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JUMO-Werk Sensilo: Integrierte Projektabwicklung anstatt Stuttgart 21
24.05.24 - Die Baumaßnahmen am Jumo-Werk Sensilo im Technologiepark Fulda-West schreiten weiter zügig voran. Als nächster großer Schritt ist der Umzug ab Oktober geplant, wie Jumo-Geschäftsführer Dr. Steffen Hoßfeld nun Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, Stadtbaurat Daniel Schreiner und Pressevertretern bei einem Rundgang erklärte. "Mittlerweile nimmt es Gestalt an." Mit rund 50 Millionen Euro ist der Neubau die größte Investition in der Jumo-Geschichte.
Jumo errichtet im Technologiepark ein Werk für die Fertigung von Temperatur- und Drucksensoren mit einer Produktionsfläche von rund 13.000 Quadratmetern. Diese Produktbereiche sind zuletzt überdurchschnittlich stark gewachsen; Jumo sieht hier auch in den nächsten Jahren ein großes Potenzial. Bei den Temperatursensoren will Jumo bis 2026 die Produktionsmenge gegenüber 2022 verdoppeln, wie Dr. Michael Schwander, Leiter Produktion Temperatursensortechnik, verdeutlichte. Auch die Produktion der Drucksensoren werde deutlich effizienter.
"Wir schaffen hier Zukunft, wir schaffen Wachstum, dafür stehen wir", betonte Hoßfeld. Bei dem Neubau gehe es voranging um Digitalisierung, Materialflussoptimierung, Reduzierung von Kostenstrukturen und somit letztlich um Effizienzgewinne, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, so Hoßfeld. Jumo errichtet in Rodges auf der grünen Wiese eine Fabrik der Zukunft. "Es sind genau die Fertigungsbereiche, die auf Zukunftsbranchen und Zukunftstechnologie ausgelegt sind.
Integrierte Projektabwicklung Nach aktueller Planung wird Jumo komplett auf fossile Energieträger verzichten. Zur Heizungsunterstützung soll eine Geothermieanlage eingesetzt werden. Diese wird die Spitzenlast abdecken, die Grundlast wird komplett durch Wärmerückgewinnung aus den Produktionsprozessen gedeckt. Die Kühl- und Lüftungsanlagen des neuen Werkes werden überwiegend mit selbst erzeugtem Strom aus einer Photovoltaikanlage mit 700 kWh Peak betrieben.
Jumo liege weiterhin im Zeitplan, erklärte Projektleiter Stefan Reith. Auch die Kosten bewegen sich weiter im geplanten Rahmen von 47 Millionen Euro. Das gesamte Team ist hoch motiviert, die Zusammenarbeit der einzelnen Gewerke läuft Hand in Hand, wie er ausführte. Er erklärte daraufhin ausführlich und transparent, warum man sich bei diesem Projekt für eine integrierte Projektabwicklung entschieden hat. "Wenn wir uns Projekte wie Stuttgart 21 anschauen, muss man sich die Frage stellen, wieso diese Projekte mit Verspätungen und Kostenschwankungen zu kämpfen hatten. Meine These ist: Es liegt an den Menschen, an der Teamarbeit und der hohen Komplexität. Missverständnisse und fehlende Kommunikation zwischen den verschiedenen Gewerken sind dabei auf der Tagesordnung." Um bei dem Projekt Sensilo eine optimale Lösung zu erarbeiten, entschied man sich dafür, die Bauausführenden schon zu Beginn der Planungsphase in das Projekt zu integrieren. "Durch diese Gemeinschaft und Einbindung entsteht ein ganz anderes Gefühl der Zusammengehörigkeit zu dem Projekt. Die Unternehmen unterstützen sich gegenseitig und sind motiviert. Dieses partnerschaftliche Verfahren ist sehr innovativ, spart Kosten und schützt vor möglichen Klagen", so Reith.
"So verhält sich ein globaler Weltmarktführer unter schwierigen Wirtschaftsbedingungen" Hoßfeld selbst gehörte im Vorfeld zu den größten Skeptikern bezüglich dieser Projektabwicklung, wie er selbst zugab. "Überraschenderweise hat es aber funktioniert. Durch das effiziente Arbeiten haben alle mitgezogen. Das ist unsere DNA, denn wir haben keine Kunden, es sind unsere Partner mit denen wir jahrelang zusammenarbeiten. Inzwischen bin ich überzeugt, dass dies der richtige Weg ist. Alles passt einfach."
Begeistert von diesem Projektablauf und den Kompetenzen war nicht nur Christian Gies, Leiter des Facility-Managements, sondern auch die Stadt Fulda."Ich habe bereits von einigen traditionsreichen Unternehmen mit spezifischer Unternehmenskultur frühzeitig mit großer Anerkennung gehört: 'Boah, das läuft hier ganz anders, aber das ist auch gut so'. Dem kann ich nur zustimmen. Dieses Projekt ist das perfekte Beispiel, wie ein globaler Weltmarktführer unter schwierigen Wirtschaftsbedingungen aus eigenen Kräften ein Projekt meistert", betont Oberbürgermeister Wingenfeld. "Das zeigt, dass es trotz schwieriger Rahmenbedingungen gelingen kann. Das ist höchst respektabel und auch gleichzeitig ein Beispiel für Innovations- und Leistungsfähigkeit im globalen Wettbewerb. Es ist etwas, woraus Mut und Inspiration geschöpft werden kann und auch muss." Auch Stadtbaurat Schreiner lobte die gute Zusammenarbeit mit der Jumo. "Der Prozess von der Planung bis zur Umsetzung mit den Bauverantwortlichen war von hoher Verlässlichkeit geprägt. Die Message ist: Jumo bleibt stabil. Es wird in Krisenzeiten investiert, was oft gescholten wird. Doch das hier ist ein klares Bekenntnis zum Standort Fulda", hob Schreiner hervor. (ms) +++