Angeklagter: "Als das SEK die Bude stürmte, hat es bei mir Klick gemacht"
10.07.24 - Zwischen Mai und Juli 2022 raubt eine Einbrecherbande Schulen und Gewerbebetriebe vor allem im Landkreis Fulda aus. Am Dienstag gab es am Landgericht Fulda einen Einblick in die Beweggründe eines der Täter.
"Als das SEK mit Granaten die Bude gestürmt hat, da hat es bei mir Klick gemacht - danach habe ich mich sortiert", erzählt der 20-jährige Fuldaer, dem zur Last gelegt wird, in insgesamt 16 Fällen in Fulda, Künzell, Petersberg und anderenorts gewerbsmäßig als Mitglied einer Bande in Gebäude, Dienst- oder Geschäftsräume eingebrochen zu sein. Manche der Taten wirken in der Beschreibung dilettantisch: Beim Einbruch in einen REWE-Markt wird ein ganzer Sack voll Zigaretten gestohlen, die dann selbst geraucht oder weiterverteilt werden, bei einem Einbruch in die Richard-Müller-Schule Fulda wird ein Bluetooth-Lautsprecher und das Wechselgeld aus dem Automaten erbeutet. Bei anderen Einbrüchen dagegen werden Safes mit dem Trennschleifer geknackt und Bewegungsmelder deaktiviert.
"Einer hatte das Sagen"
Die Motivation seines Mandanten fasst Anwalt Hans J. Hauschild knapp zusammen: "Er hat keine Sozialleistungen bezogen und dann mitbekommen, dass man ja auch mit Einbrüchen Geld machen kann." Die restlichen Bandenmitglieder kennt der Angeklagte, der in der Edelzeller Siedlung in Fulda wohnt, seit Jahren - "einer hatte das Sagen, auf den haben viele gehört", so Richter Becker, worauf der Angeklagte am Dienstag beschreibt, wie es zu den konkreten Einbruchszielen kam: "Jeder hat überlegt, was Sinn machen könnte - jeder hat seine Schuld mitgetragen." Schulen werden ins Visier genommen, weil die Bande davon ausgeht, dass zu den Klassenfahrten Geldsammlungen vorgenommen werden und das Geld nachts in den Gebäuden gelagert wird.
Er habe nur für den Moment gelebt in der Zeit der Einbruchsserie, so der Angeklagte: "Nichts ist geblieben, nur Probleme! Das Geld von den Einbrüchen ist so schnell gegangen, wie es gekommen ist." Bei einem Einbruch in die Johannes-Hack-Schule in Petersberg in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 2022 alarmiert ein Anwohner die Polizei, die Bande wird auf frischer Tat ertappt. Aber: "Die Polizisten haben uns gar nicht ernst genommen, haben gefragt, ob wir über den Zaun geflogen sind." Bis zum 19. Juli, als ein Spezialeinsatzkommando die Wohnung eines der Bandenmitglieder stürmt, in der sich der Angeklagte aufhält: "Sie waren davor bei mir in der Wohnung und haben meine Mutter an die Wand gedrückt. Das wollte ich meiner Familie nicht mehr antun."
Denn die besteht inzwischen nicht mehr nur aus den Eltern - seit einem Jahr hat der Angeklagte sich auch um das Kind seiner Freundin zu kümmern, will mit ihr in die eigene Wohnung ziehen. Richter und Staatsanwältin klopfen deshalb die Sozialprognose ab. Er habe die Schule nicht ernst genug genommen, viel Zeit am Handy verbracht, der eine Maschinisten-Job ist langweilig, der andere nicht. Aber: "Das Kind hat angefangen zu laufen, das tut mir gut." Eine Entscheidung steht noch aus. (mau) +++