Kämpferisch stark, willensstark, überzeugend: SVS sichert Klassenerhalt
02.06.24 - Geschichtsträchtiges Datum, geschichtsträchtiges Spiel. Die Jubel-Arien im Mühlengrund kennen keine Grenzen - ja sie sind an diesem Nachmittag neu erfunden worden. Um 17.02 Uhr erfolgt der Abpfiff des 2:1 (1:1)-Heimsieges des SV Steinbach gegen den FC Eddersheim. Während der Verein einen Platz sucht für diesen Tag in seiner Geschichte, lieferte die Mannschaft diese Attribute: kämpferisch stark, willensstark, überzeugend. Der kleine Ort ist auch in der nächsten Saison Mitglied in Hessens Oberhaus.
SVS-Trainer Petr Paliatka verlässt sich anscheinend auf sein Bauchgefühl - und das Wiegand-Gen in Steinbach. Michael Wiegand ist nach den Ausfällen von Alin Neascu und Akif Kovac von Beginn an dabei - nicht ganz unerwartet. Doch das Einzige, das zählt aus SVS-Sicht, ist eh ein Sieg. Natürlich ist der Platz nach den massiven Regenfällen aufgeweicht - auch das war erwartet. Kurz vor Spielbeginn lässt es sich SVS-Eminenz Berthold Helmke einige Spieler zu verabschieden. So Thore Hütsch, Dominik Oelschläger, Niklas Budesheim, Paul Mörmel und Tim Budesheim von Spielerseite. Auch "Joe" Weber, der gemeinsam mit Dominik Weber die neu gegründete SG Haselbach übernimmt.
Das sah aus, als sei mehr möglich gewesen: Paliatka legt nach Stadlers flacher Eingabe gutgemeint, aber etwas schwierig zu Wittke ab - es war indessen schwer, zum Abschluss zu kommen, Paliatka war mit dem Rücken zum Tor (4.). Drei Minuten später die beste Chance bisher: Reith löst klasse auf und führt die Kugel auf die Abwehr zu, passt Uth in den Lauf - doch der scheitert Eins gegen eins an Gästekeeper Zeaiter.
Fokussiert, defensiv gut, kompakt - nur der Elfer stört
Erstes kleines Zwischenfazit nach einer Viertelstunde: Der SVS wirkt sehr fokussiert, lässt defensiv gegen den ballsicheren Gegner nichts zu - und zeigt offensiv gute Ansätze, vor allem über Stadler und die rechte Seite. Der zentrale Uth initiiert viel. Kaum geschrieben, wehrt Phiiipp Bagus einen Kopfball des Gastes ab (15.). Der Gastgeber ist bemüht, den Gegner zeitig unter Druck zu setzen - und gegen den Ball eine Kompaktheit herzustellen; mehr als zuletzt. Der SVS macht das gegen den Ball richtig gut bis jetzt.Eddersheim kommt dem gegnerischen Tor näher - aber nur optisch. Kehls nicht ungefährlichen Distanzschuss wehrt Zeaiter sicher ab (28.). Und es ist 15.38 Uhr: Der Mühlengrund tobt, der SV Steinbach ist in Führung gegangen. Und das ging so: Reith nimmt Stadler prima mit - und dessen Eingabe spitzelt Paliatka unter Bedrängnis ins Tor. Haben Sie den Jubel auch außerhalb gehört?
Doch die hält nicht lange: Cem Kara gleicht nach einer guten halben Stunde per Elfer aus. Das Spiel ist nicht toll und lebt in den Minuten vor der Pause von seiner Spannung. Nach einer Uth-Ecke hätte ein Kopfball beinahe das 2:1 für den Gastgeber gebracht.
Fazit des ersten Durchgangs: So'n bisschen hat sich der SVS selbst um den Lohn einer engagierten ersten Hälfte gebracht. Die Führung hätte nicht nur länger halten und in die Pause transportiert werden müssen - die Entstehung des Ausgleichs war bei der ansonsten starken Defensivarbeit nicht nötig. Jetzt muss Steinbach seinen offensiven Mut neu beleben; Luca Uth muss offensiver werden.
Fast drei Minuten rum im zweiten Abschnitt, Pech für den SVS: Uths Abschluss wird im letzten Moment geblockt. Wenig später wieder badet der Gastgeber wieder im Pech: Torwart Zeaiter ist gegen Paliatka zur Stelle (57.). Das Wichtige: Man hat das Gefühl, dass ein Ruck geht durch den Gastgeber. Er wirkt furios. Er will alles. Eddersheim ist gewiss fußballerisch besser, was Passspiel und Struktur angehen - doch entschieden "der Roar und Kampf des Mühlengrunds" für Steinbach?
Schade, SVS: Max Stadler gelingt eine starke Ball-Eroberung an der Mittellinie, zieht auf und davon, nach seiner flachen Eingabe ist aber niemand postiert. Besser geht's kurz darauf - und das erinnert an den alten Stadler: Rechts geht er durch wie das Messer in Steinbachs warmer Sommerbutter - und trifft flach uns lange Eck. Viele hoffen: War das das Tor zum Klassenerhalt? Oder öffnete es den? 65 Minuten sind gespielt.
Wieder schade: Reiths gute Ball-Eroberung scheint seinem Team eine Chance zu bringen - eine echte aber nicht, weil er zwar mit Tempo auf die Abwehr zugeht, sein Abspiel auf Uth aber zu ungenau ist (74.). Eddersheim drängt in der Schlussphase - aber ohne Entschlossenheit im letzten Drittel. Man könnte auch sagen: Steinbach hält das Spiel gut vom Tor weg.
Vielmehr besitzt Stadler die Chance zu 3:1, rutscht bei seinem Links-Flachschuss aber weg - und der Linksschuss des aufgerückten Michael Wiegand wird vor der Linie abgewehrt (85.). Fünf Minuten Nachspielzeit zeigt der Schiri an. Wofür? Ist Stadler in den Zaubertrunk gefallen? Jetzt dreht er auf. Uths Freistoß aufs kurze Eck wehrt Zeaiter ab (90.+3). Alle spielen verrückt in der Nachspielzeit.
17.03 Uhr. Der Rest ist Jubel. Wer ist eigentlich noch zu Hause jetzt? Ein kampf- und willensstarker SV Steinbach hat sich überzeugend den Klassenerhalt in der Hessenliga gesichert. Auch in der nächsten Saison mischt er in Hessens Oberhaus mit. Was für eine Leistung des SVS, das nach dieser turbulenten Saison noch geschafft zu haben. (wk)
Steinbach: Bagus - Hartung, Michael Wiegand, Tom Wiegand, Fabian Wiegand, Stadler, Uth, Wittke (78. Budesheim), Kehl, Reith (90.+5 Scholz), Paliatka jr. (89. Weitz)
Eddersheim: Zeaiter - Schmitt, Lang, Wüst (60. Speck), Kara (70. Herrmann), Schur, Neway (60. Krause), Demirbas (82. Haruyama), Kohlbacher, Reuter, Kummer
Schiedsrichter: Lasse Braun
Tore: 1:0 Petr Paliatka (29.), 1:1 Cem Kara (Foulelfmeter, 33.), 2:1 Max Stadler (66.)
Zuschauer: 430 +++