Jessica Stukenberg in ihrem Einpersonenstück "Über das Meer" - Fotos: privat

FULDA Eindrücklich und berührend

"Über das Meer" - Jessica Stukenberg brilliert mit neuestem Recherche-Stück

11.09.24 - Das Ein-Personen-Stück "Über das Meer", eine Theater-Recherche-Produktion des Freien Theaters Fulda, feierte gerade im voll besetzten "Theater mittendrin" in der Fuldaer Lindenstraße seine Premiere. Es ist ganz bewusst keine leichte Thematik. Sehnsuchtsort - Urlaubsort - Schicksalsort - das Meer erzählt viele Geschichten. Geschichten, die sich wiederholen. Wieder und wieder. Inspiriert von den Erinnerungen ihrer Tante Gisela erzählt Jessica Stukenberg Geschichten von Frauen und Kindern, deren einziger Weg in die Freiheit über das Meer führt - und somit für viele direkt in den Tod. Ihre Geschichten spielen 1945 und heute.

Was nimmt man mit, wenn man gar nicht weiß, wohin es einen verschlägt? Den Familienschmuck? Das gute Silberbesteck? Für das Kinderspielzeug ist kein Platz mehr. Was nimmt man mit, wenn man sein ganzes Leben in einen Koffer packen muss? Um das Theater-Stück auf die Beine zu stellen, hat Jessica Stukenberg im Vorfeld des Theaterprojekts zahlreiche Informationen im Zentrum für Flucht und Vertreibung in Berlin recherchiert und reichlich Interviewmaterial hier vor Ort gesammelt. Ausschnitte daraus sind auch als O-Ton im Stück zu hören.

Am 30. Januar 1945 um 13.10 Uhr verlässt das Kabinen-Fahrgastschiff der NS-Organisation Deutsche Arbeitsfront (DAF), die Wilhelm Gustloff den Hafen in Gotenhafen, heute Gdynia. Im letzten Kriegswinter ist an Urlaub nicht zu denken, die Gustloff wird als Flüchtlingsschiff eingesetzt, um vor allem Frauen und Kinder in Sicherheit vor der nahenden Roten Armee zu bringen. Nach dem Torpedoangriff eines russischen U-Bootes sinkt das Schiff um 22:18 Uhr auf den Grund der Ostsee. Schätzungsweise 9.300 Menschen ertrinken im eiskalten Wasser.

Das war 1945. Doch der Wunsch nach Frieden und Freiheit treibt auch heute noch viele Menschen in die Flucht über das Meer und in den Tod. Die Route über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Wegen aus den Krisenregionen der Welt nach Europa. Stukenberg interviewte Frauen, die diesen gefährlichen Weg gewagt haben und heute in Deutschland leben. Jede einzelne von ihnen vermisst ihr Land und sie hätten es nicht verlassen, wenn die Not sie nicht gezwungen hätte.

Mithilfe der eigens für das Stück komponierten Musik von Anka Hirsch und den von der Figurenspielerin Silke Geyer liebevoll gestalteten Pappfiguren entsteht eine emotionale aufgeladene Atmosphäre, wodurch die Thematik für den Zuschauer leicht nachvollziehbar und sehr berührend wird. Das geschickte Zusammenspiel von Schauspiel, Erzähl- und Figurentheater hinterlässt bleibende Bilder und Eindrücke. Mal werden Fakten erzählt, dann wieder kommen die Interviewpartnerinnen zu Wort, denen Jessica Stukenberg oder stellvertretend die Papierfiguren Gestalt geben. Das Bühnenbild ist schlicht gehalten und erzählt doch alles.

Hunger. Kälte. Leere. Angst. Verzweiflung. Wenn man vor Augen geführt bekommt, was diese Frauen alles auf sich genommen haben, erkennt man, was Frieden und Freiheit wirklich bedeuten. Auch durch die unmittelbare Nähe im 'Zimmertheater' mittendrin kann man das Geschehene quasi hautnah aufnehmen, mitnehmen und verarbeiten.

Das Stück ist mobil und kann auch als Klassenzimmerstück ab der 8. Klasse inklusive Nachgespräch gebucht werden. Alle Infos, sowie weitere Termine finden sich auf der Homepage des Freien Theaters Fulda www.ftf-theater.de. (Neele Finger)+++


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