Gratulation für 50 Jahre Sprachheilbeauftragter des Landkreises: Für Winfried Dux (Mitte) gab es Dank und Anerkennung von Vize-Landrat und Gesundheitsdezernent Frederik Schmitt (Zweiter von links), Prof. Dr. Dirk Breitmeier, Leiter des Fachbereichs Gesundheit (rechts), und seinem Stellvertreter Bernhard Brähler (links) sowie Dr. Dorothee Hofmann, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes. - Foto: Sebastian Mannert

REGION FD Kostenlose Hilfe für Kinder

Tipps für Eltern: Winfried Dux ist seit 50 Jahren Sprachheilbeauftragter

16.04.24 - Winfried Dux hat Zeit seines Berufslebens ab 1966 als Lehrer mit Kindern gearbeitet – ganz aufgegeben hat das der heute 82-Jährige noch nicht: Denn Winfried Dux ist seit 50 Jahren auch Sprachheilbeauftragter des Landkreises Fulda. Er berät Eltern bei Sprachdefiziten ihrer Kinder – in der Sprechstunde am Gesundheitsamt und in Kindertageseinrichtungen. "Mir macht das einfach richtig Spaß", sagt er.

Die Entwicklung ihrer Kinder ist für Eltern mit Spannung, Stolz und manchmal auch mit Sorgen verbunden, ob denn die Fortschritte im erwarteten Maß eintreten – und mit der Frage, ob und wann eine Förderung notwendig ist. Das gilt auch für die Sprache. Sie ist die Brücke zur Welt und eine der wichtigsten Kompetenzen für soziale Teilhabe und den Schulerfolg.

"Die Sprachentwicklung ist ein komplexer Lernprozess, dessen Erfolg wesentlich auf einer anregenden Kommunikation in der Familie basiert. Kinder müssen Sprache hören, verstehen und anwenden können. Das geschieht mit allen Sinnen und durch viele Reize", sagt Winfried Dux und nennt die Phasen des Spracherwerbs: "Aus dem Lallen entstehen erste Wörter, dann Einwortsätze, Mehrwortsätze, später erste grammatische Strukturen, und die Lautbildung schreitet fort, bis die Kinder mit fünf bis sechs Jahren die Elemente und Strukturen ihrer Sprache weitgehend beherrschen."

Man kann viel erreichen

Entsprechend bleiben Sprachdefizite spätestens beim Schuleintritt nicht mehr verborgen und werden für die Kinder zu einer Hürde. Das Angebot des Landkreises, kostenlose Beratung bei den Sprachheilbeauftragten anzunehmen, soll helfen das zu verhindern: "Man kann so viel erreichen, wenn auftretende Sprachprobleme im Alter von vier bis fünf Jahren erkannt und behandelt werden können. Das ist der ideale Zeitpunkt", sagt Winfried Dux, der gemeinsam mit seinen Kollegen Paul Auth und Joachim Dücker am Gesundheitsamt des Landkreises Eltern berät.

Winfried Dux tut das seit 50 Jahren. Bereits Mitte der 1960er Jahre hatte er sich dem Thema Sprachförderung verschrieben. Nach seinem Lehramtsstudium war er zunächst in der Volksschule Haselstein tätig, später in der Johann-Adam-Förster-Schule in Hünfeld. Dann packte er ein Studium obendrauf und qualifizierte sich zum Sprachheilpädagogen. Damals wurden Kinder, die Sprachdefizite aufwiesen, in Sprachheilklassen an bestimmten Grundschulen im Landkreis betreut und behandelt. Wie sich die Auffälligkeiten heute im Vergleich zu den damaligen unterscheiden, bewertet er so: "Der Anteil der Kinder, die Sprachdefizite zeigen, ist deutlich angestiegen. Wir stellen fest, dass viele der betroffenen Kinder nicht nur eine einzige Auffälligkeit zeigen, sondern mehrere. "

Im Jahr 2000 "Marburger Sprachscreening" entwickelt

Im Jahr 2000 entwickelte Winfried Dux, mit den Kolleginnen Inge Holler-Zittlau und Prof. Dr. Roswitha Berger aus Marburg, das "Marburger Sprachscreening", das im deutschsprachigen Raum einzigartig ist, da es die Sprache in seiner Gesamtheit überprüft. Es bildete später das Konzept für KiSS, das ausgeschrieben "Kindersprachscreening" heißt, und seit 2007 den Kindertagesstätten angeboten wird. Bisher beteiligen sich daran 40 Einrichtungen im Landkreis Fulda. Erzieherinnen und Erzieher werden von dem Fuldaer Sprachexpertenteam für KiSS geschult und zertifiziert. Eine Handreichung "Sprachentwicklung und Sprachförderung bei Kindern" dazu hat Winfried Dux für das Hessische Sozialministerium erstellt.

Nach entsprechenden Elterninformationen können in den Kindertageseinrichtungen alle Kinder im Alter zwischen vier und viereinhalb Jahren Übungen spielerisch durchlaufen, die sich auf die vier wesentlichen Beeinträchtigungen beziehen. Wortschatz, Sprachverständnis, Aussprache und Grammatik. Letzteres zeigt sich im Kindergartenalter durch Sätze mit durchgängig falscher Wortstellung, wie etwa "In die Schule ich gehe".

Die Ergebnisse werden von dem KiSS-Team, zu dem auch die Logopädinnen Ulrike Töpfer und Christin Müller gehören, ausgewertet. Darüber erhalten die Eltern Rückmeldung und bei Bedarf Empfehlungen für den Besuch einer fachärztlichen oder logopädischen Praxis. "Wir behandeln nicht, wir vermitteln die Eltern mit ihren Kindern weiter", sagt Winfried Dux.

Etwa 80 Prozent der Kinder zeigen keine Auffälligkeiten

Etwa 80 Prozent der Kinder zeigen keine oder kaum Auffälligkeiten. "Aber man muss unterscheiden: Wenn ein Kind mit viereinhalb die Buchstaben K und G noch nicht sprechen kann, dann sollte man nicht abwarten, das regelt sich nicht von allein. Hingegen ist es nicht so eilig einzugreifen, wenn das 'Sch' Probleme macht." Winfried Dux stellt fest, dass die falsche Grammatik recht häufig vorkommt, und er rät den Eltern, die Kinder nicht zu kritisieren, sondern geduldig und regelmäßig die Sätze richtig zu wiederholen. "Das gilt auch, wenn bestimmte Laute nicht gebildet werden können und ein Kind stets Taffeetanne sagt statt Kaffeekanne oder Tinderdarten statt Kindergarten. Das Wort immer wieder korrekt zu wiederholen, ist eine wichtige Übung."

Die Sprachentwicklung kann durch unterschiedliche Faktoren beeinträchtigt sein, etwa durch organische Fehlbildungen oder Hörstörungen und mittlerweile auch durch die multimediale Erfahrungswelt der Kinder vor allem dann, wenn die Reize durch Tablet und Smartphone das Miteinander-Sprechen und Miteinander-Spielen überwiegen. Und auch Bewegungsmangel erschwert das Wahrnehmen, Begreifen und Benennen der kindlichen Umwelt. "Ein Kind kann nur in sprechender Umgebung sprechen lernen", sagt Winfried Dux. Den Eltern kommt also eine Schlüsselrolle zu. Und der Experte rät: "Sprechen Sie viel mit Ihren Kindern, schon auf dem Wickeltisch. Und verbinden Sie mit den Wörtern Emotionen und Erfahrungen. Auf diese Weise wird für die Kinder die Sprache mit Leben gefüllt." (pm)+++


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