Archiv

Wie alt ist Eichenhausen den wirklich? Diese Frage stellt man sich nun im Wülfershausener Ortsteil. Vielleicht bringt ein Blick ins Eichenhausener Archiv doch noch Licht ins Dunkel der Geschichte und die Eichenhäuser müssen nicht noch mehr als 300 Jahre lang warten. - Fotos: Friedrich

Die Unterlagen für die Vorbereitungen werden beim Festausschuss mit (von links) Wolfgang Seifert, Frank Hüllmandel und Heribert Schustek nun abgelegt. Fast ein Jahr Arbeit war umsonst.

06.01.10 - WÜLFERSHAUSEN

Falsches Datum! 1000-Jahrfeier für Eichenhausen wird abgesagt

Die für diesen Sommer anberaumte 1000-Jahrfeier des Wülfershäuser Ortsteil Eichenhausen (Landkreis Rhön-Grabfeld) muß abgesagt werden. Wie Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert gegenüber "rhön-aktuell.de" sagte, habe sich bei neuerlichen Nachforschungen herausgestellt, daß es sich bei dem auf einer Urkunde genanntem Egininhusen wohl um die Ortschaft „Einhausen“ in Thüringen, nahe Meiningen handelt. Danach wird dieses Egininhusen1010 erstmals urkundlich erwähnt. 1144 übergibt Bischof Emmerich zu Würzburg den Zehenden zu Eichenhausen dem hennebergischen Hauskloster Veßra, das heute in Thüringen bei Meiningen liegt. Klar sei damit, daß die Nachforschungen neu begonnen werden müssen, wobei sicher sei, daß Eichenhausen im Landkreis Rhön-Grabfeld wohl damit wesentlich jünger ist, als zunächst angenommen.

Sicher nachzuweisen ist, daß 1509 Bischof Lorenz von Bibra einen Ablassbrief zum Zweck der Erbauung einer der heiligen Mutter Anna geweihten Kapelle in Eichenhausen veranlaßt. Diese Kirche gibt es heute noch. In Eichenhausen werden nun die für 2010 geplanten Vorbereitungen abgebrochen. Damit ist seit dem Wochenende in Eichenhausen die Welt nicht mehr in Ordnung. Dort ist man enttäuscht, als man erfahren musste, daß der Ort keinesfalls vor 1000 Jahren erstmals urkundlich genannt wurde. Man fühle sich veräppelt und die Leute würden nun nachfragen, wie es dazu kommen konnte, sagt Frank Hüllmandel und Wolfgang Seifert weiß auch, daß das nun das Biertischgespräch nicht nur in Eichenhausen ist. „Wir haben uns auf ein Schreiben vom Januar 2009 verlassen,“ fügt Heribert Schustek an. Alle drei gehören dem eigens gegründeten Festausschuss an.

Der Hinweis auf das Fest, der kam von Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert in Sternberg. Doch auch er hat dieses Datum nicht leichtfertig genannt, sondern sich zunächst rückversichert. Unter anderem in einem Buch von Wilhelm Bierschneider aus dem Münchner Raum. Er hatte alle unterfränkischen Ortschaften dort aufgelistet und auch die jeweiligen ersten urkundlichen Erwähnungen festgehalten. Darunter befand sich Eichenhause, das er auf das Jahr 1010 bezifferte. Die gleiche urkundliche Ersterwähnung ist auch im historischen Atlas von Bayern, Bereich Bad Neustadt an der Saale, zu finden. Hier hatte Dr. Heinrich Wagner aus Heustreu nachgeforscht und das Datum festgelegt.

