Schwere Vorwürfe: "Ampel am Bahnübergang stand nicht auf Rot!"
06.09.24 - "Mir zittern jetzt noch die Knie", sagt eine Zeugin, die das Zugunglück am Bahnübergang in Rönshausen aus der betroffenen Regionalbahn nach Gersfeld miterleben musste. Wie berichtet, war es am Mittwochmittag gegen 12 Uhr zu einer Kollision zwischen einem Mercedes und der Bahn gekommen. Der Zugführer musste eine Vollbremsung einleiten, trotzdem krachte der Transporter gegen den Triebwagen und wurde zur Seite geschleudert. Wie durch ein Wunder blieb die 41-jährige Autofahrerin fast unverletzt und konnte sich selbst aus dem Wrack befreien. Sie musste wegen Prellungen und Schürfwunden ins Krankenhaus, ist aber schon auf dem Weg der Besserung. Was ihr dabei allerdings nicht gerade zuträglich ist: Die Bundespolizeiinspektion Kassel hat die Ermittlungen wegen des Verdachts eines "Gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr" aufgenommen und ein Strafverfahren gegen sie eingeleitet.
Doch die 41-Jährige ist sich keinerlei Schuld an dem Unfall bewusst. "Ich habe mir hinterher den Kopf zergrübelt und bin mir inzwischen absolut sicher: Die Ampel hat nicht Rot geblinkt!" Als direkte Anwohnerin kenne sie diese Gefahrenstelle an dem unbeschrankten Bahnübergang, der nur durch ein Andreaskreuz gesichert ist, und fahre mehrmals täglich diese Strecke.
Ist die Lichtanlage am Andreaskreuz defekt?
Bei OSTHESSEN|NEWS haben sich nach dem Unfall weitere Autofahrer gemeldet, die übereinstimmend berichten, die Blinkanlage am Andreaskreuz auf der rechten Seite in Fahrrichtung Gersfeld müsse defekt sein. "Erst letzte Woche bin ich dort rübergefahren und als ich gerade mitten auf den Gleisen war, sah ich plötzlich den Zug auf mich zurollen. Dabei war die Ampel eindeutig nicht Rot gewesen", erklärt ein Rönshausener. "Zum Glück fährt die Bahn kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof dort langsam, sonst hätte es mich auch erwischt!" Angeblich habe es an der Lichtzeichenanlage vor kurzem Wartungsarbeiten gegeben, ob die mit dem möglichen Ausfall zusammenhängen, ist noch unklar. Ein weiterer Anrufer wollte gesichert erfahren haben, dass ein Zugführer, der diese Strecke oft fährt, seiner Behörde bereits mehrfach gemeldet habe, dass das Rotlicht nicht funktioniere - anscheinend ohne Erfolg.
Obwohl der Schaden des gestrigen Unfalls noch nicht genau beziffert werden kann, wird er auf einen hohen sechsstelligen Betrag geschätzt, denn an dem Mercedes ist Totalschaden entstanden und auch der Triebwagen der Bahn wurde bei dem Aufprall erheblich beschädigt.
An diesem Bahnübergang haben sich schon mehrfach schlimme Unfälle ereignet, unter anderem eine Bahnkollision mit einem Transporter der Post und einem schwer verletzten Postzusteller im Oktober 2018. Der Eichenzeller Bürgermeister Johannes Rothmund spricht deshalb auch von einer potentiellen Gefahrenstelle und verweist darauf, dass er diese Einschätzung schon von seinem Vorgänger im Bürgermeisteramt übernehmen musste. Die Bahn müsse aus Sicherheitsgründen dort dringend nachbessern, und zwar so schnell wie möglich. Schließlich kann man doch nicht einfach abwarten, bis sich dort noch schlimmere Unfälle ereignen. (ci)+++