Bei der Lesung von Valerie Riedesel zu Eisenbach aus ihrem Buch "Geisterkinder" - Fotos: privat

FULDA "Unsere Identität sollte vernichtet werden"

Valerie Riedesel zu Eisenbach las aus ihrem Buch "Geisterkinder"

16.06.24 - "Es war sehr berührend", so der Kommentar einer Zuhörerin bei der Lesung von Valerie Riedesel zu Eisenbach aus deren Bestseller "Geisterkinder". Die Autorin aus Lauterbach absolvierte am Donnerstag einen "Lese-Marathon": Sowohl in der Aula der "Alten Universität", als auch in der Richard-Müller-Schule faszinierte sie ihr Publikum mit Auszügen aus der Lebensgeschichte ihrer Mutter, die als "Geisterkind" nach dem missglückten Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 in "Sippenhaft" genommen wurde. Ihr Großvater war einer der Widerstandskämpfer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

Anlass für die beiden Lesungen war die gegenwärtig in der Eingangshalle der Richard-Müller-Schule zu sehende Ausstellung "Unsere wahre Identität sollte vernichtet werden". Der Förderverein des Vonderau Museums ("Freunde des Museums") zeigt auf 43 Bildtafeln zusammen mit der "Stiftung 20. Juli 1944" noch bis zum 26. Juni das Schicksal der Kinder aus den Widerstandsfamilien. Dazu zählte auch Valerie Riedesels Mutter, Anna-Luise von Hofacker, die mit ihrer Mutter und Geschwistern nach dem Attentat von der Gestapo verhaftet und in ein Kinderheim in Bad Sachsa beziehungsweise ins KZ Stutthof bei Danzig gebracht wurden. Ungewissheit ob eines Wiedersehens mit dem Vater, stete Angst vor dem nahen Tod und Sehnsucht nach der Mutter – die jüngsten Kinder wurden von der Mutter getrennt – sollten die nächsten Monate kennzeichnen.

Valerie Riedesel erzählte in bewegenden Worten vom Schicksal ihrer Großmutter, Mutter sowie ihrer Onkel und Tanten, das erst nach dem Kriegsende zu einem Wiedersehen führte. Leider ohne den inzwischen in Berlin-Plötzensee gehängten Großvater. Immer wieder griff sie dabei auf Zitate aus Briefen zurück, die ihre Mutter – erst dreizehn Jahre alt – auch an den Vater in Paris richtete, zitierte aus deren Tagebuch und dem der Tante und zeigte dazu private Fotografien aus der Zeit. Waren die Schülerinnen und Schüler der Richard-Müller-Schule bei der mittäglichen Lesung sichtlich ergriffen von den Erzählungen aus einer Zeit vor 80 Jahren, so erinnerten sich die Gäste der abendlichen Lesung in der Aula der "alten Universität" oftmals selbst an die frühe Kindheit in den 50er Jahren: Schweigen herrschte in den meisten Familien ob der Erlebnisse der Eltern in den Kriegsjahren. Auch Valerie Riedesel berichtete von diesem Schweigen: Kaum dem Tod entronnen, schrieb ihre Mutter im Tagebuch alsbald wieder von Alltäglichem. Zu schrecklich war die Zeit in "Sippenhaft". Erst im hohen Alter berichtete Anna-Luise von Hofacker ihrer Tochter von dem Erlebten, öffnete für sie ihr Tagebuch. Daraus entstand das Buch "Geisterkinder". Soeben erschienen ist das neue Buch von Valerie Riedesel zu Eisenbach: "Der Flieger im Widerstand". Es ist die Geschichte ihres Großvaters des Widerstandskämpfers Caesar von Hofacker, einem Cousin Stauffenbergs.(pm)+++


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