DRK Seniorenzentrum St. Kilian in Hilders: 129 Jahre Altenpflege
22.08.24 - Sechs Wohngemeinschaften, ein Wellnessbad, ein großer Garten mit Hochbeeten, eine eigene Cafeteria mit Tischkicker, ein Friseursalon und eine Kapelle – das ist das DRK Seniorenzentrum St. Kilian in Hilders. Nüchtern betrachtet klingt das wie ein Resort für Junggebliebene, und ein bisschen fühlt sich die kleine Gemeinschaft von 60 Bewohnern und den Angestellten auch so an. Das war nicht immer so. St. Kilian hat harte Zeiten hinter sich.
Die ersten Bewohner bezogen St. Kilian schon 1895. Das als Kranken- und Siechenhaus eröffnete Wohn- und Pflegeheim wurde von einer Lokaloberin und zwei Schwestern der Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul zu Fulda betreut und bot 15 Plätze. Das Seniorenzentrum wurde vor mehr als 100 Jahren im Nachgang des Armengesetzes der Königlich-Bayerischen Regierung von 1816 gegründet.
Spenden von "Vater Max" – oder einem anderen Gönner
1841 empfahl die Königlich-Bayerische Regierung den Armenpflegschaftsräten, Sparkassen zu gründen, damit die Menschen Rücklagen für Notzeiten bilden konnten. 1853 stiftete der bayerische König Max 2.000 Gulden als Fond für diese Spar- und Hilfskasse in Hilders, 1864 noch einmal 6.000 Gulden. Das war die finanzielle Basis für St. Kilian – 1868 wurde ein Grundstück von diesen Einlagen erworben. So zumindest besagen es die alten Dokumente in St. Kilian. Tatsächlich ist der bayerische "Vater Max", König Maximilian I. Joseph, 1825 verstorben, die Regierung hatte längst sein Sohn Ludwig I. Karl August übernommen. Vorläufig bleibt also offen, woher die großzügigen Spenden tatsächlich kamen.Zu der Zeit hatte der Gerichtsbezirk Hilders noch Anspruch auf zwei Pflegeplätze im Julius-Spital in Würzburg, was aber um 1880 hinfällig wurde. Schon 1873 hatten sich insgesamt 18 Gemeinden und der Gutsbezirk Batten zu einem Gesamtarmenverband zusammengeschlossen, der sich fortan um das Armen- und Siechenhaus und dessen Vermögensverwaltung kümmern sollte. 1893 wurde final die Errichtung des Hauses in Hilders beschlossen, zwei Jahre später genehmigte die seit 1866 zuständige preußische Regierung die Ordensniederlassung der Vinzentinerinnen in Hilders.
Von 15 Plätzen auf 60 Plätze plus sechs Wohnungen
Durch den Ausbau des Dachgeschosses konnten innerhalb der ersten Jahre Platz für insgesamt 20 Menschen geschaffen werden. Wer hier aufgenommen wurde, war immer noch prekär gestellt: Alle Rechte und Vermögen waren bei Eintritt an die Anstalt zu übergeben, dadurch finanzierte sich das Haus zumindest teilweise. Auch die Sparkasse half weiterhin aus, die erwirtschafteten Überschüsse wurden bis in die 1930er-Jahre bis zu 75 Prozent an den Zweckverband zur Verwaltung des Hauses ausgezahlt.
Alte Schriftstücke zeigen noch, dass die hier untergebrachten Menschen, soweit möglich, für ihren Lebensunterhalt arbeiten mussten. Zum Heim gehörten Ländereien und Viehställe, die versorgt werden wollten. Dokumente belegen, dass die Landwirte in Hilders und Umgebung dazu aufgerufen waren, es bei der Ernte nicht allzu genau zu nehmen, damit die Notleidenden aus dem Heim abends noch ein paar Feldfrüchte finden konnten. Es war das Recht der Menschen in St. Kilian, die abgeernteten Felder abzugehen und sich zu bedienen.
Raus aus der Armut, hin zu einem menschenwürdigen Lebensabend
Erst 1949 wurde die Verbandsfassung neu gesetzt, jetzt legte man zum ersten Mal Pflegesätze fest. Die Kreissparkasse Hilders löste sich in dieser Zeit aus ihrer Verpflichtung gegenüber dem Zweckverband mit einer einmaligen Zahlung von 100.000 DM. Und wieder war es diese große Einmalzahlung, die dem Heim Glück brachte: 1959 wurde der Grundstein für einen Neubau auf dem Grundstück "Am Steinhauck" gelegt, am 16. Juni 1959 feierte man Richtfest. Die 19 Bewohner des alten Heims zogen am 8. März 1960 in das neue, nun 30 Plätze starken Heims um. Im September 1960 wurde der Neubau eingeweiht, seitdem trägt die Einrichtung in Hilders den Namen "St. Kilian".
