Markus Pflanz beim O|N-Sportgespräch - O|N-Archivfotos

BURGHAUN/AALEN Markus Pflanz schlägt am Samstag auf

Gestern noch in Belgien, heute mit Heavy-Metal-Fußball die Johannisau stürmen

05.04.24 - Bis Ende der vergangenen Saison sammelte Fußball-Trainer Markus Pflanz drei Jahre Erfahrungen in der Jupiler Pro League, der höchsten belgischen Spielklasse - also im Profibereich. Seit Beginn der Winterpause ist er Coach des Regionalligisten VfR Aalen. Und in dieser Funktion schlägt der 48-Jährige aus Burghaun-Langenschwarz am Samstag in der Johannisau bei der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz auf (Anstoß: 14 Uhr). OSTHESSEN|NEWS verriet der beste Fußball-Export dieser Region unter anderem, wie er mit Heavy-Metal-Fußball in Fulda Punkte für den Klassenerhalt holen will.

Pflanz beim Abschied vom KV Oostende

Der Sechste trifft auf den 15. - eigentlich eine klare Sache, meint man. Doch einerseits musste die SGB, der am Samstag neben Kevin Hillmann auch Leon Pomnitz fehlt, zuletzt zwei knappe Niederlagen hinnehmen. Andererseits ist kein Spiel in der Regionalliga als leicht zu bewerten. Zudem spielt Aalen unter Pflanz äußerst offensiv ausgerichteten Fußball, dem freilich noch der passende Ertrag fehlt. Und: Der Gast kämpft vehement um den Klassenerhalt. Den viertletzten Platz belegt der VfR derzeit - und befindet sich am Ende einer Siebener-Gruppe, aus der voraussichtlich zwei Teams ins Gras beißen müssen. 

Natürlich bot es sich an. Natürlich nahm er den Weg auf sich. Die läppischen 80 Kilometer. Pflanz machte sich auf am Mittwochabend, um den nächsten Gegner vor Ort in Augenschein zu nehmen: die SG Barockstadt, die bei den Stuttgarter Kickers 0:1 verlor. Pflanz hatte Schwierigkeiten, die Leistung des Schiedsrichters einzuordnen. "Es war definitiv keine Rote Karte. Und auch nicht Gelb-Rot gegen Leon Pomnitz." Der fehlt jetzt am Samstag. Doch die Worte des Trainers klingen glaubhaft. "Ich hätte gerne mal gegen Leon gespielt. Ich finde das schade." Einst trainierte er ihn, als Hünfelds B-Jugend in der Hessenliga spielte; zuvor coachte er ihn im Stützpunkt.

"Man merkt, dass die SGB eine gewachsene Mannschaft ist"

Pflanz als Coach in St. Truiden

Über die SGB will er nicht zu viel verraten. Das machen Trainer eigentlich nie. Pflanz sagt nur dies: "Die SGB steht sehr gut. Man merkt, dass dies eine gewachsene Mannschaft ist, die sehr kompakt verteidigt." Ob er am Samstag auch Ehefrau Nicole Weber und Sohn Johannes erwartet im nahen Fulda? "Ich gehe davon aus", sagt der Coach, der in Belgien in Ostende an der Nordseeküste und in St. Truiden arbeitete. Wann er letztmals in Osthessen als Trainer in Erscheinung trat? "Das letzte Spiel müsste ja in Künzell gewesen sein. 2019. Gegen Hünfeld II. Wir haben mit zwei Toren geführt, dann aber noch verloren."

Wie er die Aussichten und Chancen seines Teams beurteilt am Samstag? Wie er die Form seiner Mannschaft beurteilt? "Form gut. Ausbeute schlecht", redet er nicht drumherum und bringt die Dinge auf den Punkt. "In jedem unserer Spiele hat die Effizienz gefehlt. Die vielen Möglichkeiten, die wir hatten, haben wir nicht oder viel zu wenig nutzen können. Deshalb haben wir nur sechs Punkte aus sechs Spielen geholt." Der Abriss liest sich so: 0:0 gegen Mainz II, 3:2 bei Steinbach Haiger (nach 1:2), 0:0 gegen die Stuttgarter Kickers, 2:2 bei der TSG Balingen, 0:1 bei Eintracht Frankfurt II - und am Dienstag 1:2 gegen Hoffenheim II.

