Dr. Tobias Wagner und Professorin Dr. Jasmin Brück (Mitte) mit dem Stifter des Preises, Dr. Norbert Schmidt, (3.v.l.), dem Betreuer und der Betreuerin der jeweiligen Dissertation sowie Mitgliedern des Präsidiums. - Foto: Nicole Dietzel

FULDA Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro

Verleihung des Dr.-Norbert-Schmidt-Preises

21.07.24 - Die beiden besten Dissertationen, die im Jahr 2023 an der Hochschule Fulda entstanden sind, kommen aus den Promotionszentren Angewandte Informatik und Soziale Arbeit. Am Mittwoch dieser Woche sind sie mit dem Dr.-Norbert-Schmidt-Preis ausgezeichnet worden.

Seit 2021 vergibt die gleichnamige Stiftung des Fuldaer Radiologen einmal pro Jahr einen mit 10.000 Euro dotierten Preis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten zur Erlangung des Doktorgrades. "Die Auszeichnung soll auf die Forschung an der Hochschule Fulda aufmerksam machen und zugleich zeigen, wie thematisch breit die Wissenschaft in Osthessen aufgestellt ist", beschreibt Dr. Norbert Schmidt das Ziel seiner Stiftung. "Einmal im Jahr rückt der Preis hochspezialisierte wissenschaftliche Fragestellungen ins Rampenlicht, die für die Praxis von großer Relevanz sind, sonst aber vorrangig in Fachkreisen wahrgenommen werden", betont Hochschulpräsident Professor Dr. Karim Khakzar. In diesem Jahr teilen sich das Preisgeld Dr. Tobias Wagner und Professorin Dr. Jasmin Brück.

Hochschule Fulda Archivfoto: O|N

Kostengünstigere Methode für vorausschauende Wartung

Dr. Tobias Wagner entwickelte eine neue, kostengünstigere Methode für die vorausschauende Wartung sogenannter permanenterregter Synchronmotoren. Solche Antriebe sind in der industriellen Praxis weit verbreitet. Sie sind zum Beispiel die antreibenden Komponenten von Robotern und CNC-Werkzeugmaschinen, das sind Maschinen, die mit Hilfe von Steuerungstechnik höchst präzise Werkstücke auch für komplexe Formen automatisch herstellen. Vor allem sind es die Kugellager, die häufig unerwartet für Ausfälle sorgen und Stillstandskosten verursachen. Aus diesem Grund werden sie meist auf Basis fixer Zeitintervalle ausgetauscht. Der tatsächliche Verschleiß der Bauteile wird hierbei jedoch nicht berücksichtigt. Seit vielen Jahren wird daher versucht, durch eine vorausschauende, also am tatsächlichen Verschleiß orientierte Wartung, das Voranschreiten von Defekten zu erkennen und den möglichst optimalen Punkt eines Austausches vorherzusagen. Bislang muss dafür allerdings externe Sensorik an den Motoren angebracht werden – wirtschaftlich betrachtet keine attraktive Lösung.

Der 31-jährige Elektroingenieur hat in seiner Arbeit eine Methode entwickelt, die ohne zusätzliche Sensorik auskommt und die motorinternen Signaldaten zur Fehlerfrüherkennung nutzt. Ausgewertet werden zum Beispiel Temperatur, elektrische Ströme und Drehmomente. Die Daten für seine Untersuchungen hat er unter realen Umgebungsbedingungen an Industrieanlagen aufgenommen. "Das garantiert eine hohe Praxistauglichkeit der neu entwickelten Methode", lobte die Auswahlkommission.

Tobias Wagner ist inzwischen in Stuttgart als Data Scientist in der Forschungs- und Entwicklungs-Abteilung eines marktführenden Unternehmens für die Entwicklung von Lackiersystemen und Lackierrobotern tätig. Neben vorausschauenden Wartungsanwendungen rotierender Maschinen beschäftigt er sich vor allem mit Ansätzen des maschinellen Lernens zur Bildverarbeitung. An der Hochschule Fulda hat er den Bachelor- sowie den Masterstudiengang Elektrotechnik und Informationstechnik absolviert. Seine Promotion entstand am hochschulübergreifenden Promotionszentrum Angewandte Informatik und wurde von Professor Dr. Alexander Gepperth und Professor Dr.-Ing. Elmar Engels (beide Hochschule Fulda) betreut sowie von Professor Dr.-Ing. Uwe Klingauf (TU Darmstadt) begutachtet.

Einblicke in die Lebensrealitäten junger queerer Menschen

Professorin Dr. Jasmin Brück analysierte die Situation von jungen queeren Menschen im Übergang von der Schule in die Ausbildung und in den Beruf und untersuchte, welche Wahrnehmungen und Erfahrungen junge queere Menschen im beruflichen Ausbildungssystem hinsichtlich ihres Queerseins haben und wie sie sozialen und strukturellen Disparitäten begegnen.

Die 43-jährige Sozialwissenschaftlerin beschäftigte sich insbesondere mit dem Schulberufssystem sowie dem Übergangssystem. Sie arbeitete heraus, dass sich junge queere Menschen in diesen Ausbildungssystemen in einem Spannungsfeld zwischen normativ geprägten gesellschaftlichen und institutionellen Erwartungshaltungen und Forderungen auf der einen und den eigenen individuellen Wünschen und Bedürfnissen eines queeren Lebensentwurfs auf der anderen Seite befinden. Hierbei müssen sie sich immerwährend mit der Frage auseinandersetzen, ob sie ihr Queersein sichtbar machen und damit ihr authentisches Selbst erleben und leben können oder ob sie ihr Queersein im Verborgenen halten, um ihre Integrität zu schützen. Damit nimmt dieses Spannungsfeld Einfluss auf das queere Leben und Erleben und die Biografie junger queerer Menschen.

"Die Dissertation liefert einen bedeutenden Beitrag zur Forschung über Queerness im Bildungssystem", urteilte die Auswahlkommission. Die tiefgreifende Analyse gewähre wertvolle Einblicke in die Lebensrealitäten junger queerer Menschen. Für die soziale Arbeit im Bereich des beruflichen Ausbildungssystems zeigt die Arbeit Ansätze auf, die eine bedürfnisorientierte und diskriminierungsfreie Ausrichtung der Bildungsangebote unterstützen können.

Dr. Jasmin Brück ist inzwischen Professorin für Soziale Arbeit an der Internationalen Hochschule. Sie hat den berufsbegleitenden Masterstudiengang Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Sozialraumentwicklung und -organisation (maps) an den Hochschulen Fulda und RheinMain studiert. Ihre Dissertation wurde am hochschulübergreifenden Promotionszentrum Soziale Arbeit von Professorin Dr. Susanne Dern betreut und von Professorin Dr. Monika Alisch (Hochschule Fulda) sowie Professorin Dr. Maria Bitzan (Hochschule Esslingen) begutachtet.

Zum Stichtag 1. Dezember 2023 liefen an der Hochschule Fulda insgesamt 186 Promotionen, 106 davon an Promotionszentren der Hochschule Fulda bzw. einem hochschulübergreifenden Promotionszentrum. Die verbleibenden 80 Promotionen entstehen in Kooperation mit Universitäten. In den hochschuleigenen Promotionszentren wurden 2023 vier Promotionen abgeschlossen, in Kooperation mit einer Universität sieben. (pm) +++


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