Rettung in Sicht? Wo Patienten in Not künftig Hilfe finden
18.07.24 - Herzstolpern, Schmerzen oder Unfall? Für schnelle Hilfe gehen viele direkt in die Notaufnahme. Dort herrschen oft Stress und Warterei. Der Gesundheitsminister verspricht eine Runderneuerung.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verspricht eine Runderneuerung der Notfallversorgung in Deutschland. Für die Patientinnen und Patienten wird sich wohl einiges ändern. Heute sind Warterei für die Hilfesuchenden und Stress fürs Personal Alltag in Notaufnahmen. Künftig sollen die Notfallpatienten und -patientinnen besser durch den Gesundheitsdschungel gesteuert werden. Das Kabinett hat die Reform beschlossen, Anfang 2025 soll sie in Kraft treten. Was auf die Versicherten zukommt:
Wo soll man sich künftig im Akutfall hinwenden?
Bei schweren Notfällen, etwa schweren Unfällen oder Herzinfarkt, soll man weiter die 112 wählen. Wenn es doch kein schwerer Notfall ist, kann der Anrufer dort heruntergestuft werden. Eingeführt werden mit dem Gesetz - wenn es im Parlament beschlossen wird - zwei Neuerungen: In Akutleitstellen sollen Patientinnen und Patienten jenseits schwerer Notfälle eine Ersteinschätzung zum weiteren Vorgehen bekommen. Erreichbar sind sie bundesweit unter der Telefonnummer 116 117. Rund um die Uhr gibt es über diese Nummer auch einen Notdienst mit einem Arzt oder einer Ärztin - telemedizinisch über Video zugeschaltet oder per Hausbesuch. Bundesweit sollen zudem sogenannte integrierte Notfallzentren in der Regie von Kliniken aufgebaut werden. Hier kann man im Notfall hingehen. Die Zentren kombinieren die Notfallaufnahme des Krankenhauses mit einer Notdienstpraxis. An manchen Standorten soll es Notfallzentren für Kinder und Jugendliche geben.Man fürchtet, sofort behandelt werden zu müssen - was ist zu tun?
Das Anwählen der 116 117 soll die Regel werden. Lange Warteschleifen sollen vermieden werden, in 75 Prozent der Fälle soll es nur höchstens drei Minuten dauern. Patientinnen und Patienten können von den Ärzten am Telefon sofort auf die 112 umgeleitet werden, auch für einen Krankenwagen. Sie können auch ins nächste Notfallzentrum geschickt werden. Wer dort über die 116 117 landet, soll schneller drankommen. Die Telefon-Beratung soll nach der Erwartung der Regierung aber unnötige Rettungsstellen-Besuche verhindern. Verknüpft werden die Akutleit- mit den Terminservicestellen: Arztbesuche können dann direkt am Telefon in die Wege geleitet werden.Was ist das Besondere an den Notfallzentren?
Am Empfangstresen der integrierten Notfallzentren (INZ) soll es eine Ersteinschätzung geben: Wohin geht es für die Hilfesuchenden als nächstes - in die Notaufnahme oder eine nahe Notdienstpraxis? Lauterbachs erklärtes Ziel: Patientinnen und Patienten sollen dort behandelt werden, wo es am besten und schnellsten geht. Die INZ sollen so im Land verteilt werden, dass mindestens eines stets gut erreichbar ist. Die angeschlossenen Notdienstpraxen sollen abends immer bis 21 Uhr offen haben - auch an Wochenenden und Feiertagen. Lauterbach will, dass in der Notfallversorgung «erfahrenes ärztliches Personal» eingesetzt wird. Das Geld für die Notfallzentren soll zur Hälfte von den Krankenkassen und zur Hälfte von den Kassenärztlichen Vereinigungen kommen.