Alle stationären Patienten entlassen - Insiderin sagt: "Wir werden hingehalten"
13.06.24 - In der Oberwaldklinik in Grebenhain (Vogelsbergkreis) läuft anscheinend nicht alles rund. Vergangenen Freitag wurden sämtliche stationären Patientinnen und Patienten aufgefordert, das Haus zu verlassen. Für notwendige Operationen wurden die Patienten in andere Häuser des Klinik-Konzerns verlegt, aber das Personal muss dennoch vor Ort sein. OSTHESSEN|NEWS sprach mit einer Insiderin über die Vorgänge.
"Am vergangenen Freitag um 11:45 Uhr kam der Anruf aus der Firmenzentrale in Berlin, dass alle stationären Patienten das Krankenhaus verlassen müssen", so die Informantin im Telefongespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Zunächst sei gesagt worden, dass die Patienten ihre persönlichen Dinge zunächst im Zimmer lassen und bis zum nächsten Tag bleiben könnten. "Dann aber kam die Anweisung: Alle müssen das Haus sofort verlassen", sagt die Informantin, die seit vielen Jahren in der Klinik arbeitet. Das stellte manche der Betroffenen vor Probleme, denn sie mussten ad hoc Fahrgelegenheiten organisieren. "Bei einer Patientin hat die Klinik ein Taxi bestellt, soweit ich weiß", so die Informantin.
Einigen Patienten sei auch gesagt worden, dass sie ihre Sachen über das Wochenende in der Klinik lassen könnten, denn am Montag ginge es weiter. "Diese Patienten haben am Freitag noch einen Anruf bekommen, dass sie ihre persönlichen Dinge bis spätestens Montag abgeholt haben müssten", sagt die Mitarbeiterin.
Klinikgeschäftsführer Mock: "Wir prüfen all unsere Optionen"
Doch warum passierte das alles? "Hintergrund ist, dass wir nach dem Ausfall des Herzstücks unserer gefäßmedizinischen Klinik – der Angiographie-Anlage – nun entscheiden müssen, ob eine Großinvestition zum Ersetzen der Anlage sinnvoll ist. Wir prüfen all unsere Optionen und sind auch im Gespräch mit den zuständigen Behörden", so Klinik-Geschäftsführer Sebastian Mock auf Anfrage von O|N.
"Mit unseren Patientinnen und Patienten, die bereits einen Termin für ihren stationären Aufenthalt erhalten haben, planen wir auf Wunsch neue Termine in Hünfeld, den Helios HSK Wiesbaden oder in anderen spezialisierten Kliniken. Ein Großteil dieser Patienten hat sich bereits für eine Behandlung in Hünfeld entschieden, was uns sehr freut. Der Zeitraum für die Umplanung unserer Patienten wird sich zunächst auf die kommenden 14 Tage erstrecken", so Mock.
Was unsere Informantin sehr verwundert: "Techniker haben umgehend die Station 6 geräumt und alle Fernseher, Kühlschränke und Leitungen sowie die Stromzufuhr gekappt", sagt sie. Der dem Personal genannte Grund sei "aus brandschutztechnischer und wirtschaftlicher Lage" gewesen.
Auch, wenn sich nun keine stationären Patienten mehr in der Klinik befinden, müsse das Personal "Dienst nach Plan" machen. "Uns wurde gesagt, dass das wegen der Versorgungsleistung für die Klinik nötig sei. Die Angiographie-Anlage ist kaputt, aber schon seit Anfang des Jahres", so unsere Informantin.
Momentan keine Operationen "Wir dürfen derzeit nicht operieren, auch keine Notfälle", erzählt sie. Lediglich ambulante Operationen, bei denen es sehr sicher sei, dass sie das Haus am selben Tag wieder verlassen können, dürften durchgeführt werden. "Falls es Komplikationen gibt, müssen diese Patienten sofort in andere Kliniken verlegt werden", so die Mitarbeiterin. Ihr sei aufgefallen, dass alle arteriellen Patienten "nach und nach in Hünfeld operiert wurden". Auch seien Anfang der Woche Materialien aus der Röntgen-Abteilung, beispielsweise Kontrastmittel, in die Hünfelder Helios-Klinik St. Elisabeth gebracht worden. "Einige Ärzte unserer Klinik haben auch schon tageweise in Hünfeld operiert."
Zum derzeitigen Klinikbetrieb in Grebenhain sagt Sebastian Mock: "Davon unabhängig läuft der ambulante Betrieb weiter: Patientinnen und Patienten können sich also weiterhin zu ambulanten Behandlungen und Sprechstunden in unserem MVZ und in der in unserer Einrichtung angesiedelten proktologischen Praxis einfinden."