Am Samstagabend präsentierte Comedian Bülent Ceylan das Publikum mit seiner neuen Show "Yallah Hopp". - Fotos: Henrik Schmitt

FULDA Über 3.000 Besucher im Esperanto

"Yallah Hopp": Bülent Ceylan begeistert mit gelungenem Comedy-Programm

15.04.24 - Am Samstagabend faszinierte Comedian Bülent Ceylan das Publikum mit seiner neuen Show "Yallah Hopp", in der seit langem ausverkauften Esperantohalle.

"Ach, diese schönen katholischen Frauen!", schmachtete er oder schwärmte: "Es gibt Städte, und es gibt Fulda." Vielleicht verkündet der Kabarettist so etwas überall, aber er stellte locker und intensiv Kontakte mit dem Publikum her; man nahm ihm die Nähe zu den Leuten ab.

Vorbereitung für die erste Verkleidungsnummer

Nach dem üblichen Comedy-Warm-up – Einzelne im Saal ansprechen und sich mit den Besonderheiten der Stadt vertraut machen – folgte die Vorbereitung für seine erste Verkleidungsnummer. Da lachten die Zuschauer bereits so heftig, dass er mitlachen und neu anfangen musste. In einem bunten Mantel und mit blonder Perücke fuhr er als germanischer Donnergott unter die Deutschen. Er schwenkte seinen Riesenhammer und ließ sich über das verstopfte Klo aus, das er damit reinigen konnte. Dann schmiss er seine dramatische Verkleidung von sich und war wieder ganz Bülent Ceylan, der sich über die deutsche Sprache ausließ: "Jetzt lernt ihr mal was von dem Türke" (der ja ein Deutscher ist).

"Im Englischen heißt es Butterfly, im Französischen Papillon", meinte er und tanzte diese Vokabeln. "Doch in Deutschland nennt man sie Schmetterling." Antibabypille klingt wie Antiterroreinheit, oder es gibt so viele Worte, die sich selbst widersprechen, wie Hassliebe: "Ich hasse Dich, aber ich stecke fest!" Oder Frauenmannschaft: "Da meint man doch: Frauen schafft!"

Drahtseilakt zwischen Obszönität und erotisch gefärbtem Humor

Nach der Pause bot er im Sportdress auf Mannheimerisch Devotionalien an, etwa gelbe, rote, schwarze Gummibärchen: "Wer die frisst, ist kein Rassist." Oder "Es gibt auch vegane Kondome, da steckt kein Fleisch drin." Bald mischte er sich ins Auditorium, sprach mit einem Volker und kommentierte: "Alle Macht geht vom Volke aus" - oder bat eine Maren um Erlaubnis, "kurz an ihren ‚Kissen‘ zu schmusen." Schließlich nahm er dem Kameramann das Gerät ab und piekte sich Menschen aus dem Publikum heraus. Jemanden brachte er fröhlich dazu, den Headbanger zu geben, einen anderen Bauchtanz zu machen: "Frauen lieben es, wenn Du Bauch zeigst!" Ceylan gelang hervorragend ein erstaunlicher Drahtseilakt zwischen Obszönität und erotisch gefärbtem Humor, und er führte die Leute nicht vor, sondern bewahrte ihre Würde.

Natürlich durfte er in der Show auch nicht als moderne Transfrau Anneliese fehlen - im Pelzmantel mit (seinen) langen schwarzen Haaren. "Mit Nerz oder Gerhard Schröder darf man sich heutzutage nicht in der Öffentlichkeit zeigen", wusste er. "Weil Pelz aber wieder Mode wird, rasiert man sich nicht mehr. Dann sieht’s beim Mann unten aus, als käme ein Hamster raus", und "Friedrich Nerz trägt seine Intimfrisur direkt auf dem Kopf."

In der letzten Verwandlung wurde er zum Handwerker Mompfred und schwadronierte über seine 30 Ehejahre. Comedian Ceylan ist ein Grenzgänger, der sich über alles lustig macht, freche Camouflagen zelebriert, intellektuell Sprache zerlegt – aber respektvoll mit Menschen umgeht und eine Botschaft hat. Denn am Ende sang er, zum Heavy Metal vom Band: "Was hat Dich zu dem gemacht / Deine Rüstung aus Hass / Wohin hat sie Dich gebracht?" Nach Ovationen im Stehen bekamen die über 3.000 hingerissenen Leute noch eine Zugabe. (Hanswerner Kruse) +++


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