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Müll an Osthessens Straßen nimmt enorme Dimensionen an
05.04.24 - "Fenster runter und Müll raus", so einfach machen es sich viele Verkehrsteilnehmer tagtäglich. Doch dadurch entsteht nicht nur ein großes Müllproblem entlang unserer Straßen. Auch der Zeitaufwand für die Straßenmeistereien ist nicht zu bewältigen. Deshalb muss in Osthessen sogar ein externer Dienstleister weite Teile der Arbeit übernehmen. OSTHESSEN|NEWS hat bei Hessen Mobil zu den Hintergründen nachgefragt:
"Ich kann mitteilen, dass zusätzlich zu den Beschäftigten der Straßenmeistereien von Hessen Mobil der Müll von einer beauftragten Firma gesammelt wird, die diese Leistung weitestgehend für die gesamte Region Osthessen (Landkreis Fulda, Hersfeld-Rotenburg und Werra-Meißner) übernimmt. Das ist unumgänglich, da die Zahl derer, die Abfälle aus Gedankenlosigkeit oder mangelndem Verantwortungsbewusstsein beispielsweise aus dem Auto werfen, bedauerlicherweise stets zuzunehmen scheint. Kurzum: Der Zeitaufwand der Abfallsammlung ist immens und allein durch die Straßenmeistereien nicht zu bewältigen", erklärt Hessen Mobil-Pressesprecher Nico Beck gegenüber O|N.
Zur Verdeutlichung führt die Straßenverkehrsbehörde statistische Werte an: Zwischen 8.000 und 10.000 Tonnen Abfälle werden in Hessen pro Jahr an Straßen und auf Rastplätzen von Hessen Mobil gesammelt und entsorgt - diese Angabe bezieht sich auf das gesamte von Hessen Mobil betreute Straßennetz außerhalb der Ortslagen. Beim "wilden Müll" finden sich neben typischen Reiseabfällen wie Verpackungsmüll oder Getränkedosen auch ausgesonderte Elektrogeräte, Autoteile, Möbel und Sondermüll illegal am Straßenrand.
Rund zehn Tonnen Müll in den Landkreisen Fulda und Hersfeld-Rotenburg
"Im Landkreis Fulda beträgt die durch die Fremdfirma gesammelte Abfallmenge pro Jahr circa sieben Tonnen Müll, in Hersfeld-Rotenburg sind es circa drei Tonnen. Diese Summe erscheint womöglich auf den ersten Blick gar nicht so hoch zu sein - da es sich jedoch um leichte Verpackungsabfälle handelt, kann hier schon von einer enormen Menge gesprochen werden", ergänzt Beck weiter. Insgesamt beläuft sich die Sammlung durch die Firma im Landkreis Fulda auf ein Streckennetz von circa 450 Kilometern Länge, im Landkreis Hersfeld-Rotenburg sind es circa 160 Kilometern."Die Abfallsammlung durch die Fremdfirma wird auf Streckenabschnitten ausgeführt, auf denen erfahrungsgemäß vermehrt Verschmutzungen durch überwiegend weggeworfene Verpackungsabfälle festgestellt werden. Zusätzlich werden punktuell Abfallsammlungen durch die Straßenmeisterei in Eigenregie erledigt, sofern bei weiteren Streckenabschnitten ein erhöhter Verschmutzungsgrad festgestellt wird. Die Abfallsammlung erfolgt in der Regel einmal im Jahr vor Beginn der Mäharbeiten. Streckenabschnitte mit besonders hohen Verschmutzungsgrad werden zudem nochmals im Herbst abgesammelt", ergänzt Nico Beck abschließend.
Jährlich kommen Millionen Euro zusammen
Auch in der lokalen Politik ist das Thema sehr präsent. Wilhelm Gebhard, Bürgermeister von Wanfried (Werra-Meißner-Kreis) und CDU-Bundestagskandidat von 2021, erklärte in einer Stellungnahme: "Ich klage die Menschen an, die dafür verantwortlich sind. Wenn man das auf alle Landkreise in Deutschland hochrechnet, kommen mehrere Millionen Euro zusammen." Dazu betont er, dass die illegalen Abfallmengen an Parkplätzen und Raststätten da noch gar nicht einkalkuliert sind, die Woche für Woche überall sichtbar anfallen. "Wenn einfach alle die Scheiben oben lassen und den Müll auf legalem Weg entsorgen, würden wir viel Steuergeld sparen und Natur, Landschaft sowie die Tierwelt schützen".
Es bleibt zu hoffen, dass bei vielen Autofahrern ein Umdenken stattfindet und die Fensterscheibe zukünftig nicht zur Müllentsorgung genutzt wird. (Kevin Kunze)+++