Festival "artkin groove" des Kollektivs Mania begeistert
11.07.24 - Inmitten des Aufeinandertreffens von Natur, Bildender Kunst, Musik und wenig Regen erlebte das Publikum zwei Tage lang ein großartiges abwechslungsreiches Festival. Etwa einhundert "Suchende" waren ständig an diesem magischen Ort im "Botanischen Garten" präsent und befanden sich in einer anderen Welt. Der Höhepunkt des ersten Tages war sicherlich der Auftritt der legendären Psychedelic-Rockband "Embryo", die mindestens drei Generationen anlockte.
Unterhalb einer Blumentreppe lag ein riesiger, etwas angeschlagener "Schlüsselanhänger", so groß wie das Erschrecken, wenn man seinen verlorenen Schlüssel sucht. Vielleicht wuchs er aber auch zu einem autonomen Wesen, das sich davonmachen wollte. Der kräftige Wind wehte durch die Lamettahaare eines Monsters, das vor einem, drohend wirkenden Baum in einem Käfig steckte. Eine künstliche Mauer trennte und verband zugleich das Wohnhaus mit dem Garten. In der nahen Halle zeigte eine chinesische Künstlerin ein Video, das den unglaublichen mechanischen Gruppendrill tanzender Kinder entlarvte. Die krassen Bewegungen der kleinen Tanzmaschinen unterlegte sie mit Knattern, Rattern, Quietschen und anderen unerbittlichen Industriegeräuschen.
Auseinandersetzung mit der Natur Das Festival des Kollektivs Mania realisierte kein Museum im Grünen, keine luftige Konzerthalle im Freien. Einerseits waren die Kunstwerke, Performances und Filme das Thema der Auseinandersetzung mit der Natur, andererseits jedoch das Medium zur Begegnung und Kommunikation der Gäste. Selten erlebte der Verfasser dieser Zeilen so viele freundliche Kontakte mit "Fremden". Erstaunlich die große Vielfalt, der von den zwei Kuratorinnen Melika Moazeni und Ines Schäfer ausgesuchten Objekte und Darbietungen. Ebenfalls beeindruckend die gelegentliche Nutzung digitaler Effekte für analoge Aktionen. Im alten Gewächshaus entlockten zwei Künstlerinnen diversen Dingen elektronische Klänge, schufen unter anderem ein Glockenspiel aus Plastikflaschen und Gläsern. In ihren musikalischen Prozessen verwandelten sie sich selbst in moosbewachsene Gestalten. Völlig an die Technik verwandelte sich dagegen ein digitaler Puppenspieler, der ein eigenwilliges Drama vortrug und mit seiner Stimme die Bilder beeinflusste.
Sogar analoge traditionelle Medien waren zu sehen, wie die zarten Bleistiftzeichnungen einer Künstlerin von verfremdeten Pflanzen oder die 81 Radierungen einer anderen, die sie auch als Videoinstallation zeigte. Man konnte an den zwei Tagen nicht alle Ereignisse miterleben, dazu hätte man die ganze Zeit vor Ort sein müssen. Und völlig überzeugend waren nicht alle Beiträge, doch das war angesichts der Bandbreite der ausgewählten Arbeiten kein Problem.
Der sprechende Künstler
Während seiner launischen Begrüßung qualmte Mitorganisator Fabian Schäfer eine dicke kubanische Zigarre. Mit diesem Requisit hemingwayscher Provenienz zeigte er sein anderes Ich: den sprechenden Künstler. Denn Kunst sei eigentlich dazu da, die Dinge auszudrücken, für die einem die Worte fehlten, so Schäfer, deshalb könne man sie nicht auf Sprache reduzieren: "Sie ist Ausdrucksform für das Unsagbare." Zu diesem Festival seien "Suchende" gekommen, um suchende Kunstschaffende zu treffen. Das sei kein Zufall oder anders herum: "Damit das Unsagbare nicht heimatlos bleibt, muss man die Zufälle provozieren."
Wie mit diesem fantastischen Festival! Das klang übrigens aus mit berührenden - melancholischen und doch lebenslustigen - Klängen persischer Musikerinnen und Sängerinnen.
Das Festival wurde gefördert vom Kultursommer Main-Kinzig-Fulda. Aus Platzgründen können nicht alle Beteiligte sowie die Titel ihrer Arbeiten genannt werden. Mehr Infos dazu auf Instagram unter Mania-Kollektiv. (Hanswerner Kruse) +++