"Wir haben Hoffenheim II sehr gut weg verteidigt"

Pflanz und Ehefrau Nicole Weber in Amsterdam

Auch der Ausgang dieses Duells wurmt Pflanz. "Wir hätten höher als 1:0 führen müssen", blickt er zurück, "doch Fußball ist nun mal kein Konjunktiv. Es zählen Fakten". Aalen hatte kurz nach Beginn des zweiten Abschnitts Pech bei einer Riesen-Chance, als der Ball an die Latten-Unterkante ging, von dort nochmals ans Aluminium - aber eben nicht ins Tor. Ehe es zwei Fehlentscheidungen gab. Hoffenheim hätte, nach Pflanz' Worten, Rot bekommen müssen - gab's aber nicht. Dafür erwischte es Aalen mit Gelb-Rot. "Das Spiel ist dann absolut gekippt", monierte der Coach. Und er lobte sein Team für die Spielweise: "Wir haben Hoffenheim II sehr gut weg verteidigt. Unser Gegner hatte nur eine Torchance aus dem Spiel heraus."

Pflanz geht einen Schritt weiter. "Beenden wir dieses Spiel Elf gegen Elf, gewinnen wir". Sein Team kassierte die Gegentore jeweils nach Standardsituationen. Auch dieses Mal registrierte er, was er seit Wochen empfindet: "Der Aufwand, den wir betreiben, ist einfach zu hoch." Ihm missfiel das unsportliche Verhalten Hoffenheims, als Spieler ohne erkennbaren Grund hinfielen und aufschrien "und die Bank mit acht Mann aufspringt. Sowas gehört sich nicht. Das ist auch eine Beeinflussung des Schiedsrichters". 

"Man kann es sich einreden, dass man müde ist. Oder man macht weiter"

Mas que un club - mehr als ein Klub: Johannes Weber im Camp Nou beim FC Barcelona ...

Das Programm der Regionalliga ist stressig - keine Frage. Doch der "Langenschwärzer" sagt auch: "Man kann es sich einreden, dass man müde ist. Oder man macht weiter. Klar haben wir Samstag und Dienstag gespielt. Aber daraus müssen wir das Beste machen." Auch Aalens Spiel vor der Hoffenheim-Aufgabe war eng - 0:1 bei Frankfurt II. "Unser schwächstes Spiel. Aber eines auf Augenhöhe, in dem Frankfurt einen Fehler von uns ausnutzt."

Darf man die Frage überhaupt stellen? Osthessen|News tut es trotzdem. Was hat sich geändert, seitdem Markus Pflanz Trainer beim VfR Aalen ist? "Die Spieler haben sich schon geändert", empfindet er, "das ist schon eine Art Heavy-Metal-Fußball, den wir spielen. Ich glaube nicht, dass eine Mannschaft gerne gegen uns spielt". Heißt: Lösungen finden gegen Aalens hohes und konsequentes Pressing. Doch bei allem beteuert der Coach: "Die Ausbeute ist einfach zu gering. Der Fußball ist gut, aber er muss auch erfolgreich sein. Und in unserer Situation musst du dreifach punkten."

"Ich mag das hohe Pressing. Kein Ballgeschiebe. Das finde ich langweilig"

Natürlich ist er sehr durch Alex Blessin, seinen ehemaligen "Chef" in Ostende und den jetzigen St-Gilloise-Trainer, geprägt. "Ich mag das konsequente Pressing. Ich mag kein Ballgeschiebe. Das finde ich langweilig." Es ist ein Moment, in dem Pflanz so manchem Fußballfan aus der Seele spricht. 

Natürlich ist für den 48-Jährigen auch der Übergang anders - von der belgischen 1. Liga, der Jupiler Pro League, in die 4. Liga in Deutschland. "Das kann man nicht miteinander Vergleichen", weiß Pflanz, "vom Level hängt Belgien der deutschen Bundesliga jetzt auch nicht so weit hinterher". Und er ist froh, beim VfR Aalen eine Chance erhalten zu haben, wieder Fuß zu fassen als Fußball-Trainer. "Ich wollte unbedingt wieder auf dem Platz stehen. So professionell wie möglich. Auch als Trainer, der wegen seiner Lizenz ein oder zwei Tage pro Woche fehlt." 

Am 27. Mai ist Prüfungstag zur UEFA Pro Lizenz

Das aber hat bald ein Ende. "Am 27. Mai bin ich fertig", freut sich Markus Pflanz. Dann ist Prüfungstag. Und der "Langenschwärzer" ist im Besitz der UEFA Pro Lizenz. Dann darf und kann er jede Mannschaft der Welt trainieren. Vermutlich werden dann die Sektkorken knallen. Und die Saison hat für Markus Pflanz so oder so ein positives Ende gefunden. 

Doch zunächst steht der Vergleich am Samstag in der Johannisau an. Sozusagen wird er in eine kleine Fußball-Geschichte eingehen. Die könnte so lauten: Der 6. April - der Tag, als Markus Pflanz zurückkam. Oder so: Als es ein Wiedersehen mit Ehefrau Nicole Weber und Sohn Johannes gab. (wk) +++


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