Die seit 1938 vorhandene Heimkapelle, geweiht auf Bruder Konrad von Altötting, wurde von Agnes Mann aus Rodholz künstlerisch gestaltet: Sie entwarf Wandteppiche und Mosaike für Tabernakel, Altarkreuz und die Leuchten. Ausgeführt wurden die Gobelins von Firma Sauermilch in Tann, Tabernakel, Altarkreuz und Altar- und Wandleuchten von Firma Franz Ruppel in Fulda. Der Tabernakel ist bis heute in der Kapelle zu sehen.
1991 wurde ein Erweiterungsbau fertiggestellt. Im selben Jahr verließen die letzten beiden Ordensschwestern St. Kilian, der Altbau wurde modernisiert und 1992 mit 49 Plätzen und einem Kurzzeitpflegeplatz erneut eingeweiht.
Letzte große Umgestaltung 2012 bis 2014
Im Dezember 2001 löse sich der Zweckverband Altenheim St. Kilian auf, mit dem 1. Januar 2002 ging die Einrichtung an den Landkreis Fulda. Als zum Jahreswechsel 2009/2010 das DRK Fulda St. Kilian übernahm, war die Einrichtung schon etwas aus der Zeit gefallen – ein Umbau mit Modernisierung und Vergrößerung war dringend nötig. Deshalb wurden die 40 Senioren und Seniorinnen 2012 in das leerstehende St. Ulrich Heim in Hünfeld verbracht. Am 14. September 2014 konnten sie nach Hilders zurückkehren: Jetzt gab es für jeden ein Einzelzimmer mit Bad, die insgesamt 60 Plätze sind seither in sechs Hausgemeinschaften organisiert. Das alte Gebäude "Am Steinhauck" wurde ebenfalls umgebaut, seit Anfang Juli 2017 befinden sich hier sechs Wohnungen für betreutes Wohnen. Wer hier wohnt, entscheidet selbst, wie viel Service sein muss oder darf – von komplett selbständigem Wohnen mit der Option auf mehr Hilfe bis hin zu Rundum-Service ist alles möglich und individuell wählbar.
Spürbar verwurzelt im Herzen der Gemeinde
Es sind die Kleinigkeiten, die in St. Kilian bis heute die Wurzeln in der gemeindlich organisierten Armen- und Krankenfürsorge spürbar machen. Der von Agnes Mann entworfene Tabernakel konnte beim letzten Neubau gerettet werden und wurde von Haustechniker Müller in die aktuelle Hauskapelle integriert. Ein alter Kreuzweg unbekannter Provenienz wurde ebenfalls gerettet und mithilfe eines in St. Kilian residierenden Pfarrers in der neuen Kapelle aufgehängt. Im Eingangsbereich sind die alten Dokumente ausgestellt, die die Geschichte des Seniorenzentrums dokumentieren. Ein Klavier steht ebenfalls dort, gelegentlich wird es von einem jungen Mädchen aus der Gemeinde zum Üben genutzt – zur Freude der Bewohner.
Im Café Kilian, gleich links vom Eingangsbereich, kommen am Wochenende Gäste aus der Gemeinde mit den Bewohnern von St. Kilian zusammen, Menschen vom Milseburgradweg stoßen dazu. St. Kilian ist mitten in der Gemeinde. So wie die Menschen, die hier leben und arbeiten.
Das DRK Seniorenzentrum St. Kilian in Hilders bietet nicht nur seinen Bewohnern ein Zuhause, sondern auch seinen Mitarbeitern eine besondere Arbeitsumgebung. Mit sechs Hausgemeinschaften, einem großzügigen Garten, einer eigenen Cafeteria und vielen weiteren Annehmlichkeiten schafft St. Kilian eine Atmosphäre, in der sich nicht nur die Bewohner, sondern auch die Mitarbeiter wohlfühlen. Wer auf der Suche nach einem erfüllenden Job in einem starken Team ist, sollte sich die Chance nicht entgehen lassen, Teil dieser Gemeinschaft zu werden. Mehr unter https://karriere.drk-fulda.de/stellenuebersicht/?bereich=3
St. Kilian
Thüringer-Straße 21-23
36115 Hilders
https://www.drk-fulda.de/angebote/altenpflegeeinrichtungen/seniorenzentrum-st-kilian.html +++