Der neue Dekan des Kirchenkreises Fulda,Dr. Thorsten Waap, im OSTHESSEN|NEWS-Interview. - Fotos: O|N-Archiv / Privat

FULDA Der "Neue" im O|N-Interview

Dekan Thorsten Waap, ein Vollblut-Theologe mit Leidenschaft für die Musik

29.04.24 - An diesem Sonntag wurde Dr. Thorsten Waap als neuer Dekan des Kirchenkreises Fulda in sein Amt eingeführt. OSTHESSEN|NEWS hat ihm einige Fragen gestellt, mit denen sich Waap den Menschen in Fulda vorstellen möchte. Waap war lange Pfarrer in Heringen (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) und zieht demnächst mit seiner Frau und seinen drei Kindern nach Fulda.

Offizielle Verpflichtung am Sonntag "Cantate" in der Kreuzkirche Fulda. ...

O|N: Wie lange waren Sie Pfarrer in Heringen?

Dekan Dr. Thorstan Waap: "Ich bin jetzt 22,5 Jahre in Heringen. Es ist meine erste Gemeindepfarrstelle. Nach meiner Assistenzzeit war ich im Fachgebiet Systematische Theologie an die Uni Marburg abgeordnet. Heringen, ist also quasi meine erste und bleibende Liebe."

O|N: Welche für Sie bedeutenden Ereignisse waren in Ihrer Heringer Zeit wichtig?

WAAP: "Es sind natürlich so viele einzelne Momente und Ereignisse, die besonders sind. Ein Ereignis ragt aber hervor: Es war die Streichung der zweiten Pfarrstelle in Heringen und die damit verbundene Gründung des Fördervereins Christophorus e.V. Heringen im Jahr 2010. Der Förderverein kümmert sich um die musikalische und kulturelle Arbeit im Gemeinwesen sowie um Sozialdiakonisches in der Häuslichkeit und den Seniorenheimen. Es ist ein Beispiel dafür, wie es mit unseren Kirchengemeinden weitergehen kann und unserem Auftrag, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen und wirklich anzupacken in so einer Kommune."

Musik ist seine Leidenschaft: Der neue Dekan des Kirchenkreises Fulda komponiert ...Fotos: O|N-Archiv / Privat

O|N: Mit welchem Gefühl verlassen Sie die Werrastadt? Was wird Ihnen am meisten fehlen?

WAAP: "Es fällt mir und meiner Familie nicht leicht, aus Heringen wegzugehen. Wir waren unglaublich gerne in der Kalistadt. Fehlen werden uns die Wälder drum herum, der Kaliberg, besonders aber die Menschen. Tolle Leute sind das in der Gemeinde, im Ort. Ich werde auch meine Altherrenfußballmannschaft vermissen, ab und an aber zum Training einpendeln."

Dekan Dr. Thorsten Waap (links) mit Stefan Bürger, Pfarrer an der Kreuzkirche Fulda. ...

O|N: Wechseln Sie und Ihre Familie auch den Wohnort und damit Ihren Lebensmittelpunkt?

WAAP: "Ja. Wir ziehen nach Fulda in die Heinrichstraße hinter die Christuskirche."

O|N: Warum wechseln Sie nach Fulda?

WAAP: "Ich möchte mich jetzt noch einmal neuen Aufgaben zuwenden und meine Erfahrung als Gemeindepfarrer und auch schon im Dekanat Hersfeld-Rotenburg als stvellvertretender Dekan einbringen. Unsere Kirche weiter zu entwickeln und 'nach dem Reich Gottes zu trachten', das ist mir wichtig."

O|N: Haben Sie sich als Dekan für den Kirchenkreis Fulda beworben? Falls ja: Wie lange hat das Verfahren gedauert?

WAAP: "Ja, ich habe mich beworben. Und es war ein ganz schön anstrengendes Verfahren mit drei Auswahlgesprächen. Das Ganze fing im letzten Sommer mit der Bewerbung an und Ende November stand fest, dass ich nach Fulda berufen würde. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, dass ich auf Herz und Nieren, zwar nicht geprüft aber, befragt werde."

O|N: Stehen bzw. standen Sie in Kontakt mit Ihrem Vorgänger Bengt Seeberg? Hat er Sie auf Ihre künftigen Aufgaben vorbereitet?

