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Eine Frau steht zwischen drei Männern in Anzügen auf den Treppenstufen von Schloss Bellevue. - Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

REGION Mehr Transparenz könnte helfen

Familie und Beruf: Frauen weiter selten in der Führung

08.05.24 - Familiengeführten Unternehmen mangelt es einer Studie zufolge weiterhin an weiblichen Führungskräften. Auch bei der Erwerbsarbeit von Müttern gibt es nur wenig Entwicklung.

Noch immer schaffen es nur sehr wenige Frauen in Top-Etagen deutscher Familienunternehmen. Einer Studie der gemeinnützigen Allbright Stiftung zufolge lag der Anteil weiblicher Führungskräfte in den 100 umsatzstärksten Familienfirmen Anfang März 2024 bei nur 12,6 Prozent.

Damit sei der Frauenanteil seit der letzten Erhebung vor zwei Jahren zwar um vier Prozentpunkte gestiegen, blieb jedoch deutlich unter dem der 160 Firmen der Dax-Familie, bei denen er durchschnittlich 19 Prozent betrage. «Wollen Familienunternehmen attraktive Arbeitgebende bleiben, ist es höchste Zeit», kommentierten die Geschäftsführer der Allbright Stiftung, Wiebke Ankersen und Christian Berg, mit Blick auf die Studienergebnisse.

«Die Eigentümer der 100 größten Familienunternehmen beginnen erst jetzt, dem Thema strategische Priorität zu geben», hieß es in der nun veröffentlichten Studie. Chancengleichheit und Vielfalt im Management stünden bei Börsenunternehmen dagegen schon seit Jahren auf der Agenda - der Frauenanteil in den Vorständen der 40 Börsenschwergewichte des Dax liege mit 23,7 Prozent nahezu doppelt so hoch wie der Anteil in den Familienunternehmen.

Mehr Transparenz könnte helfen

Je höher die Transparenz des Unternehmens und der Einfluss familienfremder Akteure, desto höher sei demnach auch der Anteil an Frauen in der Geschäftsführung. Bei börsennotierten Familienunternehmen, wie etwa Volkswagen, Henkel oder Merck, sei der Frauenanteil mit 19,6 Prozent fast doppelt so hoch wie der nicht börsennotierter Familienunternehmen (10,6 Prozent). «Die traditionsverhafteten privaten Familienunternehmen tun sich bislang schwer, mehr Frauen in die Führung zu holen - sei es im aktiven Management oder in den Kontrollgremien», erklärten Ankersen und Berg.

Bei knapp der Hälfte der Unternehmen sei mindestens eine Frau in der Geschäftsführung. Es gebe aber immer noch einige Familienunternehmen mit großen Geschäftsführungsteams, in denen keine einzige Frau zu finden sei - darunter Fressnapf, die Schwarz Gruppe und Diehl. Machtvolle Führungspositionen würden dabei innerhalb der Eigentümerfamilie weiterhin den Männern anvertraut - nur in zwei der großen Familienunternehmen stünden Frauen an der Spitze der Geschäftsführung.

Allbright: Geschäftsführung durchschnittlich wenig divers

Insgesamt zeigte sich der Allbright Stiftung zufolge das durchschnittliche Geschäftsführungsmitglied wenig divers. Demnach waren 87,4 Prozent der Geschäftsführungsmitglieder männlich, 89 Prozent deutsch, etwa die Hälfte (49 Prozent) hatte ein Wirtschaftsstudium in der Tasche und jeder fünfzehnte Geschäftsführer hieß Stefan.

Der typische Geschäftsführer neige außerdem dazu, Personen zu fördern, die ihm sehr ähnlich sind. «Der in vielen Unternehmerfamilien anstehende Generationenwechsel ist eine Chance, jetzt schnell deutlich mehr Frauen in die Führung zu bringen», sagten Ankersen und Berg. Die deutsch-schwedische Allbright Stiftung setzt sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft ein.

Quote erwerbstätiger Mütter steigt nur leicht

Die Zahl erwerbstätiger Mütter mit jüngeren Kindern auf dem gesamten Arbeitsmarkt ist zugleich in den vergangenen Jahren nur leicht gestiegen. Wie aus jüngsten Daten des Statistischen Bundesamts hervorgeht, die die Prognos AG ausgewertet hat, waren im vergangenen Jahr 74 Prozent der Mütter mit jüngstem Kind zwischen drei und sechs Jahren erwerbstätig - so viele wie zuletzt auch vor fünf Jahren im Vorpandemie-Jahr 2019. In den Vorjahren 2022 und 2021 lagen die Quoten bei jeweils 73 und 72 Prozent - und damit nur leicht unter dem Wert des vergangenen Jahres, wie die Daten, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen, weiter zeigen.

Auch zehn Jahre zuvor, im Jahr 2013, betrug der Anteil 70 Prozent - und wich damit nur wenige Prozentpunkte von der Quote aus dem vergangenen Jahr ab. Etwas deutlicher ist der Anstieg im Vergleich zu 2008: Damals erreichten Mütter mit mindestens einem Kind zwischen drei und sechs Jahren noch eine Erwerbsquote von 64 Prozent.

Ähnlich ist die Entwicklung bei Müttern mit jüngstem Kind zwischen einem und drei Jahren. Bei ihnen stieg die Erwerbsquote seit 2008 zwar etwas deutlicher von 41 auf den bisherigen Höchststand von 54 Prozent im vergangenen Jahr. Dieser Höchststand war den Daten zufolge allerdings auch schon im Jahr 2022 erreicht worden. Auch im Zehn-Jahres-Vergleich ist die Steigerung moderat: 2013 lag die Quote für Mütter mit mindestens einem Kind der jüngsten Altersgruppe bei 49 Prozent.

Größte Bremse für Erwerbstätigkeit: Fehlende Kita-Plätze

Nach der Prognos-Analyse arbeitet nach wie vor die Mehrheit der Mütter in Teilzeit - auch wenn die Zahl der Arbeitsstunden seit 2008 gestiegen ist. Während 2008 noch elf Prozent der Mütter mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren bis zu 36 Stunden in der Woche arbeiteten, waren es 2023 bereits 20 Prozent.

Auch die Zahl der Mütter, die mehr als 36 Stunden die Woche einer Erwerbsarbeit nachgehen, ist bei jüngstem Kind zwischen drei und sechs Jahren leicht gestiegen - von 14 (2013) auf 16 Prozent im vergangenen Jahr. Bei Müttern mit noch jüngeren Kindern liegt die Quote aber nach wie vor bei 11 Prozent - und damit auf dem Niveau von 2013.

Als einer der größten Bremser für die Erwerbstätigkeit von Müttern gilt seit Jahren der deutschlandweit schleppende Ausbau von Betreuungsplätzen. Laut einer Bertelsmann-Studie aus dem vergangenen Herbst fehlen in Deutschland trotz Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz rund 430.000 Kita-Plätze.

Auch beim Engagement von Vätern in der Familie sehen die Studienautoren Nachholbedarf. «Die Rolle der Mütter hat sich deutlich gewandelt, jedoch ohne, dass Väter in gleichem Umfang mehr Verantwortung im Familienalltag übernehmen würden», heißt es dazu. (dpa) +++


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