Ludwig Ebert bei seiner Verabschiedung am 29.6.2000. - Fotos: Archiv Raimund Henkel

FLIEDEN Nachruf

Große Trauer: Langjähriger Bürgermeister Ludwig Ebert verstorben (†84)

26.05.24 - Im Alter von 84 Jahren verstarb Fliedens langjähriger Bürgermeister Ludwig Ebert. In seiner 24-jährigen Amtszeit hat er in allen Ortsteilen der Gemeinde nachhaltige positive Spuren hinterlassen.

Ludwig Ebert wurde am 19. Oktober 1939 in Ebersburg-Stellberg geboren. Bereits in seiner Heimatgemeinde war er kommunalpolitisch in Gemeindevorstand und -vertretung aktiv. Beruflich war er bis zu seinem Dienstantritt im "Königreich" in der Finanzabteilung des Landratsamtes Fulda tätig.

"Ich lasse Ebert nur ungern aus der Kreisverwaltung gehen. Seine Qualifikation und Verlässlichkeit kommen einer leidenschaftlichen und zielstrebigen Amtsführung zugute." Dies sagte der damalige Landrat Fritz Kramer bei der Amtseinführung im Juni 1976. Damit wussten die Fliedener, mit wem sie es künftig im Bürgermeisteramt zu tun haben. Um die Erwerbsmöglichkeiten im ländlichen Raum weiterzuentwickeln, bedurfte es der Bereitstellung von Baugebieten und Gewerbeflächen sowie deren Erschließung. Der dafür erforderliche Grunderwerb war für Ebert eine dauerhafte Aufgabe, bei der er mit viel Verhandlungsgeschick erfolgreich war.

Dorferneuerungen und Ortskernsanierungen

Landrat Fritz Kramer überreicht am 29.6.2000 das Bundesverdienstkreuz am Bande ...

Zur Gestaltung der Ortsbilder trugen Ludwig Eberts Pläne Dorferneuerung und Ortskernsanierung und deren Umsetzung bei. Hauptprojekt in der Kerngemeinde war der Kirchplatz, der nach dem Abriss alter Gebäude an der Straße zu einem Blickfang geworden ist. In Verbindung damit entstand die Anlage eines Ehrenhofs für die Kriegsopfer. Zu vielfältigen Open-Air-Veranstaltungen wird der Dorfplatz vor dem Schulgelände seit seinem Bestehen genutzt. Weitere öffentliche Plätze entstanden auch in den Ortsteilen an alten Dorfbrunnen. Mit sechs neuen Spielplätzen kamen auch die Kinder zu ihrem Recht. Darüber hinaus entstanden neue oder erweiterte Kindergärten in Flieden und Magdlos. In den kleineren Ortsteilen wurden seit Ende der 1960er Jahren durch die hessische Landschulreform die Gebäude frei. Sie wurden zu Dorfgemeinschaftshäusern umfunktioniert und für diesen Zweck erweitert. Seitdem dienen sie der Pflege der Gemeinschaft und des Vereinslebens. Rückers erhielt ein Bürgerhaus.

Fliedener Friedhofskultur beispielgebend für die Region

Eine besondere Bedeutung hatte für Ludwig Ebert das Friedhofwesen. Die Begräbnisstätten wurden erweitert, bekamen Aussegnungs- und Trauerhallen und das Umfeld wurde neu gerichtet. Für die Gestaltung der Grabmale wurden unter Mitwirkung der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal in Kassel Empfehlungen und Richtlinien erstellt. Das führte nach einiger Zeit dazu, dass die Fliedener Friedhofskultur als beispielgebend für die Region galt. In den Rahmen der Dorferneuerung fiel auch das Jubiläum "1175 Jahre Königreich Flieden". Mit einer Fülle von Veranstaltungen religiösen, kulturellen, sportlichen, historischen und geselligen Inhalts präsentierten sich alle Ortsteile und erlebten sich erstmals als Großgemeinde seit der Gebietsreform 1972. Das kam vor allem in den 71 Nummern des Festzugs zum Ausdruck.

"Ein Heim mit Bürgerhauscharakter"

Außerdem wurde der neue Sport – und Freizeitpark in der Talaue "Bruchwiese" am Magdloser Wasser eröffnet. Die Anlage besteht aus dem Paddelteich, Festplatz und Stadion mit Spielfeld und Leichtathletikeinrichtungen. Ein Funktionsgebäude mit überdachter Tribüne sowie drei Tennisplätze kamen später hinzu. Im weiteren Bereich schließen sich die Plätze und das Vereinsheim des SV Buchonia (Ebert: "Ein Heim mit Bürgerhauscharakter") und der Reitplatz an. Dass beim Bau der Kreissporthalle den Interessen der vielfach sportlich aktiven Gemeinde Flieden Rechnung getragen wurde, war das Ergebnis umfangreicher Gespräche und Verhandlungen mit dem Landkreis Fulda. Weitere Sport- und andere Vereinseinrichtungen entstanden in den Ortsteilen.

