Gemeindeparlament stimmt über Schließung ab - Kritik von der DLRG
10.07.24 - Die Kleinschwimmhalle (KSH) in Wildeck-Obersuhl (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) war in den vergangenen Jahre immer wieder Thema in der Gemeinde. Die finanzielle Aufwendung für die defizitären Bäder (Kleinschwimmhalle und Freibad) belastet den Gemeindehaushalt seit längerer Zeit regelmäßig. Diese Woche soll das Gemeindeparlament über eine komplette Schließung der KSH abstimmen. Doch die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DRLG) übt Kritik.
"Bereits seit Jahren kämpft die DLRG-Ortsgruppe darum, ihre Ausbildungsstätte am Leben zu erhalten. Eine Schließung des Hallenbades würde auch den Untergang der Schwimmausbildung in Obersuhl bedeuten", so die DLRG-Ortsgruppe Wildeck in einer Pressemitteilung. In der kurzen Freibandsaison könne nicht optimal ausgebildet werden. Aus Sicht der Ortsgruppe werde von der Politik "das falsche Bad" betrachtet: "Unglaublich ist, dass das Freibad nur halb so lange geöffnet ist wie das Hallenbad, die Nutzungsquote deutlich niedriger ist, es jedoch dieselben Kosten verursacht. Einzig das Hallenbad als Sündenbock darzustellen ist unvertretbar." Die DRLG wirft der Gemeinde vor, dass der "jahrelange Sanierungsstau der Kleinschwimmhalle durch die bevorzugte Sanierung anderer Stätten wissentlich hervorgerufen" worden sei.
"Nicht nur unsere Jüngsten werden benachteiligt – auch Menschen mit Behinderung müssen laut VSG (Verein für Sport und Gesundheit) bei einer Schließung des Hallenbades massive Abstriche in ihrer Lebensqualität machen", so die Ortsgruppe. Fördermittel würden nicht beantragt oder nicht abgerufen. "Stattdessen bezahlt die Kreisverwaltung Unmengen, um die Schulkinder in ferne Schwimmbäder zu transportieren, statt vor Ort eine optimale Schwimmausbildung zu ermöglichen. Umweltpolitisch sowie finanzpolitisch nicht vertretbar", heißt es von der DLRG.
Bürgermeister Wirth: "Zeitgleich können wir zwei Bäder nicht betreiben" "Derzeit ist die Kleinschwimmhalle saisonbedingt seit Ende März 2024 geschlossen", so Wildecks Bürgermeister Alexander Wirth (SPD) auf Anfrage von OSTHESSEN|NEWS. Grund für die regelmäßige Schließung sei, dass die Schwimmmeister im Anschluss daran das Freibad für die Eröffnung vorbereiten müssten. "Zeitgleich können wir eine KSH und ein Freibad nicht betreiben", konstatiert der Bürgermeister.
Der Beschluss, die KSH komplett zu schließen, der am Donnerstag in Bosserode auf der Tagesordnung steht, ist laut Wirth folgendem Sachverhalt geschuldet: "Die Fragen sind: Was können wir uns noch leisten, was wollen wir uns leisten? Uns Kommunen fehlen seit vielen Jahren die zusätzliche finanzielle Unterstützung von Bund und Land. Förderprogramme kann man sich nicht leisten, weil man die finanziellen Mittel für den Eigenanteil nicht aufbringen kann. Wenn sich hierbei nicht grundlegend etwas ändert, bluten die Kommunen aus", so der Bürgermeister gegenüber O|N.
Alternative: Privater Betreiber oder Verein Dabei müsse zwischen freiwilligen Leistungen und Pflichtleistungen unterschieden werden. "Ein Bäderbetrieb ist eine freiwillige Leistung der Kommunen. Bei Pflichtaufgaben können wir nicht mehr sparen. Wir müssen bis zum Jahr 2027 ein Defizit von etwa 1,5 Millionen Euro konsolidieren. Die Inflation, die wir alle spüren, haben die Kommunen ebenfalls zu verkraften", sagt Alexander Wirth. Als einzige Alternative zur Komplett-Schließung sieht der Bürgermeister derzeit nur eine Möglichkeit: "Wir finden einen privaten Betreiber oder einen Verein, der die jährlichen Kosten trägt", sagt er. (cdg) +++