WAAP: "Ich schätze meinen Vorgänger sehr, allerdings konnte ich noch nicht richtig ausführlich sprechen, da ich noch den erkrankten Dekan des Kirchenkreises Hersfeld-Rotenburg bis Ende April vertreten musste. Ich werde mich noch ausführlich mit Dekan Seeberg austauschen. Ich freue mich sehr darauf."

O|N: Fulda ist eher katholisch. Wie beurteilen Sie die Wichtigkeit der Evangelischen Kirche in Fulda?

WAAP: "Die Evangelische Kirche ist nicht deshalb wichtig, weil sie evangelisch ist, sondern weil sie Kirche ist, d.h. zu Jesus gehört. Vielleicht sind wir in unseren Strukturen manchmal etwas flexibler und haben auch nicht so ein gewichtiges Wort wie die katholischen Geschwister. Vielleicht können wir deshalb aber auch die freien Räume gut nutzen, um bei den Menschen zu sein, wie etwa bei der Landesgartenschau und im Alltag der Gemeinden im Kreis."

O|N: Wie sehen Sie die ökumenische Zusammenarbeit in Fulda? Möchten Sie da mehr bewegen?

WAAP: "Ich bin in Haunetal, an der Grenze zum Fuldaer Land aufgewachsen, und kenne die konfessionelle Situation schon ganz gut. Natürlich ist das anders als im Kreis Hersfeld, aber ich empfinde mich nicht in der 'Diaspora', sondern unter Geschwistern, die aus einer anderen spirituellen Tradition schöpfen. Für mich floss das irgendwie immer ineinander, weil wir ja auch in der eigenen Familie unterschiedliche Konfessionen verbinden und weil mein geistliches Leben tief von katholischen Klöstern geprägt ist. Ich habe den Eindruck, dass in Fulda doch viel läuft in der Ökumene, natürlich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit.

Aber in einer Zeit, in der die Leute dem Glauben den Rücken kehren und aus der Kirche austreten, gleich ob es die katholische oder evangelische Kirche ist, sollten wir die Gemeinsamkeiten in den Vordergrund stellen und mit aller Kraft gemeinsam für den Glauben und das Reich Gottes eintreten. Mein katholischer, sehr geschätzter  Amtsbruder Andreas Bieber hat mir zum Abschied eine Packung 'Diasporal' geschenkt: Magnesium für Muskeln und Nerven. Das brauchen wir als Christen und Christinnen in einer immer säkularer werdenden Gesellschaft, das heißt für mich Diaspora."

O|N: Welche Aufgaben liegen nun am Drängendsten vor Ihnen?

WAAP: "Meine Hauptaufgabe ist zunächst, wahrzunehmen, zuzuhören und kennenzulernen. Es sind nicht einzelne Aufgaben, die besonders hervorstechen, außer vielleicht die Orte, an denen Vakanzen sind und die Kräfte der Kolleginnen und Kollegen und auch der Gemeinde an die Grenze kommen. Hier müssen wir zeitnah nach Lösungen suchen. Insgesamt stehen wir vor großen Veränderungen, in der Kirchensprache derzeit: in einem Transformationsprozess. Ich möchte da meine Kraft einbringen und so gut ich kann, helfen, dass wir nicht einfach die Dinge richtig machen, sondern jetzt die richtigen Dinge."

Thorsten Waap mit Pfarrerkollege Andreas Bieber vor der Stadtkirche Heringen. ...

O|N: Werden Sie Ihre kompositorischen/musikalischen Talente auch am neuen Wirkungsort einbringen?

WAAP: "Die Musik und meine Liedermacherei ist eine bleibende Leidenschaft. Es gibt schlechte Angewohnheiten und solche, die sind besser. Manche sagen, das wäre eine ganz gute Angewohnheit, deshalb versuche ich sie beizubehalten und auch eine dritte CD anzustreben. Ich möchte den Leuten nicht auf die Nerven gehen, aber sicher auch mal zu dem ein oder anderen Konzert einladen - natürlich erst, wenn ich hier wirklich angekommen bin."

O|N: Möchten Sie der Leserschaft noch etwas mitteilen?

WAAP: "Ich möchte einfach nochmal sagen, dass sich meine ganze Familie und ich sehr auf Fulda und den ganzen Kreis, gerade auch die ländlichen Gebiete, freuen. Wir haben schon so viele offene Arme und Herzen wahrgenommen und haben das Gefühl, wirklich willkommen zu sein. Das ist großartig." (cdg) +++


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