Außerdem versicherte sich Albert noch beim Staatsarchiv in Würzburg. Erst dann gab er den Termin an die Verantwortlichen in Eichenhausen. Im Heimatjahrbuch des Landkreises Rhön-Grabfeld, das im Dezember herauskam, befasste er sich außerdem mit der Geschichte von Eichenhausen. Diesen Beitrag las dann Dr. Wagner, der als bester Kenner der hennebergischen Geschichte gilt. Er forschte noch einmal nach und fand dann heraus, daß es sich wohl um einen Lesefehler handelt. In der Urkunde ist von einem Egininhusen die Rede. Stutzig machte wohl auch, daß 1144 Bischof Emmerich zu Würzburg den Zehenden zu Eichenhausen dem hennebergischen Hauskloster Veßra, das heute in Thüringen bei Meiningen liegt, übergibt. Albert wollte dies nicht ganz glauben und fragte beim Staatsarchiv in Würzburg nach. „Dort sagte man mir, daß es schon seine Richtigkeit habe, wenn Herr Dr. Wagner das so sagt.“.

Wie aber kann es zu solch einer Verwechslung kommen? Wohl ein Lesefehler, denn mit „Egininhusen“ dürfte Einhausen bei Meiningen bezeichnet worden sein. Daneben werden noch weitere, andere Orte genannt, die ebenfalls im Bereich von Meiningen liegen. Für Wagner ist damit schlüssig, daß es sich bei der Urkunde nicht um die Ersterwähnung von Eichenhausen bei Bad Neustadt, sondern wohl um Einhausen bei Meiningen handelt. Das hat der Kreisheimat- und Archivpfleger nun dem Festausschuss von Eichenhausen mitgeteilt. Dort herrschte zunächst Ratlosigkeit sagt Wolfgang Seifert, der selbst schon vor einigen Jahren Nachforschungen beim Aufstellen einer Tafel für die israelitische Gemeinde, anstellte. Schon damals sei er aber auf das Jahr 1010 gestoßen.

In den vergangenen Monaten waren die Eichenhäuser natürlich recht aktiv, gründeten unter anderem einen Festausschuss und bereiteten sich intensiv auf die 1000 Jahrfeier vor. Es wurden Vorverträge mit Kapellen und Musikgruppen gemacht, ebenso die notwendigen Zelte auf Abruf bestellt und als Schirmherr Kultusminister Manfred Spähnle eingeladen. Ebenso die Mandatsträger. Selbst das gesamte Rahmenprogramm war fertig gestrickt. Der Flyer sollte nun in Druck gehen. Für das Dorffest hatte man sich 17 Ausstellungspunkte vorgenommen und dafür schon weitgehend alles notwendige besorgt. Selbst historische Bilder wurden ausgegraben und vieles in Angriff genommen. Man freute sich auf das große Fest, sagt Heribert Schustek, sichtlich verärgert. Nun wurden die eingeladenen Vereine und Verbände, die Musikgruppen angerufen und Schirmherr Spähnle wieder ausgeladen.

Trotzdem interessiert die Eichenhäuser eines – wie alt den wirklich die Ortschaft ist. Deshalb wollen sie nun die Geschichtsforscher beauftragen, einmal genau nachzuforschen. Das Problem sei, daß das Archiv von Eichenhausen in Wülfershausen liegt und dort mittlerweile, nach dem Verkauf des alten Rathauses, nun in der ehemaligen Schule untergebracht ist. Allerdings ist es noch vollkommen ungeordnet. Etwas, das nun ganz sicher auch Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert ändern wird. Auch ihm liegt daran die Ursprünge der Ortschaft Eichenhausen dem Dunkel der Geschichte zu entreißen. Bislang hat er festgestellt, daß Eichenhausen 1344 erstmals urkundlich erwähnt wird. Da sei der Ort ganz sicher gemeint. Es handelt sich dabei um eine Urkundensammlung aus dem 19. Jahrhundert. Da wird Eichenhausen unter den Gütern des Kloster St. Stefan in Würzburg genannt. Das erscheint auch sehr wahrscheinlich, weil dieses Kloster auch viel Besitztum in Wülfershausen hatte. (hf) +++

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