Hubert Weber - so kannten und mochten ihn alle - O|N-Archivbild: Ralph Leupolt

FULDA "Eine fuldische Institution!"

Chronist über fünf Jahrzehnte - FZ-Fotograf Hubert Weber (93) gestorben

05.06.24 - Ein Fuldaer Unikat, das eigentlich mehrere Orden für die Verbreitung eines positiven Bilds der Domstadt verdient hätte, ist von uns gegangen: Der langjährige Fotograf der Fuldaer Zeitung Hubert Weber ist am 15. Mai im Alter von 93 Jahren gestorben. Seine Fotos haben über fünf Jahrzehnte lang das Gesicht der Lokalzeitung geprägt und gestaltet.

Hubert Weber mit seiner Frau Doris 2010 bei der Eröffnung seiner Ausstellung im Vonderau-Museum ...Foto: Walter M. Rammler

Fleißig, bescheiden und über fünf Jahrzehnte im Dauereinsatz

Mit seinem Laudator Günter Zint

Vor einem Ausflug in den Frankfurter Zoo hatte sich der Maschinenschlosserlehrling 1951 seine erste Kamera für stolze 65 DM auf Raten gekauft, um damit Löwen, Tiger und Elefanten festzuhalten. Und Talent für gute Bilder muss ihm in die Wiege gelegt worden sein, denn ganz ohne Fotografenlehre gewann der Hobbyfußballer bei einem Preisausschreiben der FZ mit dem Bild eines fliegenden Torwarts. Folgerichtig war auch die Sportredaktion sein erstes Betätigungsfeld bei der Zeitung. Doch seine Umsicht, sein Talent und vor allem sein unermüdlicher Fleiß ließen ihn schnell zum Allrounder avancieren. Egal ob Rhöner Dorfgeschichten, Brände, Unfälle, Jubiläen oder Tagespolitik - Hubert Weber bannte es gekonnt und kreativ auf Zelluloid. Seine zahllosen Notizbücher, in die er seine täglichen Termine notierte, sind bis heute eine Chronik der laufenden Ereignisse in Fulda und Umgebung.

Und er war in Fulda und der Rhön eine allseits bekannte und beliebte Erscheinung. Ein Feuerwehrmann hatte berichtet, dass es bei einem eher harmlosen Brand hieß: "Stopp, noch nicht löschen, der Hubert ist noch nicht da!" Ob ihn plötzliches Glockenläuten im Domturms erschreckte, wo er die besten Bilder vom Bonifatius-Jubiläum schoss, ob er versäumte, die in den Ästen schaukelnde Perücke von Lili Fahr im Unterholz von Schloss Fasanerie aufs Foto zu bannen oder ob er Neil Armstrong im Nebel auf der Wasserkuppe im Sucher hatte, sein Fazit war lapidar: "Man muss sich schon ganz schön tummeln, Tag und Nacht springen, um überall hinzukommen." Der ehemalige Chefredakteur Hermann-Joseph Konze hatte gelobt: "Hubert war immer da, bei den lauten und auch bei den leisen Ereignissen – seine Kamera beobachtete und bewertete alles".

Eigene Ausstellung im Vonderau-Museum

2010 würdigte eine große Ausstellung im Vonderau Museum spät sein fotografisches Können. Zu jedem der markanten Bilder konnte er den zahlreichen Besuchern etwas erzählen - so zum Beispiel die schöne Entstehungsgeschichte eines seiner Lieblingsfotos. Nach einer samstäglichen Feier, die sich bis morgens um vier Uhr hingezogen hatte, ging man dennoch pflichtschuldig in die Klosterkirche auf dem Frauenberg. Nach dem Gottesdienst war alles tief verschneit und Hubert befahl seinem Freund Erwin, an Ort und Stelle neben der Laterne auszuharren, bis er nach Hause geeilt, die Kamera geholt und "zurückgesprungen" war. Auch die beiden Nonnen vor dem verschneiten Paulustor waren dem Auge des Profis sofort als Motiv aufgefallen: "Sehen und druff", hieß dann seine erfolgreiche Devise.

Nonnen im Schnee Alle Fotos: Hubert Weber/Stadt-Archiv Fulda

Seinen unerschütterlichen Arbeitseifer bewies er unter anderem, als er beim Empfang der ersten Heimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft im Lager Friedland zu spät kam, weil ihm jemand mit seinem Auto in den Kühler gefahren war. Um schließlich doch noch zu seinen Bildern zu kommen, musste Hubert Weber zwischen Hohlblocksteinen unter einer Baracke durchrobben – sehr zum Schaden seines hellen Sommermantels. Der litt auch bei einem Motorradunfall, als Weber mit Freund auf dem Weg zu einem Borussenspiel nach Coburg auf dem glatten Pflaster stürzte. Trotz blutendem Knie wurden die Sportbilder gemacht und die Mutter daheim mit "Hol emo e Pflaster" begrüßt – offenbar nicht zum ersten Mal.

Hubert Weber hat im Lauf der Jahrzehnte für die FZ 60 Fotokameras und Blitzgeräte "verbraucht", sechs Chefredakteure "überlebt" und über eine Million Bilder "geschossen". Die sind mittlerweile im Besitz des Fuldaer Stadtarchivs, das diesen Schatz von Weber gekauft und so für die Nachwelt erhalten hat. (Carla Ihle-Becker) +++


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