Bei der Gedenkfeier waren auch der Bundestagsabgeordnete Michael Brand und die Landtagsabgeordnete Stefanie Klee vor Ort. - Fotos: Berthold Jost

RASDORF (RHÖN) 80. Jahrestag des Stauffenberg-Attentats

Gedenkfeier der Kyffhäuserkameradschaft: Widerstand gegen das NS-Regime

23.07.24 - Zum 80. Jahrestag des Attentats vom 20. Juli gegen Adolf Hitler gab es wieder eine Gedenkfeier der Kyffhäuserkameradschaft Grüsselbach zur Erinnerung an den Widerstand gegen das NS-Regime. Dabei fand der Präsident der Internationalen Offiziers- und Soldatengesellschaft (IOS), Günter Wolf, deutliche Worte.

"'Wenn einmal die Wendezeit gekommen ist, dann machen wir Deutsche keine halben Sachen. Dann werden die Schutthalden der Modern beseitigt' (Björn Höcke, AfD). Sie sehen, ich lasse diesen Satz etwas wirken. Er ist frappierend, geradezu erschreckend. Und allzu gerne will man ihn in einer dunklen Zeit ausgesprochen verorten, denn der Duktus erinnert doch sehr an den der Nationalsozialisten. Doch weit gefehlt, wie bei der gestrigen Feierstunde im Ehrenhof des Bendlerblocks in Berlin zum 80. Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler der Vorsitzende des Vorstands der Stiftung 20. Juli 1944, Professor Dr. Robert von Steinau-Steinrück, erklärte. Das 'widerliche Zitat' (Steinau-Steinrück) stammt von einem Politiker unserer Zeit aus dem benachbarten Thüringen, der davon träumt, im Herbst dieses Jahres neuer Ministerpräsident des Freistaates zu werden. Von Steinau-Steinrück hat die Namensnennung vermieden. Ich indes will Sie nicht im Unklaren lassen: Der, von dem hier die Rede ist, ist Björn Höcke, ehemaliger Geschichtslehrer in Hessen und jetzt thüringischer AfD-Spitzenmann, der gerichtsfest als Faschist bezeichnet werden darf", erklärte Wolf zu Beginn seiner Rede.

Bedenkliche Entwicklung

Wenn man solche Reden höre, bekomme man schnell den Eindruck, dass zum einen die Nazis nicht nur eine Wiedergeburt zu feiern scheinen, sondern, was noch viel schlimmer ist, dass sie eigentlich nie wirklich weg gewesen seien, führte Wolf weiter aus.

"Aber was noch beunruhigender ist: Gewissen Leuten ist offensichtlich auch jede Hemmung verloren gegangenen, nicht nur wieder die Narrative der Nationalsozialisten zu verbreiten, sondern auch unverhohlen und offen sich auch deren Sprache zu bedienen. Professor von Steinau-Steinrück hat dem aber folgenden Satz entgegengesetzt: 'Wer die Sprache der Nationalsozialisten spricht oder sprechen lässt, kann sich niemals auf den Widerstand berufen oder ihn gar ehren, denn der Widerstand steht für Rechtsstaat, Menschlichkeit und Toleranz.' (Professor Dr. Robert von Steinau-Steinrück, Vorsitzender des Vorstands Stiftung 20. Juli 1944). Seit Jahren versammeln wir uns auf Einladung der Kyffhäuserkameradschaft Grüsselbach zur traditionellen Gedenkfeier zum 20. Juli an der Erinnerungsstätte für
den General der Infanterie Alexander Ernst Alfred Hermann Freiherr von Falkenhausen auf dem
Waldhof-Friedhof. In diesen Momenten entwickeln wir jeweils eine besondere Nähe zum Ereignis und zu den Männern und Frauen des Widerstands, die sich mutig gegen den Diktator Hitler erhoben haben", so der IOS-Präsident in seinem Grußwort weiter.

Privileg in diesem Jahr noch deutlich spürbarer

"In diesem Jahr haben wir das Privileg, diese Nähe noch intensiver spüren zu können durch Ihre Anwesenheit, Graf Stauffenberg, und ihrer Familie. Auch wenn das Attentat und der Staatsstreich der Verschwörer um Ihren Großvater Oberst i.G. Claus Schenk Graf von Stauffenberg vor acht Jahrzehnten scheiterte, ist es aus vielerlei Gründen nicht nur berechtigt, sondern auch unsere Pflicht, jedes Jahr auf das neue daran zu erinnern. Wie Professor von Steinau-Steinrück gestern richtig ausführte, ist das Attentat nicht ohne Wirkung geblieben. Die Ideale der Verschwörer haben nicht nur Eingang gefunden in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (Art. 1 bis 19 GG sowie Art. 20 Abs. 4 GG), sondern auch in den Traditionserlass der Bundeswehr (1965, 1982, 2018). Aber es war auch kein exklusives, auf wenige beschränktes Ereignis gewesen. Auch wenn Hitler behauptete, die Verschwörung sei 'von einer ganz kleinen Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherisch dummer Offiziere geschmiedet worden', so stand dahinter ein Netzwerk von vielen Männern und Frauen. Und dies wurde deutlich in einer nächtlichen Rundfunkerklärung eines unbekannten Wehrmachtsoffiziers vom 22. Juli 1944", führte Wolf in seiner Rede aus.

In seinem Grußwort ging Wolf zudem auf eine Rede des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestages des Kriegsendes am 8. Mai 1985 im Deutschen Bundestag ein: "'Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren'." Das von Professor von Steinau-Steinrück wiedergegebene "widerliche Zitat" macht allerdings deutlich, wie groß diese Ansteckungsgefahr in unserer Zeit wieder ist. Daher ist das Erinnern an die Männer und Frauen des 20. Juli 1944 ein ständiger Aufruf an uns Heutige, die wir heute auch hier zusammengekommen sind, eben zu den Vielen zu gehören, die "für Rechtsstaat, Menschlichkeit und Toleranz" stehen und sich dafür einsetzen – gegen Hass, Unterdrückung und Krieg.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte in seiner Gedenkrede im Bendlerblock über den Schutz unser Demokratie gesagt: "Unsere Demokratie ist auf unseren unermüdlichen Einsatz angewiesen, auf den Einsatz jeder und jeden Einzelnen." "Mit Jeder und Jede, meine Damen und Herren, sind wir gemeint", ergänzte Wolf abschließend. Neben vielen Mitgliedern der Kyffhäuserkameradschaft Grüsselbach waren auch die CDU-Landtagsabgeordnete Stefanie Klee, sowie der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Brand vor Ort. (pm)+++


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