Lesung mit Michael Kumpfmüller - Fotos: Mediennetzwerk Hessen/Anke Zimmer

FULDA Das Leben nach dem Tod

Auftakt von "Leseland Hessen" in der Domstadt

05.09.24 - Das Leben, die Liebe und kriminalistischer Spürsinn enden nicht mit dem Tod. Jedenfalls nicht bei Michael Kumpfmüller. Der Autor stellte zum Auftakt der diesjährigen Reihe "Leseland Hessen" seinen neuen Roman "Wir Gespenster" vor.

Eine Frau im roten Kleid steht neben einer Leiche und erkennt in der Toten sich selbst. Sie weiß nicht, wer sie ist, sie weiß nicht, wo sie herkam oder hinwollte, und warum sie hinterrücks erstochen wurde, erschließt sich ihr schonmal gar nicht. Überhaupt blickt sie eher distanziert und ein wenig verwirrt auf ihren eigenen Tod.

Was ist passiert? Dieser Frage geht der Autor Michael Kumpfmüller in seinem neuen Roman "Wir Gespenster" nach. Dass dieses Buch mehr ist als "nur" ein Krimi, schwante den Gästen am Dienstagabend in der Aula der Alten Universität Fulda rasch. Dort eröffnete Kumpfmüller die diesjährige Reihe "Leseland Hessen" (die weiteren Fuldaer Veranstaltungen werden wie angekündigt in der Kapelle des Vonderau Museums stattfinden); und er legte die Messlatte hoch. Denn "Wir Gespenster" erzählt in formidablem Stil eine Geschichte, die vieles ist: eigenartig, zärtlich, behutsam, spannend. Nur eines ist sie nicht: gruselig.

Mit diesem Abend startete die 21. Fuldaer Runde von "Leseland", einer hessenweiten Aktion, die seit 22 Jahren im Umfeld der Frankfurter Buchmesse Autorinnen und Autoren zu Wort kommen lässt. Von Anfang an sei es der Barockstadt dabei ein Anliegen gewesen, erinnerte Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld (CDU) in seiner Begrüßung, Schulen in den Fokus zu nehmen und jungen Menschen "Literatur authentisch zu vermitteln". So lesen in Fulda von 15 Schreibenden lediglich sechs für das abendliche Publikum. Im gesamten Bundesland finden übrigens 217 Veranstaltungen statt.

Jutta Sporer, die ehrenamtlich zusammen mit Klaus H. Orth vom Fuldaer Kulturamt die von der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Fulda geförderte Reihe initiiert und begleitet, stellte anschließend den Autor und seinen Roman vor. Kumpfmüller "erweckt die Toten zum Leben", sagte sie, und das sei ein schöner Gedanke. Denn auch die Fähigkeit zu lieben ende bei dem preisgekrönten Autor nicht mit dem finalen Atemzug der jeweiligen Person.

Das Leben nach dem Tod, wie es in "Wir Gespenster"_geschildert wird, ist dem Dasein davor nicht ganz unähnlich. Die Frau in Rot – später wird sie erfahren, dass sie Lilli heißt – muss sich nach dem Mord, der an ihr verübt wurde, zunächst zurechtfinden im neuen Dasein und einem Alltag, in dem sie zwar keine Türen öffnen kann, aber wie jeder Sterbliche (oder Unsterbliche?) schlafen muss, die eigenen Probleme in Selbsthilfegruppen zu lösen versucht und alles daran setzt, klar zu kommen. Zur Seite steht ihr dabei der ehemalige Kommissar Andrä, auch er Opfer einer Gewalttat. Zaghaft nähern sie sich an, parallel dazu kehren ein paar Erinnerungen zurück. An den Ehemann Paul, an ihren sogenannten "Herzensfreund", und dann ist da noch ihr Fall, der aufgeklärt werden sollt. Und ja: Es war authentisch und ein Genuss, Michael Kumpfmüllers pointierter Lesart zu lauschen.

Michael Kumpfmüller: Wir Gespenster. 243 Seiten. 24 Euro. Kiepenheuer & Witsch. (Anke Zimmer) +++


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