"Die Barockstadt hat sich in Fußballdeutschland einen guten Ruf erarbeitet"
26.07.24 - Am Samstag wird es für die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz wieder ernst. Mit dem Heimspiel gegen Aufsteiger FC Villingen startet die SGB in ihr drittes Regionalliga-Jahr. Vorher stellten sich, bis auf den beruflich verhinderten Peter Enders, der gesamte Vorstand und der Sportliche Leiter den Fragen von OSTHESSEN|NEWS. Martin und Christian Geisendörfer, Dirk Schütrumpf und Volker Bagus über die Attraktivität der SGB, eine gestiegene Erwartungshaltung im Umfeld und welche Schritte der Verein in nächster Zeit gehen will.
O|N: Die Vorbereitung ist zu Ende. Wie fällt euer Fazit der ersten sechs Saisonwochen aus?
Christian Geisendörfer: Die Vorbereitung verlief absolut positiv. Die Mannschaft zieht sehr gut mit. Man hat in den Testspielen gesehen, dass wir auf einem sehr guten Stand sind. Das Wichtigste war aber, dass wir von schwereren Verletzungen verschont geblieben sind. Auch bei Clint Essers sieht es nicht ganz so schlimm aus, wie befürchtet. Am Samstag werden wir dann sehen, wo wir wirklich stehen.
O|N: Mit dabei waren auch die Neuzugänge. Welchen Eindruck haben sie hinterlassen?
Martin Geisendörfer: Einen sehr guten. Ich würde sagen, wir sind aufgrund der Neuzugänge besser aufgestellt als im letzten Jahr. Sie sorgen für mehr Tiefe im Kader, das ist sehr positiv.
Dirk Schütrumpf: Vor allem passen sie aber auch menschlich wieder super in die Mannschaft. Ich denke, da haben wir wieder ein gutes Händchen gehabt. Jetzt müssen wir abwarten, wie sie einschlagen.
Volker Bagus: Das weiß man ja nie vorher. Die letzten Jahre hatten wir da immer Glück. Hoffen wir mal, dass es so weiter geht.
Ch. Geisendörfer: Erfreulich ist auch, dass mit Arlind Iljazi und Max Lindemann zwei Spieler auf sich aufmerksam gemacht haben, die gerade aus der U19 gekommen sind. Ihnen trauen wir auf jeden Fall zu, dass sie die nächsten sind, die wir aus der eigenen Jugend im Stadion spielen sehen.
O|N: Kann sich denn am Kader noch etwas ändern?
Bagus: Zugänge wird es keine mehr geben, auf der Abgangsseite kann sich aber noch was tun.
O|N: Ihr seid mit dem Kader also bereits zufrieden?
M. Geisendörfer: Ja, sehr. Der Trainer hat dieses Jahr gute Alternativen. Und wir haben mit Marius Löbig und Tobi Göbel noch zwei Langzeitverletzte, die ja in einigen Wochen auch wieder dazukommen.
O|N: Die Barockstadt hat sich in den letzten Jahren auch über Osthessen hinaus einen guten Ruf erarbeitet. Spiegelt sich dieses gewachsene Standing auch in Gesprächen mit potenziellen Neuzugängen wider?
Ch. Geisendörfer: Ja, das kann man schon sagen. Wir haben uns einen guten Ruf auf der Fußballlandkarte in Deutschland erarbeitet. Die Spieler sehen, dass wir hier gute und bodenständige Arbeit machen. Es haben sich diesmal auch zwei, drei Spieler für uns entschieden, die vor zwei Jahren wahrscheinlich noch nicht gekommen wären. Man merkt, dass die Arbeit hier honoriert wird. Was das angeht, sind wir auf einem guten Weg.
Bagus: Dazu kommt auch noch die Stadt, die für viele Spieler sehr attraktiv ist. Sie hat eine tolle Infrastruktur und liegt zentral in Deutschland. Das ist auch ein Grund, warum sich Spieler für uns entscheiden.
