Alexander Thäter (Transition Town Frankfurt) hielt einen inspirierenden Vortrag über die Chancen der kommunalen Klimaanpassung - Fotos: Jochen Kohlert

FULDA Tagung des Grünen Stadtverbands

"Fulda neu denken! Nachhaltige Stadtentwicklung im Zeichen des Klimawandels"

16.07.24 - Der Klimawandel stellt Städte weltweit vor große Herausforderungen. Es gilt, sich auf Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Starkregen und Dürren vorzubereiten und gleichzeitig die Emission von Treibhausgasen zu stoppen. Was bedeutet das für Fulda? Und wie können die nötigen Anpassungen so gestaltet werden, dass die Stadt lebenswerter für alle Bewohnerinnen und Bewohner wird? Mit diesen Fragen setzten sich der Stadtverband und die Stadtfraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Klostercafé Frauenberg auseinander.

Zwei hochkarätige Gäste waren zu der von Stadtrat Jochen Kohlert moderierten Veranstaltung eingeladen: Alexander Thäter, Aktivist bei Transition Town Frankfurt und beim Frankfurter Radentscheid sowie Mitarbeiter des Frankfurter Stadtplanungsamts, und Eva Bödeker, Leiterin des Stadtplanungsamts der Stadt Fulda.

Alexander Thäter machte Lust auf das klimaresistente und klimafreundliche Fulda von morgen: "Eine nachhaltige Stadt ist schöner, geselliger, grüner und ruhiger – und sie riecht besser!" Deutlich machte er dies anhand mehrerer bereits umgesetzter Projekte in Frankfurt und Zürich. Hier gelang es, den einst engen, von parkenden und fahrenden Autos dominierten Frankfurter Oeder Weg in eine von Blumen und mit Gemüse bepflanzten Hochbeeten gesäumte Fahrradstraße umzugestalten. Nach anfänglichen Widerständen erfreut sich das neu gestaltete Quartier mittlerweile großer Beliebtheit bei Anwohnenden und Gewerbetreibenden, die Lebensqualität ist deutlich gestiegen.

Klimawandel braucht Netzwerker und Vorbilder

Über 40 Gäste diskutierten engagiert über das Fulda der Zukunft

Doch solche Projekte gelingen nicht von allein, machte Thäter deutlich: "Das klappt nur mit einer guten Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik. Wir müssen zusammenarbeiten, um uns auf die Zukunft vorzubereiten." Wenn dies gelänge, böten die anstehenden Veränderungen große Chancen für alle Beteiligten. Als Stellschrauben für die Kommunalpolitik nannte er die Anpassungen kommunaler Satzungen, zum Beispiel in Bezug auf Dach- und Fassadenbegrünung und die Unterstützung zivilgesellschaftlichen Engagements. Letztlich sei es auch von großer Bedeutung, dass Kommunen selbst mit gutem Beispiel vorangingen und die eigenen Liegenschaften nachhaltig bewirtschafteten, zum Beispiel mit PV-Anlagen auf Dächern und Freiflächen.

Besondere Herausforderungen in Fulda

Eva Bödeker stellte im Anschluss die Besonderheiten der Stadtregion Fulda in Bezug auf Extremwetterereignisse heraus. Besonders in Bezug auf Starkregenereignisse sei eine intensive Zusammenarbeit mit Petersberg und Künzell wegen der gemeinsamen Hanglage unabdingbar. Noch und in den meisten Fällen seien die städtischen Rückhaltebecken, die zum großen Teil in den 80er Jahren gebaut wurden, ausreichend, um großflächige Überflutungen im Stadtgebiet zu verhindern. Künftig seien aber zusätzliche Maßnahmen vonnöten, weil zu erwarten sei, dass Starkregen künftig vermehrt und mit größerer Intensität auftreten werde. Im Frühjahr 2022 hatte die Stadt Fulda die neuen Gefahrenkarten bei Starkregen vorgestellt. Hier kann man genau ablesen, wo und in welcher Höhe Wasser bei Starkregen abfließt – und sich entsprechend vorbereiten. Dies sei, so Bödeker, nicht allein Sache der Kommunen, Gewerbetreibende und Private seien genauso gefordert.

Besondere Bedeutung komme den Bachtälern zu. Denn diese führten nicht nur Wasser ab, sondern auch Warmluft. Sind sie intakt, entsteht in der Dämmerung kalte Luft, die warme Luft wird Richtung Fulda (Fluss) abgeführt.

Konstruktive Diskussion mit den Gästen

Unter den etwa 40 Gästen – darunter auch Kommunalpolitiker/innen aus Künzell und Petersberg – entwickelte sich eine intensive Diskussion. Die jüngsten dort getroffenen Entscheidungen, etwa die neue Zisternensatzung in Petersberg, flossen ebenso in das Gespräch ein wie Wünsche und Visionen für die langfristige städtebauliche Zukunft Fuldas. Ein besonderer Fokus lag dabei auf alternativen Wohnformen wie zum Beispiel generationenübergreifenden Wohngemeinschaften, die zwischenmenschliche Solidarität fördern und den Mangel an bezahlbarem Wohnraum entschärfen könnten. Auch die Stadt durchziehende, sichere Radwege und zusätzliche Beratungsangebote für Hausbesitzer/innen, die lokale Klimaanpassungs- und Schutzmaßnahmen durchführen wollen, standen auf der Wunschliste ganz oben.

Silvia Brünnel, Vorsitzende der grünen Stadtfraktion, informierte zu zahlreichen Anträgen, die von den Grünen in der laufenden Legislaturperiode bereits gestellt wurden, darunter Anträge zur Mobilitätswende, zur Steigerung der Klimaresilienz und zur Verbesserung des Stadtklimas. "Es ist bedauerlich, dass wir für diese notwendigen Veränderungen bisher keine Mehrheiten in Fulda finden. Je früher wir diese Themen anpacken, desto mehr können wir und die Umwelt davon profitieren und desto günstiger wird es für uns als Kommune.", so Brünnel.

Man konnte gar nicht anders als diese Veranstaltung mit viel Lust auf "packen wir’s doch einfach an" zu verlassen. Veränderung kann nämlich Spaß machen, wenn man sich daran beteiligt.(pm)+++


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