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Apotheker Helmut Sapper: "Es war die Herbstzeitlose, nicht das Maiglöckchen"
16.04.24 - Es waren doch die Blätter der Herbstzeitlose, die Unbekannte am vergangenen Freitag im Poppenhausener Kneipp-Garten offenbar mit dem gerade begehrten Bärlauch verwechselt und geerntet haben. Auch die Herbstzeitlose, die zwar erst im Herbst blüht, deren Blätter aber schon im Frühjahr sprießen, ist giftig, wie auch die Maiglöckchen. Dieser Irrtum kann beim Verzehr schlimme Folgen haben und eine tödliche Vergiftung für Menschen bedeuten.
Apotheker Helmut Sapper, der den eingezäunten Heilpflanzengarten in Poppenhausen schon vor Jahrzehnten angelegt hat und ihn liebevoll pflegt, hofft inständig, dass die "Diebe" noch rechtzeitig durch die Medien davon abgehalten werden konnten, sich mit dem falschen Bärlauch eine Mahlzeit zuzubereiten - es wäre wohl ihre letzte.
In dem gepflegten Garten wächst tatsächlich auch Bärlauch, den haben die "heimlichen Ernter" am anderen Ende des Beets aber offenbar übersehen. Der Fachmann rät, sich beim Pflücken in der Natur auf die eigene Nase zu verlassen. "Nur die Blätter des Bärlauchs haben beim Zerreiben den typischen Knoblauchgeruch - die Doppelgänger Maiglöckchen und Herbstzeitlose haben geruchlose Blätter", informiert der Apotheker. Er zieht in seinen Beeten auch andere giftige Pflanzen, die bei richtiger Dosierung eben auch als Medizin fungieren - bekanntlich macht die Dosis das Gift. Da wachsen unter anderem hohe Fingerhutpflanzen. Der Rote oder Purpur-Fingerhut, wissenschaftlich Digitalis purpurea, gehört zu den besonders giftigen heimischen Pflanzen. Schon der Verzehr von zwei bis drei Blättern kann für einen Menschen tödlich sein. Und auch der schöne blaue Eisenhut, eventuell Novalis' Vorbild der Blauen Blume der Romantik - ist hochgiftig.
Noch keine Beschilderung der Pflanzen - wegen der Hexennacht!
"Normalerweise geht von meinen Pflanzen aber keine Gefahr aus, denn keine davon ist zum Verzehr geeignet oder könnte verwechselt werden", beruhigt Helmut Sapper. Eigentlich hat der Apotheker an den entsprechenden Pflanzungen im Beet ein Hinweisschild angebracht, das auf die toxische Wirkung hinweist. "Das war jetzt ein unglücklicher Umstand, dass die Beschilderung fehlt", bedauert der Senior. Der Grund dafür ist kurios: "Ich bringe die Beschilderung immer erst nach dem 1. Mai an, weil meine Schilder schon mehrfach in der Hexennacht im Teich gelandet sind", berichtet er.
Hier noch mal der Warnhinweis
Bei Verdacht einer Vergiftung ist dringend ärztliche Hilfe angeraten, etwa über den Giftnotruf +49 6131-19240. Die lange Latenzzeit der Giftwirkung erschwert eine rechtzeitige Behandlung, suchen Sie sich also schon beim Verdacht Hilfe. Es kommt immer wieder zu Vergiftungsfällen durch Verwechslung mit dem Bärlauch, auch mit tödlichem Verlauf.
Hier ein Hinweis: Bärlauch erkennen – und nicht anderen Pflanzen verwechseln - so geht’s (ci)+++