Die Lebenserwartung in Deutschland sinkt. - Symbolbild: Pixabay

REGION Im Gegensatz zum internationalen Vergleich

Schlechte Entwicklung: Lebenserwartung in Deutschland sinkt

26.05.24 - Es gleicht einem Armutszeugnis für eine der reichsten Nationen der Welt: Deutschland fällt laut einer Studie zur Lebenserwartung zurück. Verglichen wurde die Lebenserwartung der Menschen in Westeuropa. Beim Spitzenreiter Schweiz haben die Bürger mit 83,5 Jahren die höchste Lebenserwartung, gefolgt von Spanien 83,2 Jahren. In der Bundesrepublik liegt man aktuell lediglich bei 80,5 Jahren.

Durchgeführt wurde die im Bundesgesundheitsblatt veröffentlichte Studie "Sterblichkeitsentwicklung in Deutschland im internationalen Kontext" vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung und dem Max-Planck-Institut für demografische Forschung.

Die Studie hat das Ziel, die Lebenserwartung in Deutschland mit der in anderen westlichen Ländern zu vergleichen. Die Autoren bescheinigen Deutschland mit seiner großen Wirtschaftskraft und seinem hoch entwickelten Gesundheitssystem gute Voraussetzungen für eine hohe Lebenserwartung. Für die Studie analysierten die Wissenschaftler Daten aus der Human Mortality Database (HMD). Bezüglich der Todesursachen wurden Sterberegister der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgewertet. Verglichen wurden die Jahre zwischen 1960 und 2019.

Permanenter Rückgang der Sterblichkeit

In den entwickelten Ländern konnte man seit den 1970er Jahren einen permanenten Rückgang der Sterblichkeit beobachten. Dies führt man auf steigende Wirtschaftskraft, bessere Hygiene und medizinischen Meilenstein zurück. In den letzten Jahren wurde dieser Trend allerdings durch einen Rückgang an Lebenszeit in den USA und eine Stagnation in Großbritannien gebrochen.

In Deutschland sind insbesondere Männer und Frauen im höheren Erwachsenen- und Rentenalter von einer höheren Sterblichkeit bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Dies führt dazu, dass Deutschland bei der Lebenserwartung nur unterdurchschnittlich abschneidet. Fast 10 Prozent höher liegt demnach die Zahl der Todesfälle dieser Gruppe, verglichen mit anderen Ländern. Blickt man auf Sterbefälle durch Krebs, steht Deutschland wesentlich besser da. Dies lässt sich vermutlich dadurch erklären, dass die Menschen früher an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben und somit nicht mehr an Krebs sterben können. Dies ist also kein Anlass zur Freude.

Als mögliche Ursachen für diesen Negativtrend haben die Wissenschaftler schlechte Prävention und eine mangelhafte Primärversorgung ausfindig gemacht. Werden Patienten beispielsweise jahrzehntelang im Rahmen einer guten Gesundheitsvorsorge mit Blutdruckmedikamenten behandelt, oder vom Rauchen entwöhnt, tritt ein Herzinfarkt oder Schlaganfall seltener auf.

Aktuell ist die unterdurschnittliche Lebenserwartung der Frauen in Deutschland mit den Auswirkungen der sogenannten "Rauchpandemie" zu erklären. Viele Frauen, die jetzt 65 und älter sind, haben während dieser Zeit mit dem Rauchen aus teils sozialen und teils kulturellen Gründen begonnen und leben deutlich kürzer, als die nicht rauchende Vergleichsgruppe. Im Vergleich zu den 2000er Jahren ist Deutschland bei den Menschen ab 50 Jahren unter anderem aus diesem Grund auf die hinteren Ränge abgestürzt.

Teures Gesundheitssystem kann Prävention nicht ausgleichen

Deutschland liegt somit nicht nur auf den hinteren Plätzen, sondern hat in den letzten Jahren seine Lebenserwartung noch weiter verschlechtert. Bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen scheint der größte Nachholbedarf verzeichnet zu sein. Neben der bereits erwähnten medizinischen Prävention scheinen die Ernährungsgewohnheiten der Deutschen unterdurchschnittlich ungesund zu sein. Somit ist der Konsum an Obst und Gemüse in der Bundesrepublik nur unzureichend und in den vergangenen Jahrzehnten wurde im internationalen Vergleich extrem wenig in die präventive Gesundheitspolitik und Aufklärung investiert. Ein besonders teures Gesundheitssystem ist somit nicht in der Lage, Versäumnisse der Prävention auszugleichen.

Als größte Herausforderungen für die Zukunft sehen die Autoren den Klimawandel und Infektionserkrankungen an. Besonders bei jüngeren Menschen scheinen Krisen wie die Opioidkrise in den USA eine komplexe gesellschaftliche Aufgabe zu sein. Allerdings wird auch angemahnt, dass man Gesundheitsausgaben weg von reiner Hochleistungsmedizin hin zu Prävention und Aufklärung lenken muss, um das System auch in Zukunft noch finanzierbar zu halten. (Adrian Böhm) +++


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