Das Traditionsunternehmen 'Nicolaus Weber' in Fulda schließt Ende Juli. - Fotos: Nicolaus Weber GmbH & Co. KG

FULDA "Herausforderungen nicht mehr zu stemmen"

Textiles Traditionsunternehmen 'Nicolaus Weber' schließt Ende Juli

30.05.24 - Seit dem Jahr 1875 steht die Nicolaus Weber GmbH & Co. KG aus Fulda für textile Kompetenz auf höchstem Niveau. Jetzt schließt das in der fünften Generation inhabergeführte Traditionsunternehmen aus der Frankfurter Straße. Die Gründe dafür sind vielfältig. Für die 18 Mitarbeiter wird es einen sauberen Abschluss geben, so die Unternehmensleitung. Die Belegschaft wurde am Mittwoch (29. Mai) auf einer Betriebsversammlung über die Geschäftsaufgabe informiert.

Claus-Michael Weber, geschäftsführender Gesellschafter, hat die Geschicke des mittelständischen Unternehmens im Jahr 1983 von seinem Vater übernommen. Mit viel Leidenschaft, Herz und Seele hat er gemeinsam mit seiner Ehefrau den Betrieb weiterentwickelt. Den Schritt, die Firma auflösen zu müssen, bedauert er. "Wir werden die Nicolaus Weber GmbH & Co. KG zum 31. Juli 2024 liquidieren. Die Entscheidung haben wir uns keineswegs leicht gemacht, aber die Herausforderungen der Zukunft sind so enorm, dass sie nicht mehr zu stemmen sind."

Das Textil-Unternehmen mit Hightech-Maschinenpark hat sich auf komplexe Anforderungen spezialisiert und beliefert Kunden aus Deutschland und dem umliegenden Ausland. Ob Gewebe für sterile Medizintechnik, Transportbänder für Agrar- und Lebensmitteltechnik, Stützgewebe für die Kerosinfilter in der Luftfahrtindustrie sowie Textilien für die Bereiche Umweltschutz, Industrie, Arbeitsschutz, Raffinerien, Maschinenbau, Sport und Freizeit. "Wir stehen für ‚Made in Germany‘, sind Problemlöser für unsere Kunden und haben einen hohen Qualitätsansatz", sagt Weber.

Textile Lösungen: Fast 150 Jahre höchste Qualität aus Fulda

Textile Lösungen: Fast 150 Jahre höchste Qualität aus Fulda

Doch die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg verbunden mit der Wirtschaftskrise haben die Rahmenbedingungen massiv verändert. "Vor Corona hatten wir 40 Mitarbeiter, heute sind es noch 18. Die Gas- und Energiekosten sind explodiert, aktuell befinden wir uns in einer Konsumkrise. Das Kaufverhalten ist rückläufig und unseren großen Kunden fehlt die Zuversicht." Hinzu komme jede Menge Bürokratie und auch die Prüfungsauflagen werden permanent schärfer. "Aufgrund dieser ganz unterschiedlichen Entwicklungen mussten wir unsere Preise erhöhen, um überhaupt wirtschaftlich zu sein. Die Kunden akzeptieren die Preissteigerungen aber nicht, weil es im Ausland Mitbewerber gibt, die günstiger produzieren. Der hohe Qualitätsanspruch ist dann nebensächlich", betont Claus-Michael Weber und begründet so seine schwere Entscheidung.

"Wenn wir diesen Weg nicht jetzt aus eigener Kraft beschreiten, werden wir irgendwann vielleicht zur Schließung gezwungen. Das möchten wir nicht", sagt der 67 Jahre alte Geschäftsführer, der auch berichtet, keinen Nachfolger für den seit fast 150 Jahren bestehenden Betrieb gefunden zu haben. "Wir sind stolz auf das Unternehmen: Mit unserem Team haben wir immer gemeinsam den Gedanken ‚Textile Lösungen‘ aktiv gelebt. Für unsere Mitarbeiter aus der Produktion und der Verwaltung sind wir nun optimistisch, dass alle einen neuen Arbeitsplatz finden werden. Wir helfen auch bei der Vermittlung."

Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld reagierte mit großem Bedauern auf die Nachricht von der Schließung der traditionsreichen Textilfabrik in der Rangstraße:

Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld reagierte mit großem Bedauern auf ...Archivfoto: ON/Carina Jirsch

"Das Unternehmen Nikolaus Weber stand als einer der letzten Vertreter für die einst so bedeutende Textilbranche in Fulda. Nach dem Großbrand im Jahr 2003 hatte die Unternehmensleitung mutig und mit viel Liebe für das denkmalgeschützte Gebäude das Werk wiederaufgebaut und dem Standort Fulda die Treue gehalten. Die Schließung nach fast 150 Jahren Unternehmensgeschichte ist – rund ein halbes Jahr nach dem angekündigten Aus für das Goodyear-Werk - ein weiterer Verlust für den Industrie- und Produktionsstandort Fulda. Auch wenn die Ursachen im Detail sehr unterschiedlich sein mögen, so zeigt sich jedoch auch hier, dass sich die Rahmenbedingungen für das produzierende Gewerbe in Deutschland massiv verschlechtert haben. Diese allgemeine Entwicklung macht auch vor unserer Stadt nicht Halt. Angesichts der nach wie vor guten Arbeitsmarktdaten in Osthessen und des Fachkräftemangels in anderen Branchen bin ich allerdings zuversichtlich, dass die hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens Nikolaus Weber zeitnah eine adäquate andere Beschäftigung in unserer Region finden werden." (pm/nia) +++


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