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Redaktionsgespräche mit der hessischen Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus - Fotos: Martin Engel

FULDA Redaktionsgespräch mit der Digitalministerin

Prof. Dr. Kristina Sinemus: "Ich gehe auf die Marktplätze, um KI zu erklären"

09.04.24 - Für die meisten von uns sind Begriffe wie Digitalisierung oder gar Künstliche Intelligenz (KI) kaum vorstellbar und schon gar nicht greifbar. Professor Dr. Kristina Sinemus (CDU) will das ändern - und dafür geht sie beispielsweise auf die Marktplätze. Die Hessische Ministerin für Digitalisierung und Innovation hat es sich gemeinsam mit ihrem eigenständigen Ministerium zur Aufgabe gemacht, uns die abstrakte Welt näherzubringen.

"Wir müssen den Menschen erklären, dass sie in Zukunft etwas von der KI-Anwendung haben werden", sagt Sinemus.

OSTHESSEN|NEWS-Chefreporter Hans-HUbertus Braune, Medienkontor Fulda-Geschäftsführer ...

Pressesprecher Markus Büttner und die Digitalministerin bei der Ankunft in Fulda ...

Im Redaktionsgespräch mit den Medienkontor Fulda-Geschäftsführern Christian P. Stadtfeld und Hendrik Urbin sowie OSTHESSEN|NEWS-Chefreporter Hans-Hubertus Braune machte die Digitalministerin in Fulda deutlich, wie wichtig das Thema in den unterschiedlichen Bereichen und Facetten für die Zukunft der Menschen ist. Und Deutschland dürfe den Zug nicht verpassen - weltweit sind viele Länder wesentlich weiter.

Etwa in der medizinischen Diagnostik und der Prävention könne KI helfen. Als zweites Beispiel nannte sie die Verwaltungen. "Ich erinnere mich an meine Schülerjobs als ich Ablagen sortieren musste. Das war ganz schön langweilig", sagte Sinemus. Diese Aufgabe könne die Künstliche Intelligenz schneller und präziser übernehmen. Für den Mitarbeiter in der Verwaltung bliebe dann beispielsweise mehr Zeit für Bürgerberatung. KI könne Standard-Aufgaben ausführen und so die Arbeit für den Mitarbeiter attraktiver gestalten. Ein weiterer wichtiger Helfer: Die KI-gestützte Übersetzungsautomatik.

Kenne ich nicht, will ich nicht

Bis es so weit ist, werden allerdings noch einige dicke Bretter zu bohren sein. Noch sind die Vorbehalte groß - frei nach "Kenne ich nicht, will ich nicht". Sinemus spricht von einem Kulturwandel, welcher sich in den Verwaltungen und Behörden erst noch vollziehen müsse. "Digitalisierung und KI sollen den Menschen helfen, nicht umgekehrt", sagt die Ministerin.

Das Ministerium wurde gestärkt, damit Hessen seine Vorreiterrolle weiter ausbauen kann. "Der Geschäftsbereich der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung wurde daher im Januar 2019 gegründet und im Januar 2024 zu einem eigenständigen Ministerium für Digitalisierung und Innovation vergrößert. Hier werden Kompetenzen zum Thema Digitalisierung aus vielen Bereichen der Landesverwaltung gebündelt. Es befasst sich mit Fragen der Künstlichen Intelligenz, den Bedürfnissen von hessischen Unternehmen in Fragen der Digitalisierung sowie gesellschaftlicher Akzeptanz", heißt es dazu auf der Internetseite des Ministeriums.

