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Jan-Malte Marberg (SPD) zieht ins Bad Brückenauer Rathaus ein. - Fotos: Hans-Peter Ehrensberger

BAD BRÜCKENAU Amtsantritt am 14. Mai

Jan-Malte Marberg (SPD) gewinnt Stichwahl - niedrige Wahlbeteiligung

13.05.24 - Die Wähler haben entschieden: Jan-Malte Marberg wird neuer Bürgermeister von Bad Brückenau. In einer Stichwahl setzte sich der SPD-Kandidat gegen seinen Mitbewerber von der PWG (Parteilose Wählergemeinschaft) durch. Marberg siegte nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis mit 1.403 (53,78 Prozent) der Stimmen vor Dirk Stumpe mit 1.193 (45,73 %), das sind absolut 210 Stimmen mehr, 13 Stimmen (0,5 %) waren ungültig.

Die sehr niedrige Wahlbeteiligung lag mit 49,92 Prozent sogar unter der vom ersten Wahlgang, bei dem noch der CSU-Mitbewerber Heribert Übelacker angetreten war, aber deutlich mit 22,09 Prozent scheiterte. Der Urnengang in der unterfränkischen Kleinstadt war nötig geworden, weil nach nur vier Jahren Dienstzeit CSU-Bürgermeister Jochen Vogel (zuvor 17 Jahre Gemeindeoberhaupt in Motten) Ende Februar nach einer Post-COVID-Erkrankung seinen Posten niederlegen musste.

Für acht Jahre gewählt

Den neuen, wegen einer besonderen Wahlrechts-Konstellation dann acht Jahre amtierenden SPD-Bürgermeister und seinen von CSU- und PWG-Partei-Personal dominierten Stadtrat erwarten in der kommenden Legislaturperiode Hercules-Herausforderungen: Das marode Erlebnisbad "Sinnflut" (finanzieller Modernisierungs-Rahmen bis zu 30 Mio Euro - je nach "pompöser" oder "abgespeckter" Lösung), die Innenstadt-Wiederbelebung mit ihren zahlreichen Geschäfts-Leerständen, die "Renaturierung" des stillgelegten Bahnhofs-Areals, die Gesundheitsversorgung, der "Schandfleck Nikolaus-Brache", das "ungleiche" Verhältnis zwischen Stadt und Staatsbad, ein zusätzliches Industriegebiet, Energie-effiziente Neu- bzw. Start-up-Unternehmen sowie die allgemein prekäre Finanzsituation der Kommune seien in diesem Kontext nur beispielhaft genannt.

Endergebnis um 18.37 Uhr

Die erste Hochrechnung um 18.12 Uhr aus dem primär ausgezählten Stadtteil Volkers (mit einer Wahlbeteiligung von knapp 27 Prozent) ließ schon einen gewissen Trend erkennen. Um 18.37 Uhr verkündete dann Geschäftsstellenleiter Michael Worschech das vorläufige amtliche Endergebnis. Jan-Malte Marberg sprach in einem ersten Statement von einem "fantastischen Wahlergebnis und Privileg, diese Stadt regieren zu dürfen." Er wolle "Bad Brückenau und seine Bürgerinnen und Bürger in Bewegung bringen - gehen wir es gemeinsam mit dem Stadtrat an."

Situationsbedingt zeigte sich Dirk Stumpe sehr enttäuscht. "Ich hätte nicht erwartet, so abgewatscht zu werden", sagte er unmittelbar nach seiner Niederlage zu OsthessenNews. "Das ist sehr deutlich. Ich habe auf die CSU-Wähler gehofft, aber mehr als die Hälfte der Bad Brückenauer scheint überhaupt nicht zu interessieren, was in ihrer Stadt passiert. Das ist nicht nur eine Entscheidung pro Jan, sondern eine contra mich", deutete Stumpe ein Überdenken des ehrenamtlichen Engagements und des bisherigen Umfangs seiner 22-jährigen Arbeit im Stadtrat an. "Ich trete definitiv nicht mehr an", erteilte er auch einer angedachten möglichen Doppelspitze eine deutliche Absage. "Dafür sind unsere politischen Ansichten und Vorstellungen zu unterschiedlich. Marberg und Stumpe würden auf keinen gemeinsamen Nenner kommen."

"Nun beginnt die Pflicht"

Der amtierende Bürgermeister Jürgen Pfister sprach von einer gleichermaßen spannenden wie fairen Wahl, zeigte sich aber ob der äußerst geringen Wahlbeteiligung regelrecht schockiert. "Das ist überaus traurig und mehr als enttäuschend. Ich stelle mir die Frage: Warum laufen uns die Bürger weg? Ist unsere Demokratie in Gefahr? 75 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes, dessen Grundlage unter anderem auch mit einer Sitzung des Ellwanger Kreise im Kuppelsaal des Dorint-Hotels in unserem Staatsbad gelegt wurde?! Danke an Dirk für 22 Jahre Mitgestaltung in der Kommunalpolitik. Herzlich willkommen, Jan. Ich werde dich Chef nennen, wenn ich darf", schloss Pfister seine inoffizielle "Inaugurationsrede" vor großem Auditorium im Bad Brückenauer Rathaus, darunter zahlreiche Zaungäste, Freunde, politische Wegbegleiter, der SPD-Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar und den Rhön-Allianz-Bürgermeistern. Ex-Rathauschef Vogel bot dem neuen Stadtoberhaupt Marberg darüber hinaus seine Mitarbeit an, "sollte er Fragen im Rahmen der Verwaltung haben." Oder, wie es abschließend der zweite Bürgermeister Pfister an Marberg gewandt formulierte: "Bisher war der Wahlkampf die Kür. Nun beginnt die Pflicht."

Vorbehaltlich der Genehmigung durch die übergeordnete Wahlbehörde am Landratsamt Bad Kissingen an diesem Montag wird der neue Bad Brückenauer Bürgermeister am Dienstag, 14. Mai, um 0.01 Uhr sein Amt antreten und noch am selben Abend in einer Extra-Stadtratssitzung offiziell vereidigt und eingeführt. (Hans-Peter Ehrensberger) +++


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