M. Geisendörfer: Das betrifft aber nicht nur Gespräche mit Spielern. Wir haben uns auch bei den Sponsoren einen guten Ruf erarbeitet. Viele wissen, dass wir mit dem Geld vernünftig umgehen. Wir haben inzwischen 140 Sponsoren. Und wir haben von letzter Saison zu dieser Saison einen sechsstelligen Mehrbetrag an Sponsoreneinnahmen. Damit kann man schon zufrieden sein.
O|N: Im dritten Jahr Regionalliga ist die Barockstadt sicherlich kein Underdog mehr, aber auch noch nicht auf einer Stufe mit den Traditionsvereinen der Liga. Wo würdet ihr die SGB in dieser Liga einordnen?
M. Geisendörfer: Wir sind letzte Saison Siebter geworden, in diesem Bereich würde ich uns auch dieses Jahr wieder sehen. Wir wollen zwar weiter nach oben, aber das müssen wir uns Schritt für Schritt erspielen und erkämpfen.
Bagus: Das ist in dieser Liga realistisch schwer zu sagen. Man kann viele Mannschaften schwer einschätzen. Wenn wir wieder zwischen Platz fünf und zehn landen, ist das für uns ein Erfolg. Mehr nehmen wir gerne, weniger nicht so gerne.
Ch. Geisendörfer: Die Liga ist eine richtige Wundertüte. Man weiß nie, wie es mit den U-Mannschaften der Bundesligisten aussieht. Aber das Ziel ist nichtsdestotrotz ein einstelliger Tabellenplatz.
O|N: Ihr betont immer wieder, dass es nur Schritt für Schritt gehen kann. Welcher Schritt folgt denn als Nächstes?
M. Geisendörfer: Die nächsten Schritte können wir sportlich erst gehen, wenn die Infrastruktur geschaffen ist. Wir sind jetzt immer noch nicht in der Lage, alle Tribünenbereiche zu öffnen. Dann soll ja auch die Haupttribüne erneuert werden. Das sind wichtige Schritte, damit wir auch sportlich andere Ziele angehen können.
Bagus: Das ist ja auch wichtig für Sponsoren. Damit man auch mal eine Loge verkaufen kann.
Ch. Geisendörfer: Trotzdem versuchen wir ja im Kleinen die Strukturen zu verbessern. Ein Fitness- und Regenerationszelt für die Spieler ist in konkreter Planung, dazu bieten wir auch Vormittagstraining sowie sonntags Spielersatztraining an. Das, was wir mit unseren Möglichkeiten machen können, machen wir auch.
O|N: Ein großes Thema im Frühjahr war die fehlende Rasenheizung, weswegen der Verein keine Lizenz für die 3. Liga beantragt hat. Wie ist da der Stand?
M. Geisendörfer: Wir haben inzwischen mit einem Rasenheizungsbauer zusammengesessen, um zu gucken, was das alles kostet. Wir sind auch im Austausch mit der Stadt, aber auch da kann es nur Schritt für Schritt gehen.
O|N: Als Außenstehender fragt man sich, warum man, wenn man eh ein Stadion für mehrere Millionen umbaut, nicht auch gleich eine Rasenheizung einplant?
M. Geisendörfer: Diese Auflage ist recht neu, die gibt es erst seit 2023. Damals war die Planung ja schon abgeschlossen, der Bau lief ja sogar schon.
Dann lasst uns zum Schluss noch mal auf den Saisonstart zurückkommen. In den ersten vier Spielen warten drei Aufsteiger. Seid ihr glücklich mit dem Auftaktprogramm?
Schütrumpf: Das kann gut oder schlecht sein. Zu Saisonbeginn weiß keiner, wo man steht. Die Aufsteiger kommen mit Euphorie, das ist gefährlich.
M. Geisendörfer: Die Aufsteiger sind durch die Euphorie, die bei ihnen herrscht, sicher nicht einfach zu spielen. Es ist immer besser, wenn man die erst ein paar Spieltage später hat. Es ist sicher undankbar, aber damit müssen wir leben.
Schütrumpf: Die letzten Jahre sind wir immer gut in die Saison gekommen und haben uns dadurch Selbstvertrauen geholt. Hoffen wir mal, dass es auch diesmal so läuft.
O|N: Vielen Dank für das Gespräch. (fh) +++