Digitaloffensive in den Kommunen

Staatssekretär Stefan Sauer wird nach Abschluss der Konzeption im Rahmen der Digitaloffensive ab 2025 ganz analog zahlreiche Kommunen besuchen und sich dadurch ein Bild vor Ort machen. Neben der weiteren Umsetzung des Onlinezugangsgesetz (OZG) werden insbesondere die Themen Registermodernisierung, Schnittstellen zu Fachverfahren, einheitliche Standards und Prozessoptimierungen die Inhalte bestimmen. Sinemus ist nicht überrascht, dass das OZG-Änderungsgesetz zum durch den Bundesrat gerauscht ist und nun voraussichtlich im Vermittlungsausschuss neu verhandelt wird. Sie macht klar, dass sie als Länder beteiligt werden wollen, wenn sie schon mit für die Finanzierung zu sorgen haben. Mit dem Gesetz soll die weitere Digitalisierung der Verwaltung sowie nutzerfreundliche und vollständig digitale Verfahren beschleunigt werden.

"Irgendwas komisch abstraktes"

Während also in den Kommunen und Behörden der Wandel von Faxgeräten und Laufmappen hin zu einem voll digitalisierten Angebot gewandelt werden sollen, müssen auch die Bürger mitgenommen werden. "Für viele Menschen ist das zu abstrakt, irgendwas komisch abstraktes, was ich nicht einsortieren kann, wovor ich Angst habe und sie fragen sich, wann das Gespenst über mich zieht", sagt Sinemus. Es werde aber irgendwann integraler Bestandteil unseres Lebensinhalts, so die Ministerin. Sie engagiert sich mit voller Leidenschaft, Hessen möglichst optimal auf den digitalen Weg zu bringen.

Seit dem Jahr 2019 ist sie Digitalministerin und hat sich in dieser Zeit eine große Wertschätzung aufgebaut. Und ein eigenes Ministerium mit entsprechenden Kompetenzen entwickelt. Man hat das Gefühl, dass sie mehrere Schritte weiter ist. Sie sieht vor allem auch wirtschaftliche Chancen für Hessen. In Frankfurt am Main und dem Rhein-Main-Gebiet entstehen riesige Rechenzentren und Serverstandorte - der Datenautobahn sei Dank. Die Digitalbranche ist im Aufwind. Rund 11.700 Firmen mit rund 130.000 Mitarbeitern sind in der Branche unterwegs, sie machten zuletzt rund 40 Milliarden Euro Umsatz. "Das müssen wir halten und ausbauen", sagt Sinemus.

Die Steuerin beim Glasfaserausbau

Die aktuelle wirtschaftliche Lage sorgt für Kopfschmerzen bei den privatwirtschaftlichen Ausbauanbietern - und deren meist internationalen Investoren. Zugesagte Ausbaupläne wanken zumindest. Der Bund und das Land springen zuverlässig als Förderer ein, aber: "Wir fördern nur dort, wo der Markt versagt, unsere Strategie ist Markt vor Staat", sagt Sinemus. Allein in der aktuellen Ausbaustufe des Bundesprogramms ‚Gigabitförderung 2.0’ hat die hessische Landesregierung diese Förderung mit mehr als  245 Millionen Euro kofinanziert. Die Ministerin macht deutlich, dass sich ihr Ministerium mit dem Breitbandbüro Hessen als "Kümmerer" engagiere und sie alle Protagonisten an einen Tisch hole und versuche, die Ausbaumotivation zu steigern, auch durch eigene Förderprogramme. "Wir haben das Ziel, bis 2030 flächendeckend Glasfaseranschlüsse in Hessen zur Verfügung zu stellen", so Sinemus.

Weitere Herausforderungen sind der Fachkräftemangel, die Modernisierung und angepassten Ausbildungsmöglichkeiten und der internationale Wettbewerb um die Spezialisten. Auch das Thema Frauen und IT seien ihr wichtig. Ministerin Professor Dr. Kristina Sinemus brennt für ihren Job, ihre Visionen und damit für die Zukunft Hessens. Nach 90 spannenden Minuten muss sie weiter, der nächste Termin steht an. Auch dort geht es um die Digitalisierung. (Hans-Hubertus Braune) +++


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