Silicon Valley in der Barockstadt: EDAG CityBot sucht Investoren
21.08.24 - 20 Millionen Euro wurden bereits ins Roboter-Fahrzeug "CityBot" gesteckt, das von der EDAG Group in Fulda entwickelt wird. Nachdem auf einem 42 Hektar großen Testgelände beim Frankfurter Waldstation auf Herz und Nieren getestet wurde, dreht der CityBot jetzt auf dem Messegelände Fulda-Galerie seine Runden. In drei Jahren könnte das Fahrzeug komplett einsatzfähig sein, Investoren werden gesucht.
Johannes Barckmann ist der Vater des CityBots. Das aerodynamische Fahrzeug wie aus dem Science-Fiction-Film wurde der Weltöffentlichkeit bereits 2019 auf der Internationalen Automobilausstellung präsentiert, als 33. EDAG-Konzeptfahrzeug. Während vorher schnittige Sportwagenkonzepte und Luxuswagen-Prototypen im Fokus der Entwicklungsabteilung standen, kam mit dem CityBot ein völlig neues Mobilitätskonzept ins Spiel: "Autonomes Fahren, als Gegenentwurf zum Individualverkehr. Der Roboter besteht aus einem Zugfahrzeug, das mit unterschiedlichen Modulen bestückt werden kann, von der Personenbeförderung bis zum Muldenkipper", erklärt Barckmann, während Engineering Director Gerhard Körbel seinem Schützling Pappkartons in den Weg wirft, schelmisch lächelnd.
"Der Kleine hat laufen gelernt" "Der Kleine hat laufen gelernt", freut sich Barckmann über die Fortschritte in der Entwicklung des Roboters. Die waren nicht selbstverständlich: Als Technikträger, der Papier aufsammeln konnte, erregte das Fahrzeug Aufmerksamkeit beim Bundesverkehrsministerium - dort startete man ein Förderprojekt, "damit der CityBot nicht zum Transrapid 2.0 wird", wie Barckmann meint. Inzwischen wurden nicht nur insgesamt 20 Millionen Euro ausgegeben: Das Fahrzeug, das im besten Fall in der smarten Großstadt der Zukunft eine Schlüsselrolle in Sachen Mobilität spielen wird, hat den Serienreifegrad 4,5 von 9 erreicht, schon in drei Jahren könnte es auf den Rollfeldern von Flughäfen oder in Innenstädten lautlos seinen Dienst verrichten, prognostiziert Körbel.
Involviert in besagtes Förderprojekt namens "Campus FreeCity" ist auch die Hochschule Fulda, die am Dienstag unter anderem Sven Milde aufs ehemalige Airfield der Amerikaner geschickt hat. Hier kann der CityBot schneller fahren als beim Waldstadion, mit 25 Kilometern pro Stunde umrundet er autonom Pylonen und Pappkartons und legt Vollbremsungen hin, damit später keine Menschen gefährdet werden durchs Roboterfahrzeug. Nicht nur das Produkt CityBot profitiert vom Projekt, auch die Studierenden der Hochschule: "Wir sind in vier Bereichen involviert: Prof. Dr. Michael Zohner vom Fachbereich Angewandte Informatik hat mit den Studierenden Angriffs-Szenarien für die IT-Sicherheit des Roboters untersucht, Prof. Dr. Michael Huth vom Fachbereich Wirtschaft effiziente Lieferketten und Prof. Alexander Geppert sowie Prof. Martin Kumm KI-Modelle, die das Gerät mit weniger Strom laufen lassen. Außerdem hat eine Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Jan-Torsten Milde in Kooperation mit der TU Darmstadt ein Benutzer-Interface für den CityBot entwickelt", erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter im Fachbereich Angewandte Informatik.
Folgeförderung noch in der Prüfung Außerdem wurde ein CityBot von EDAG als Leihgabe an die Hochschule Fulda übergeben, an dem sich Master- und Bachelorstudierende erproben, eine App für die Fernsteuerung wurde bereits entwickelt. Die ursprüngliche Förderung läuft Ende August 2024 aus, die Folgeförderung ist noch in der Prüfung. Aber früher oder später braucht es Investoren, damit der CityBot nicht im Museum verstaubt: "Die Roboterwagen-Firma Nuro.ai hat eine Finanzspritze von 940 Millionen Dollar bekommen - dagegen haben wir aus viel weniger Geld wesentlich mehr gemacht. Wir sind mit unserem CityBot zwar noch in der Forschungs- und Entwicklungspghase, aber aktiv auf der Suche nach Investoren. Angesichts all der Aufmerksamkeit, die wir über die Jahre hatten, gehen wir davon aus, bereits 1,2 Milliarden Menschen erreicht zu haben mit dem CityBot-Konzept - da müssen nur ein paar Investoren dabei sein", so Körbel. (mau) +++