Teilnehmer der Bauerndemos im Januar 2024 - Foto: Henrik Schmitt

REGION Weltbauerntag am 1. Juni

Situation der Landwirtschaft in NordOstHessen bleibt komplex

01.06.24 - Zum Weltbauerntag am 1. Juni dankt Regierungspräsident Mark Weinmeister den Landwirtinnen und Landwirten in NordOstHessen für ihre wichtige Arbeit unter schwierigen Rahmenbedingungen. Mit ihren weitestgehend friedlichen Protesten hätten die Bauern sich Gehör verschafft. Die Herausforderungen auch in der Region seien dennoch weiter groß. Der Regierungspräsident setzt weiter auf einen guten Dialog zwischen Landwirtschaft und Behörden.

Der Kasseler Regierungspräsident Mark Weinmeister (CDU). Archivfoto: ON/Martin Engel

"Die landesweiten Bauernproteste im Frühjahr waren laut und eindrucksvoll. Auch vor dem RP Kassel demonstrierten im Januar rund 1.700 Landwirtinnen und Landwirte für mehr Respekt und gegen behördliche Überregulierung. Ich freue mich, dass es hier von EU-Seite schon Nachbesserungen gegeben hat und weitere Entlastungen auf Kommissionsebene diskutiert werden. Auch der Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung bekennt sich klar zur heimischen Landwirtschaft und schafft meiner Ansicht nach verbesserte Rahmenbedingungen: Land- und Forstwirtschaft sollen unterstützt werden, ihre Produktionsmethoden an ein verändertes Klima in Hessen anzupassen und zukunftsfähig zu bleiben. Ein, wie ich finde, wichtiges und richtiges Signal an unsere Betriebe! Mir und den Mitarbeitenden des Regierungspräsidiums ist nach wie vor wichtig: Bleiben Sie mit uns im Dialog und lassen Sie uns gemeinsam nach Lösungen suchen. Denn uns ist genauso wie Ihnen bewusst: Ohne die Landwirtschaft geht es nicht – schon gar nicht in einer traditionellen Agrarregion wie NordOstHessen," sagte Regierungspräsident Mark Weinmeister anlässlich des Weltbauerntages am 1. Juni.

Fotos (3): Henrik Schmitt

Unruhigen Märkte 

Die Erzeugerpreise für Getreide und Winterraps verharren gegenwärtig in etwa auf dem Niveau des Vorjahres; zuvor waren sie stark rückläufig. Bei Futterweizen liegen die Notierungen bei ca. 20,00 €/dt, für Winterraps bei ca. 44,00 €/dt. Die Erzeugerpreise für Milch sinken dagegen weiter (gegenwärtig ca. 0,40 €/kg); die Preise für Rindfleisch liegen im Durchschnitt bei ca. 4,80 €/kg Schlachtgewicht. Die Notierungen für Schweinefleisch dagegen verharren in etwa auf dem Niveau des Vorjahres bei etwa 2,30 €/kg Schlachtgewicht. Der hohe Ferkelpreis von gegenwärtig etwa 90,- € (Basis 25 kg) verwehrt den Mästern eine bessere Rendite, zumal auch die Futter- und Energiekosten bei ca. 100,- € je Mastschwein gegenwärtig in Ansatz gebracht werden müssen. Die heimischen Halter von Mastschweinen sind ohnehin auf den Import von Ferkeln außerhalb von Hessen angewiesen, da die Ferkelerzeugung hierzulande strukturell bedingt nur noch einen Teil des Mastschweinebestandes sichert.

Entsprechend ist bei landwirtschaftlichen Betrieben momentan eine starke Zurückhaltung zu spüren, was Investitionen in Technik und Tierhaltung betrifft. 2023 gab es in Hessen nach Angaben des statistischen Landesamtes 2150 schweinehaltende Betriebe und damit 11 Prozent weniger als noch zur Landwirtschaftszählung 2020 (2.400 Betriebe). Im Bereich der Milchviehhaltung ging die Zahl der Milchkühe um 6 Prozent und die Zahl der Betriebe um 14 Prozent zurück. Die Zahl der Hühner- bzw. Legehennen nahm im Vergleich zu 2020 hingegen zu: 2023 wurden in Hessen rund 3,1 Millionen Hühner bzw. 1,5 Millionen Legehennen gehalten und damit 15 Prozent bzw. 3 Prozent mehr als 2020. Insgesamt gab es zum Stichtag 1. März 2023 in Hessen rund 15.300 landwirtschaftliche Betriebe, davon etwa 7.000 im Bezirk des RP Kassel. NordOstHessen bleibt damit ein Schwerpunkt der hessischen Lebensmittelproduktion.

Hochwasser Anfang Februar 2024 Archivfoto: O|N/ Gerhard Manns

Wechselnden Wetterlagen

Zumindest wettertechnisch standen die Vorzeichen im vergangenen Jahr für Landwirtschaft auf leichter Entspannung: Anders als in den Vorjahren haben ergiebige Niederschläge 2023 und Anfang 2024 dazu geführt, dass der Grundwasserspiegel in vielen Regionen, so auch in NordOstHessen, gegenwärtig wieder gestiegen ist und das Problem der Grundwasserneubildung zumindest vorübergehend entschärft wurde. Stellenweise sind die Niederschläge sogar zu hoch ausgefallen, regional auch als Starkniederschlagsereignisse ausgeprägt.

"Die naturräumlichen, klimatischen und strukturellen Veränderungen als gesellschaftliche Herausforderung in der Region anzunehmen, stellt auch für die Verwaltung im Regierungspräsidium eine gewaltige Aufgabe dar. Unser Ziel muss bleiben, eine ausgewogene Landnutzung zu erreichen für Siedlungsflächen, für Landwirtschaftsflächen zur Nahrungssicherung sowie für Energieflächen, z.B. für Photovoltaik oder Windkraft. Hierbei leisten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der zuständigen Fachdezernate beim RP Kassel auf Planungs- und Genehmigungsebene einen für die heimische Region wichtigen Beitrag für die Menschen vor Ort", so Weinmeister abschließend. (pm) +++


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