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300 Jahre Immanuel Kant - Der Billard-Spieler von Königsberg
25.04.24 - Vor genau 300 Jahren, am 22. April 1724 wurde der berühmte Philosoph der Aufklärung in Königsberg geboren. Das Dezernat Theologische Bildung des Bistums Fulda und die Theologische Fakultät konnten in einer Kooperationsveranstaltung Prof. Dr. Christian Illies für einen Festvortrag gewinnen, der großes Interesse hervorrief.
Mehr als 100 Interessierte drängten sich im voll besetzen Audimax der Theologischen Fakultät, um noch einen Sitzplatz zu bekommen. Philosophie und Theologie bewegen also auch heute noch viele Menschen – insbesondere wenn eine so herausragende denkerische Gestalt wie Immanuel Kant gewürdigt wird. Prof. Bernd Goebel, Lehrstuhlinhaber für Philosophie und Geschichte für Philosophie führte kenntnisreich in den Abend ein und stellte auch den Referenten vor, mit dem ihn durch gemeinsame Studienzeiten in Oxford auch biographisch einiges verbindet. Prof. Dr. Christian Illies, der Philosophie an der Universität Bamberg lehrt, hatte gewissermaßen Heimspiel. Der Philosoph und Bruder des bekannten Autors Florian Illies wuchs in Schlitz auf und machte sein Abitur am Domgymnasium in Fulda.
Dass Kant einmal auch im Rahmen der katholischen Theologie gewürdigt werden würde, ist dabei keine Selbstverständlichkeit, wie Prof. Illies gleich zu Anfang deutlich machte, landete der Philosoph gerade mit seiner Kritik an der Metaphysik auf dem Index der katholischen Kirche. Die Kirche erkannte also die Wirkmächtigkeit der Gedanken des Königsberger Philosophen sehr früh und seitdem kommt niemand, der sich mit Philosophie beschäftigt, an Immanuel Kant vorbei. Gekonnt und lebendig führte Prof. Illies in die Hauptgedanken Kants ein und hob hier besonders den Vernunft- und Autonomiebegriff hervor: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, heißt ganz einfach: Denkt selbst!", so der Bamberger Philosophieprofessor. Eine Maxime, die auch heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat.
Kant war keineswegs nur der verschlossene und in sich gekehrte Denker, dessen Leben und Tagesablauf sekundengenau und immer gleich ablief, sondern gerade in seinen jungen Jahren ein Salonlöwe. Seinen Lebensunterhalt während seines Studiums finanzierte er sich sogar mit Billard- und Kartenspielen. So konnte Illies auch neue oder unterschätzte Aspekte in Kants Biographie herausstellen. Der "Billardspieler von Königberg", so dann auch die Überschrift des Abends, weiß also auch heute noch zu überraschen.
Ein Schwerpunkt der Darstellung von Kants Gedankenwelt legte Illies auch auf die Ethik, in der Kant mit dem Kategorischen Imperativ und im letzten auch mit sehr lebenspraktischen Fragen wie der Möglichkeit zur Notlüge die Maßstäbe der deontologischen bzw. Pflichtenethik gelegt hat.
Dr. Marco Bonacker, Leiter der Abteilung Bildung und Kultur, zu der auch das Dezernat Theologische Bildung gehört, kam nach dem Vortragsteil mit Prof. Christian Illies ins Gespräch und konnte einige Aspekte wie die Problematik des Vernunftbegriffes, die Frage nach Gott in Kants Werk und auch Fragen aus dem Publikum behandeln. Insgesamt war es ein Abend, der auf eine Fortsetzung drängt, zu der Prof. Illies selbst die Brücke geschlagen hatte: Er habe die Themen des Schönen und des Erhabenen nicht ansprechen können. Aber vielleicht ergibt sich in der Kooperation zwischen Fakultät und Theologischer Bildung eine neue Gelegenheit dazu. Schon jetzt laufen die Gespräche für weitere Themen in den kommenden Monaten. (pm) +++