Aber nicht nur der Sport wird von der Gemeinde gefördert. Ein reich gegliedertes Vereinsleben erfährt Unterstützung aus dem Rathaus. Dazu stehen nicht nur die DGHs zur Verfügung, sondern zahlreiche Vereinsräume und Vereinsheime. Auch die "Ostdeutsche Heimatstube" als Treffpunkt der Heimatvertriebenen fand eine eigene Unterkunft. Nicht zuletzt gehört auch das "Hüttnergut Lenzis" der Gemeinde. Sie hat im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms das kleinbäuerliche Anwesen erworben und restaurieren lassen, damit der Heimatverein "Königreich Flieden" eine heimatkundliche Sammlung einrichten konnte.

Örtliche Infrastruktur wurde verbessert

Die örtlichen Infrastrukturen wurden im Rahmen der Dorferneuerungen und speziell der Ortskernsanierung der Kerngemeinde durch weitere Maßnahmen verbessert. Dazu gehören die Restaurierung von Backhäusern und alter Privatgebäude, die Aussiedlung von landwirtschaftlichen Gehöften, die Anlage öffentlicher Parkplätze und das Großprojekt Kläranlage, an die inzwischen fast alle Ortsteile angeschlossen sind, oder die Renaturierung des Magdloser Wassers im Fliedener Ortskern.

Ein Schwerpunkt kommunaler Aufgaben ist die Einrichtung von Feuerwehrhäusern und die Bereitstellung von Löschfahrzeugen und -geräten. Die neue Feuerwache im Kernort seit1984 bildete unter Ludwig Ebert den Beginn und galt damals als "eine der schönsten in ganz Hessen". Es folgten Schweben (1987) und Höf und Haid (1992). Der DRK Ortsverein Flieden erhielt neben der Feuerwehr ein eigenes Domizil, wo sich die Aktiven für ihre Tätigkeit aus- und fortbilden können. Für die Gemeinde und den Südkreis Fulda von großer Bedeutung war die Erweiterung des Seniorenheims St. Katharina in damaliger Trägerschaft des Fuldaer Mutterhauses der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul.

Kunst- und Denkmalpflege war eine Daueraufgabe

Die Kunst- und Denkmalpflege nahm bei Ludwig Ebert eine Sonderstellung ein und war für ihn eine Daueraufgabe. Bereits seit seiner Bewerbung für das Amt des Bürgermeisters in Flieden gab er zu verstehen, dass er der Denkmalpflege ein Hauptaugenmerk schenken wolle. So entstanden in seiner Zeit in fünf Ortsteilen 20 Objekte. Unter den zehn Bildstöcken hat der der heiligen Hedwig gewidmete insofern eine besondere Bedeutung, als er an die nach Kriegsende 1945 eingebürgerten Heimatvertriebenen aus Schlesien und deren Integration erinnert. Außerdem wurden 32 historische Bildstöcke und drei Hochkreuze restauriert. Darüber hinaus wurden in allen Ortsteilen Gedenkstätten für die Opfer der Kriege geschaffen. Weitere Kunstwerke entstanden im Bereich des Kirchplatzes in Flieden. In Stork wurde ein Marienbildhäuschen und ein Hochkreuz errichtet. Das Pestkreuz in Flieden erhielt durch den Ausbau der B40 einen markanten neuen Standort.

Die Auflistung der sichtbaren Ergebnisse aus Ludwig Eberts Amtszeit ist nicht vollständig. Ihr erstaunlich großer Umfang war möglich durch die gute Zusammenarbeit mit den Kirchen, Vereinen und weiteren Institutionen sowie zahlreicher Einzelpersonen. Ihre Finanzierung gelang durch die Ausschöpfung von Fördermitteln von Bund, Land und Landkreis. Was er zuletzt noch eingeleitet hat, war die Erweiterung des Rathauses und der Einsatz zur Schaffung eines Anschlusses an die Autobahn A66.

Unermüdliche Einsatzbereitschaft

Eine Serie von Publikationen in Form von Festschriften und Chroniken entstand in Verbindung von Orts- und Vereinsjubiläen, in denen das Vorgenannte neben den ungezählten Zeitungsberichten aufgelistet ist. Bis zum Ende seiner Amtszeit hat Ludwig Ebert dem "Königreich" mit seiner unermüdlichen Einsatzbereitschaft zur Verfügung gestanden. Dies kam in mehreren Ansprachen bei seiner Verabschiedung zum Ausdruck, die auch Worte des Dankes und der Anerkennung enthielten. Landrat Fritz Kramer nannte ihn einen "Bürgermeister mit Herz", als er zur Überraschung des Betroffenen und aller Anwesenden an Ebert das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreichte.

Neben seiner Tätigkeit als Bürgermeister übernahm Ludwig Ebert im Jahr 1992 vom früheren Oberbürgermeister der Stadt Fulda Wolfgang Hamberger den Vorsitz des Kreisverbandes Fulda des Deutschen Roten Kreuzes. Diese Aufgabe nahm er über das Ende seiner Dienstzeit hinaus bis 1999 wahr. (pm)+++


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