Das Thema "Selbstbestimmtes Sterben" stand bei der Frauen Union in Hünfeld auf dem Programm - Fotos: privat

HÜNFELD Im DRK-Haus

Sensibles Thema "Selbstbestimmtes Sterben" bei der Frauen Union

10.05.24 - Vollbesetzt war das DRK-Haus in Hünfeld. Die Frauen Union Hünfeld hatte zu Vortrag, Austausch und Diskussion zum sensiblen Thema "Selbstbestimmtes Sterben" eingeladen. Dazu konnte FU-Vorstandsmitglied Claudia Heim den CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Brand und Palliativmediziner Dr. Thomas Sitte willkommen heißen.

Großes Interesse gab es, was Bundestagsabgeordnete Michael Brand, Initiator des fraktionsübergreifenden Gesetzes zum Verbot der geschäftsmäßigen Förderung des Suizids sowie dem massiven Ausbau der Pallitiav- und Hospizversorgung in Deutschland, sowie Dr. Thomas Sitte, Palliativmediziner und Vorsitzender der Deutschen Palliativstiftung, zu sagen hatten. Vor allem waren es die leisen Töne, die das Gespräch über Leben und Tod möglich machten, über Ängste, Sorgen und auch würdiges Leben bis zum Schluss.

"Das Vertrauen von Menschen in eine Sterbebegleitung, die eine menschliche, helfende Hand anbietet, die begleitet beim Sterben – und nicht die Hand anlegt zum Sterben – das ist der Kern einer mitfühlenden Gesellschaft", so Brand. Es gehe einerseits darum Ängste vor Schmerzen, die Ausweglosigkeit in Lebenskrisen oder auch Einsamkeit ernst zu nehmen, andererseits Menschen in vulnerablen Lebenslagen vor Druck zu schützen. "Menschen dürfen sich nicht als Zumutung empfinden oder diesen Eindruck vermittelt bekommen", so Brand. Es bleibe die Aufgabe, Autonomie und Selbstbestimmung "nicht nur formal, sondern auch real zu schützen".

MdB Michael Brand und Dr. Thomas Sitte,Vorstandsvorsitzender der Deutschen PalliativStiftung ...


Keine "normale Behandlungsoption"

Der assistierte Suizid dürfe niemals zu einer "normalen Behandlungsoption" werden, auch wenn manche Sterbehilfeorganisationen das vehement fördern, betonte Brand. Die Entwicklungen in Nachbarländern wie Belgien oder die Niederlande hätten bewiesen, dass auch beim Thema Sterbehilfe "Angebote die tödlich Nachfrage erhöhen". Die angeblich "engen Kriterienkataloge halten nicht, heute sind auch Kinder und Demenzkranke inbegriffen", anders als zu Beginn der gesellschaftlichen Debatte dort. "Die Entwicklung ist scheibchenweise und zügig vorangeschritten", brachte Brand die Zuhörerinnen und Zuhören ins Nachdenken und mahnte: "Niemand darf – auch nicht versehentlich – Säulen wegräumen, die die gesamte Statik des Grundrechts auf Selbstbestimmung auch am Lebensende zusammenbrechen lassen können." Es gehe um den Schutz der Selbstbestimmung gerade in seiner sensibelsten Lebensphase.

Der Ausbau der Hilfe im Bereich Palliativmedizin und Hospiz sei "enorm wichtig und gehe voran". Als zentrales Thema nannte der Abgeordnete "deutlich mehr Anstrengungen und konkrete Maßnahmen bei der Suizidprävention" angesichts von jährlich 10.000 Suiziden in Deutschland, fast viermal so viele wie bei Verkehrsunfällen. Brand engagiert sich in einer fraktionsübergreifenden Parlamentsgruppe, die bis zum Sommer einen Gesetzentwurf zum deutlichen Ausbau der Suizidprävention im Deutschen Bundestag beraten will.

Dem Zeitgeist entgegentreten

In seinem Impuls zur Diskussion betonte der Palliativmediziner Dr. Thomas Sitte, Mitgründer und Vorstand der Deutschen PalliativStiftung, dass der Begriff "Sterbehilfe" nicht gebraucht werden sollte. Diese werde völlig verschieden verstanden. Es spräche ja auch niemand von Selbst-Sterbung. Was heute meist gemeint werde, sei schlicht Tötungshilfe. Eben die Hilfe zur Selbsttötung oder die Tötung auf Verlangen. Leider sei dies ein weltweiter Trend und der Zeitgeist, dem wir aber mit viel Aufklärung und Engagement entgegentreten sollten.

Wichtig sei es, so Dr. Sitte weiter, Wünsche nach Lebensverkürzung immer ernst zu nehmen, das Gespräch darüber zu ermöglichen. Und ebenso wichtig sei es, dass die Betroffenen wissen, wie exzellent man körperliches Leiden auch am Lebensende lindern könnte. Dies könnte man, wenn man die Hilfen erstens einfordere und zweitens das Wissen und die Rahmenbedingungen auch wirklich vorhanden seien. Die Möglichkeiten zur Leidenslinderung seien glücklicherweise durch jahrzehntelange Vorarbeit einiger Engagierter in Osthessen wirklich sehr gut, betonte Dr. Sitte.

In der anschließenden Diskussion hatten die Besucher ausreichend Gelegenheit, ihre Gedanken und Fragen zu dem überaus sensiblen Thema "Selbstbestimmtes Sterben" vorzubringen. Marie-Luise Kling, Vorsitzende der Hünfelder Frauen-Union, dankte zum Abschluss der Veranstaltung den beiden Referenten für ihre beeindruckenden Vorträge zu einem Thema, das den Kern menschlicher Existenz am Lebensende berühre. (pm) +++


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