidungen auf Bundesebene für Hersfeld-Rotenburg. Herzlichen Dank und viel Erfolg", so der Landrat.
"Michael Roth ist während seiner gesamten Amtszeit immer Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort gewesen und ist es noch immer. Trotz seiner vielen Aufgaben in Berlin ist er ein nahbarer Politiker, der sich für die Belange der Menschen in Hersfeld-Rotenburg einsetzt und ganz viel für unsere Region erreicht hat. Für seine Zukunft und seinen weiteren Lebensweg wünsche ich ihm alles Gute und vor allem Gesundheit", so Dirk Noll (SPD), Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Hersfeld-Rotenburg.
Schritt ist verständlich
"27 Jahre - eine verdammt lange Zeit, wenn man sich das vor Augen führt. Von daher ist der Schritt verständlich", so die erste Reaktion von Bebras Bürgermeister Stefan Knoche (parteilos). "Es ist schade für die Region und die Menschen hier vor Ort. Ein greifbarer, interessierter und sympathischer Mensch verlässt die Berliner Bühne. Michael Roth ist gut vernetzt und hat immer die richtigen Worte bei seinen Kollegeninnen und Kollegen für Bebra gefunden. Dafür sind wir ihm dankbar, auch wenn das vielleicht 27 Jahre sein Job war, aber selbstverständlich ist das sicher nicht. Seiner Heimat bleibt er ja verbunden, daher werden sich die Wege immer wieder kreuzen", so Knoche.
"Vieles wäre ohne ihn nicht möglich gewesen"
"Ich bedaure sehr, dass Michael Roth sich nach der Bundestagswahl 2025 aus der Politik zurückziehen wird. Wir verlieren dann einen sehr engagierten und durchsetzungsstarken Profi, der über mehr 25 Jahre hinweg sehr viel für seine Heimat getan hat – und sicherlich auch noch tun wird", so Bad Hersfelds Bürgermeisterin Anke Hofmann. "Michael Roth ist Hesse durch und durch, der nicht nur von Berlin aus großartig für Stadt und Region kämpft, sondern auch vor Ort viel Präsenz zeigt. Er ist für die Stadt Bad Hersfeld jederzeit ein verlässlicher und wichtiger Partner, dem wir für seine Unterstützung sehr zu Dank verpflichtet sind! Viele Themen, die wir in unserer Stadt haben umsetzen können, wären ohne ihn nicht möglich gewesen", so die Bürgermeisterin weiter. "Ich respektiere Michael Roths persönliche Entscheidung und wünsche ihm für seinen neuen Lebensabschnitt alles erdenklich Gute. Zugleich hoffe ich für seine Nachfolgerin oder seinen Nachfolger auf eine genauso glückliche und erfolgreiche Hand bei der politischen Interessenvertretung des heimischen Wahlkreises", sagt Hofmann.
"Schwer, diese Lücke zu schließen"
"Sicherlich waren gerade die letzten Jahre sowohl gesundheitlich als auch politisch sehr herausfordernd für ihn, wo er immer auch präsent war und Stellung bezogen hat. Für die Region wird es ein großer Verlust sein, da er immer ein offenes Ohr hatte und Dinge auf Bundesebene bekanntgemacht und forciert hat", sagt Thomas Rohrbach, Sprecher der Bürgermeister-Kreisversammlung und Bürgermeister der Marktgemeinde Niederaula. "Sein Rückzug ist laut Medien auch auf pateiinterne Unstimmigkeiten zurückzuführen, was möglicherweise nun die Entscheidung hat reifen lassen. Es wird schwer werden diese Lücke für unseren Landkreis auf Bundesebene zu schließen. Ich persönlich habe immer eine gute Zusammenarbeit gepflegt und wünsche Michael Roth alles erdenklich Gute im Leben nach der Politik, viel Gesundheit, Glück und Schaffenskraft", so Rohrbach.
Im Wahlkreis präsent "Michael Roth war nicht nur Außenpolitiker, sondern auch im Wahlkreis präsent – ich bin ihm dankbar für den zügigen und unkomplizierten Draht nach Berlin, für Hinweise auf Fördermöglichkeiten und seinen Einsatz für die Region", so der Eschweger Bürgermeister Alexander Heppe (CDU) gegenüber O|N. "Dass er sich in wichtigen Fragen, wie in der jüngsten Zeit der Unterstützung der Ukraine, Israels und der Betonung der Westbindung und der liberalem Moderne auch gegen Teile seiner Partei stellt, verdient Anerkennung. Auch, dass er sich getraut hat, die menschlichen und persönlichen Belastungen offen zu thematisieren, die politische Mandate und Ämter mit sich bringen, ist mutig und zu respektieren. Persönlich danke ich ihm für sein langes Engagement und wünsche ich ihm alles Gute, neue, spannende Aufgaben und vor allem viel Gesundheit", so Heppe.
