Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) tagt in Fulda. Das bedeutet Diskussion - auch öffentlich. Am Montag treffen im Stadtschloss Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels, Professorin Dr. Julia von Blumenthal und Professorin Dr. Nicole Deitelhoff am Podium aufeinander. - Fotos: Martin Engel/ Moritz Bindewald

FULDA Hochschulrektorenkonferenz in der Domstadt

Am Podium im Stadtschloss: Hochschulen und Politik zur Verrohung im Dialog

14.05.24 - Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) tagt in Fulda. Das bedeutet Diskussion - auch öffentlich. Am Montag trafen im Stadtschloss Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels, Professorin Dr. Julia von Blumenthal und Professorin Dr. Nicole Deitelhoff am Podium aufeinander. 

Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels,

50 Jahre Hochschule Fulda heißt auch 50 Jahre gelebte Demokratie und Debattenkultur - oder? Hochschulen sind illiberalen Tendenzen von Innen, aber auch Außen ausgesetzt. Wo sich Hochschulen gegenwärtig durch illiberale Entwicklungen, durch Populismus und Extremismus, herausgefordert sehen und welche Handlungsräume für Reaktionen und proaktives Vorgehen bestehen, war Gegenstand der Professorin Dr. Julika Griem moderierte die Debatte.

Wingenfeld: Demokratischer Diskurs lebt von der Hochschule

Hochschulpräsident Professort Dr. Karim Khakzar begrüßte die Anwesenden und bot einen Rückblick auf die "äußerst erfolgreiche" Geschichte der Hochschule Fulda. "Ich wüsste nicht, was jetzt noch fehlt", meinte Khakzar. "Da sind wir mal ausnahmsweise nicht einer Meinung. Es gibt sicherlich noch Entwicklungsmöglichkeiten", schmunzelte Fuldas Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld. Er sei überaus dankbar, für das enge und vertrauliche Miteinander. Der demokratische Diskurs lebe von der Hochschule. Das dürfe man nicht unterschätzen. 

Deitelhof: Hochschulen müssen den Streit suchen

"Wer, wenn nicht die Universitäten, können das Streiten wieder lehren und eine gesunde Debattenkultur zurückbringen", appellierte Professorin Dr. Nicole Deitelhoff. Hochschulen müssten den Streit suchen, Regeln der Debatte festlegen und so den Diskurs formen. Keine einfache Aufgabe, aber eine, der sich die Universitäten stellen müssten, findet Deitelhoff. Wichtig sei auch, Mittel zur Demokratieförderung bereitzustellen und vor allem, laufenden, funktionierenden Projekten nicht die Förderung zu entziehen, wenn die Förderzyklen auslaufen. Ein Problem sieht Deitelhof auch im fehlenden Vertrauen bildungsferner Schichten in die Wissenschaft. "Wir dürfen nicht nur in Rotary Clubs sprechen, sondern auch dort, wo wir weniger willkommen sind, wo es ungemütlich ist". 

Professorin Dr. Julia von Blumenthal

Griem: Es ist unsere Aufgabe, Debatten zu versachlichen

"Vertrauen, dass wir es schaffen, Teil der Gesellschaft zu sein, Debatten hereinzulassen, aber auch verhandelbar zu machen, sie zu versachlichen, das muss unsere Aufgabe sein und ist unsere Herausforderung", betonte Professorin Dr. Julika Griem. Besonderen Wert lege sie dabei auf die Selbstregulierungskräfte der Universitäten und Hochschulen. Mit Blick auf Hochschulgruppen und die Studierendenvertretungen betonte sie deren Wichtigkeit und erklärte: "Ich fühle mich da auch als Demokratie-Lehrerin". 

Prof. Dr. Julika Griem

Bischof Dr. Michael Gerber und Thomas Hering (CDU)

Hochschulpräsident Professort Dr. Karim Khakzar

Gremmels will "echter Hochschuldemokratie"

"Ich habe in den letzten Wochen immer wieder auch mit Studierenden gesprochen und diskutiert und das rate ich wirklich jedem", berichtete Wissenschaftsminister Timon Gremmels. Er hob hervor, dass er die Mitbestimmungsmöglichkeiten in Hochschulen stärken wolle und sprach von "echter Hochschuldemokratie". Der Austausch europäischer und internationaler Wissenschaft, die Kooperationen müsse man stärken - auch wenn dies manchmal schwer sei. 

Professorin Dr. Nicole Deitelhoff

Fuldas Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld.

Blick auf internationale Konflikte und in die Staaten wird mit Seufzen quittiert

Mit einem Seufzen quittierte Professorin Dr. Julia von Blumenthal den Wechsel der Debatte zum Blick auf die international an Hochschulen und Universitäten bestehenden Konflikte und daraus resultierende Solidaritätswellen. Initiativen stützen, schützen und ermöglichen - diesen Anspruch habe sie an sich selbst als Hochschulleitung. Deutsche Hochschulen seien in einem Feld, wo es Seiten wie "Strike Germany" gibt, eine Art Boykottbewegung gegen sie und ihre Referenten. Außerdem hob sie die Wichtigkeit der Wissenschaftsfreiheit hervor, welche hierzulande andere Sicherheitsgarantien für Forschende und Studierende als etwa in den USA biete. 

Hochschulrektorenkonferenz erstmals in der Domstadt

Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Menzel

Die HRK ist der freiwillige Zusammenschluss der staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen in Deutschland. Die aktuell 271 Mitgliedshochschulen werden in der HRK durch ihre Präsidien und Rektorate vertreten. An den Mitgliedshochschulen sind rund 90 Prozent aller Studierenden in Deutschland immatrikuliert. Damit ist die Hochschulrektorenkonferenz die Stimme der Hochschulen gegenüber Politik und Öffentlichkeit und das zentrale Forum der gemeinsamen Meinungs- und Willensbildung im Hochschulsystem. Die HRK befasst sich mit allen Themenfeldern, die Rolle und Aufgaben der Hochschulen in Wissenschaft und Gesellschaft betreffen.

Aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Hochschule Fulda kommen die Mitglieder der HRK am 13. und 14. Mai zu ihrer Jahresversammlung 2024 sowie weiteren Gremiensitzungen in Fulda zusammen. Zum ersten Mal findet diese Tagung an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften statt, zum ersten Mal in Fulda. Den stimmungsvollen Abschluss bildet ein Nachtkonzert mit Preisträgerinnen und Preisträgern der deutschen Musikhochschulen. (Moritz Bindewald) +++

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