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Hahnekiez als Mutmacher und deutliches Zeichen: Es braucht mehr Macher
13.04.24 - "Es ist ein wunderbarer Moment und wahnsinnig schön, wie Schlitz wächst, wie Schlitz blüht", sagt Florian Illies. Er war einer der Gäste am Donnerstagabend im Auerhahnsaal. Dort wurde das Kulturviertel Hahnekiez eröffnet.
Dieser Satz dürfte den Stadtpolitikern ebenso sanft wie die milde Marille aus der heimischen Destillerie die Kehlen hinuntergelaufen sein. Illies ist im Schlitzerland geboren, lebt in Berlin und ist ein bundesweit preisgekrönter Autor und Journalist. Und er hat recht.
Schlitz ist an sich ein kleines Städtchen im Vogelsberg. Hier und da wird Schlitz unterschätzt. Dabei bieten die Burgen und das Schloss eine wunderbare Kulisse. Der kleine Stadtkern ist so schön und so verschlafen. Doch Schlitz macht sich auf, wachgeküsst zu werden. Das ehemalige Brauereigelände war verlassen, es gab immer mal wieder Ideen und jetzt die erste konkrete Reaktivierung. Rund 12,8 Millionen Euro kostet der erste Teilabschnitt, Schlitz selbst muss vier Millionen Euro aufbringen. Ja, viel, sehr viel Geld, aber meiner Meinung gut angelegtes Geld.
Das Kulturviertel reiht sich ein in die Besonderheiten der Stadt. Es macht den Unterschied. Wenn der ländliche Raum eine Zukunft haben will, dann sind Ideen, kreative und vor allem auch mutige Menschen gefragt. Macher eben und keine Pessimisten, die alles schlechtreden und den Untergang heraufbeschwören. In Schlitz haben sie die Macher. Ob im Rathaus, in den Vereinen, in der Bürgerschaft. Heiko Siemon benennt das neue Heimatgefühl.
Es sind viele kleine Mosaiksteine, die auch die jung und junggebliebenen Generationen aufs Land zieht. Oder auch diejenigen, die lange Jahre auswärts in der großen Stadt gearbeitet haben und nun spüren, dass auch im ländlichen Raum durchaus was gehen kann. Basics dazu sind attraktiver Wohnraum, eine gute Infrastruktur beim Verkehr, Einkaufsmöglichkeiten, medizinische Versorgung, Bildungseinrichtungen von der Krippe bis zur Schule, Glasfasernetz und viel Natur vor der Haustüre.
Diese Faktoren sind mehr oder weniger in den Kommunen unserer Region vorhanden. Was Schlitz von anderen unterscheidet: die sichtbare Geschichte der Stadt mit ihren Burgen und die Bewahrung der Tradition. Das Trachtenfest und die Landesmusikakademie sind bekannt. Auch die Schlitzer Destillerie ist vielen Besuchern ein Begriff.
Dazu gesellt sich nun das Kulturviertel Hahnekiez mit seinen Veranstaltungsmöglichkeiten. In wenigen Wochen wird zudem das aufwendig sanierte und modernisierte Schlitzerländer Burgenbad wieder eröffnet. Die örtliche Gesamtschule ist ebenfalls neu gebaut. In Schlitz tut sich was. Klar, auch hier gibt es noch viel zu tun. Aber die Burgenstadt und das gesamte Schlitzerland sind auf einem guten Weg.
Bürgermeister Heiko Siemon wünscht sich ein bisschen mehr Optimismus als immer das Haar in der Suppe zu suchen. So ist es. Wir brauchen in Deutschland mehr Mut, mehr Miteinander und mehr Zuversicht. Mehr wunderbares Schlitz eben. (Ein Kommentar von O|N-Chefreporter Hans-Hubertus Braune) +++