"Kritisch-konstruktiver Diskussionspartner"
"Michael Roths Entscheidung verdient Respekt. Sein Hinweis auf die Härte des Politikbetriebs ist auch eine Mahnung, hinzuschauen, was das politische System mit denen macht, die darin Verantwortung übernehmen", so Dr. Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche in Kurhessen-Waldeck (EKKW). Roth ist bis 2028 Mitglied der Landessynode der EKKW. "Wir hoffen, dass er unserer Kirche als Landessynodaler und kritisch-konstruktiver Diskussionspartner weiterhin erhalten bleibt und wünschen ihm viel Kraft und Gottes Segen für die verbleibende Zeit im Parlament und für seinen Weg danach", so die Bischöfin.
"Wichtige Schwerpunkte gesetzt"
"Michael Roth hat in seiner Politikkarriere zweifelsohne viele bedeutende Impulse und wichtige Schwerpunkte für die Entwicklung unserer Region gesetzt", sagt der neue Rotenburger Bürgermeister Marcus Weber (parteilos). "Aufgrund der Tatsache, dass ich erst seit dem 20. März Bürgermeister von Rotenburg bin, weiß ich aber aus anderer Rolle heraus und aus ganz persönlicher Erfahrung zudem, dass Herr Roth auch den avisierten Neubau der THW-Unterkunft maßgeblich unterstützt und mit vorangetrieben hat. Daher bedauere ich es nicht nur als Bürgermeister, sondern auch persönlich, dass er die Entscheidung zum Rückzug aus der Politik getroffen hat. Gleichzeitig respektiere ich, dass Michael Roth sich entschieden hat, sich potentiell anderen Schwerpunkten auf seinem Lebensweg zuzuwenden. Wir danken Michael Roth für sein Engagement, seine Hingabe und seine unermüdliche Arbeit, auch zum Wohle unserer Stadt, und wünschen ihm für seine zukünftigen Vorhaben alles Gute und viel Erfolg", so Weber.
"Ein engagierter Politiker" "Michael Roth ist nicht nur ein engagierter Politiker, wenn es um die Themen in Berlin und der Welt geht - er engagiert sich auch für die Menschen und Themen in seinem Wahlkreis. Wir sind ihm besonders dankbar, denn er hat sich in den letzten Jahren immer für die Bad Hersfelder Festspiele in ganz besonderer Weise eingesetzt", so Joern Hinkel, Intendant der Bad Hersfelder Festspiele gegenüber O|N. "Ohne seine persönliche Bindung an den Ort und die Festspiele und die damit verbundene außerordentlich großzügige Unterstützung des Bundes wären die Festspiele heute nicht da, wo sie sind. Sie haben ihm viel zu verdanken. Ich habe in Michael Roth immer einen aufrichtigen, lösungsorientierten, streitbaren und trotz aller Krisen in der Welt zuversichtlichen Gesprächspartner erlebt, der - so glaube ich - seine Arbeit nur mit ganzer Hingabe und Leidenschaft tun will und nicht bereit ist abzustumpfen, aus Routine oder Gleichgültigkeit Probleme auszusitzen oder durchzuwinken. Dann lieber ehrlich zu sich selbst sein und eine Pause einlegen. Diesen Mut wünsche ich vielen Menschen, im richtigen Moment aus dem Hamsterrad auszusteigen und sich immer wieder neu zu hinterfragen", sagt der Festspiel-Intendant.
"Liebe und Verbundenheit zur Heimat" "Die Entscheidung unseres langjährigen Bundestagsabgeordneten Michael Roth nehme ich mit Respekt und Anerkennung sowie mit großem Verständnis in einer verrückten Zeit zur Kenntnis. 27 Jahre lang hat sich Michael Roth für unseren Wahlkreis, für Hessen, für Deutschland und besonders auch für Europa aufopferungsvoll eingesetzt", so Wilhelm Gebhard (CDU), Bürgermeister von Wanfried (Werra-Meißner-Kreis) und 2021 Direktkandidat der CDU im Wahlkreis Werra-Meißner-Hersfeld-Rotenburg - und somit damals Kontrahent Roths. "Sicherlich waren und sind wir bei einigen politischen Themenfeldern unterschiedlicher Meinung und streiten für gegenteilige Positionen. Aber eines kann man Michael Roth keinesfalls absprechen: der stete Einsatz, der Wille, für die Region etwas zu erreichen und die Liebe und Verbundenheit zur Heimat! Nach der Ankündigung, nicht erneut bei einer Bundestagswahl zu kandidieren, darf ich somit behaupten, sein letzter Herausforderer im Bundestagswahlkampf gewesen zu sein. Danke für den fairen Wahlkampf und für die weitere Zukunft alles erdenklich Liebe und Gute, lieber Michael Roth", so Gebhard. (cdg) +++