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Adipositas bei Kindern steigt in den letzten Jahren dramatisch an - Symbolbild: Pixabay

REGION OIN-Arzt Adrian Böhm

Adipositas bei Kindern steigt in den letzten Jahren dramatisch an

29.04.24 - Das Gewicht von Kindern steigt in den letzten Jahren dramatisch an. Nach Zahlen der Initiative zur Überwachung von Adipositas im Kindesalter (COSI), die sich wissenschaftlich mit Übergewicht bei Kindern beschäftigt, waren fast 30 Prozent der Kinder zwischen 6 und 9 Jahren in der Europäischen Union von Übergewicht betroffen.

Symbolbild: Pixabay

Der Anteil beim Übergewicht lag bei Jungen etwas höher als bei Mädchen. Zudem stellte man fest, dass sich mit 87 Prozent die meisten Kinder erfreulicherweise für mindestens eine Stunde täglich im Freien beim Spielen aufhalten, während jedoch nur 43 Prozent der Kinder in Europa täglich Obst und lediglich 34 Prozent jeden Tag Gemüse essen. Während der Corona-Pandemie gab es bei der Bewegung durch Lockdowns und Einschränkungen im Vereinsleben einen negativen Trend. Für die Statisitik der COSI wurden die Daten von mehr als 400.000 Kindern in der Europäischen Union im Alter von 6 bis 9 Jahren beobachtet. In Deutschland beschäftigt sich das AdiMon-System mit Übergewicht und stellt fest, dass hierzulande zwischen den Elf- bis 13-Jährigen jedes fünfte Kind von Übergewicht betroffen ist.

Als Grundlage zur Bewertung des kindlichen Übergewichts gilt der Body-Mass-Index (BMI). Liegt das Kind in einem Bereich, in dem nur noch zehn Prozent aller gleichaltrigen Kinder mehr wiegen, spricht man von Übergewicht. Wenn nun nur noch drei Prozent schwerer sind, liegt Adipositas, also starkes Übergewicht vor. Der BMI hat allerdings Schwächen. Ist ein Kind beispielsweise besonders muskulös, kann die Formel nicht zwischen Muskel- und Fettmasse unterscheiden und bescheinigt im Zweifel Adipositas.

Die Ursachen des Übergewichts und der Adipositas bei Kindern sind vielfältig. Als Hauptauslöser werden neben der veränderten Ernährung auch gezielte Werbung und weniger Bewegung sowie Sport im Alltag angesehen. Besonders das Überangebot an Nahrungsmitteln ist im Leben der Kinder ein Problem. Neben verarbeiteten Nahrungsmitteln mit hohem Nähstoffanteil gibt es eine Vielzahl von Süßigkeiten und süßen Getränken, die in großem Maße zu einer Gewichtszunahme beitragen. Zudem werden Kinder von der Lebensmittelindustrie als "kleine Kunden" angesehen und gezielt mit Werbung zu einem anderen Essverhalten beeinflusst.

Übergewicht bedingt Vielzahl von Folgeerkrankungen

Die größte Gefahr bei Übergewicht sind sogenannte Folgeerkrankungen. Durch Übergewicht steigt die Gefahr, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Was früher als "Zuckerkrankheit im Alter" bekannt war, trifft durch das zunehmende Gewicht in der Bevölkerung immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene. Ein zu hohes Körpergewicht ist auch eine Belastung für das Herz-Kreislaufsystem und kann zu Bluthochdruck führen. Besonders die Gelenke des Körpers leiden durch Überbelastung unter dem hohen Gewicht, das sie täglich tragen müssen.

Was können Eltern tun?

O|N Arzt Adrian Böhm Archivbild: O|N

Eltern müssen Vorbild sein. Dies gilt in jedem Lebensbereich. Kinder lernen Verhalten durch Nachahmen. Eine gesunde, ausgewogene und bewusste Ernährung ist ein Hauptbestandteil für ein gesundes Leben. Wenig verarbeitete und frische Lebensmittel sind stark verarbeiteten Produkten und Fertiggerichten vorzuziehen. Zudem ist der bewusste Genuss von Nahrungsmitteln entscheidend. Daher sollte das Essen beispielsweise immer am Tisch und ohne laufenden Fernseher oder

Smartphone erfolgen. Es kann helfen, dem Kind Nahrungsmittel regelmäßig anzubieten. Somit kann es sich an den Geschmack gewöhnen und die eigenen Vorlieben entdecken. Bei der Bewegung gilt: Jeder Schritt zählt. Hier können die Eltern im wahrsten Sinne des Wortes mit gutem Beispiel vorangehen. Wer einen aktiven Lebensstil hat, steckt andere und somit auch seine Kinder an. Spaß an Bewegung kann man beim Kind wecken, indem man Begeisterung für Hobbies teilt und Bewegung in den Alltag und in die Freizeit integriert. Beispielsweise kann man den Schulweg aktiv gestalten, indem man gemeinsam mit dem Rad fährt. Dies vermeidet zudem den Stau in der Schlange der Elterntaxis. Die Mitgliedschaft in Sportvereinen ist eine weitere Grundlage für ausreichend Bewegung und fördert neben der körperlichen Fitness auch das Selbstbewusstsein und die sozialen Kompetenzen.

Auch der Staat ist maßgeblich an der Gesundheit unsere Kinder beteiligt. Denn Kinder werden in Kitas, Kindergärten und Schulen oft mit Lebensmitteln versorgt. Eine Gesellschaft muss sich in diesem Zuge daran messen lassen, wie sie mit der Ernährung der Kinder umgeht und was sie bereit ist hierfür aufzubringen. Dies ist für finanziell und strukturell benachteiligte Familien umso wichtiger. (Adrian Böhm) +++


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