Die Turner vermochten ihren Vorsprung nicht zu transportieren - Bilderserie
30.09.24 - Die Handballer des TV Hersfeld haben in ihrem zweiten Heimspiel der noch jungen Saison in der Oberliga Nord ihre erste Niederlage hinnehmen müssen. Sie unterlagen der mannschaftlich starken HSG Twistetal mit 31:33 (12:15). Und das, obwohl sie mehrfach mit drei oder vier Toren in Führung gelegen hatten. Fynn Reinhardt und Lukas Berger übernahmen oft Verantwortung, doch ihre Mitspieler brachten die Konstanz über die volle Spielzeit nicht aufs Parkett. Der Sieger besaß da leichte Vorteile und setzte sich in den letzten Minuten durch.
Von der ersten Sekunde an werden Hersfelds Handballer von Trommlern und stakkatoartigem Klatschen unterstützt. Und es läuft für das gastgebende Team. Rechtsaußen Sven Wiegel trifft zum 1:0, der Rückraum-Linke Fynn Reinhardt erhöht durch zwei Treffer auf 3:0. Lukas Berger gelingt das vierte TVH-Tor. Twistetal findet offensiv noch nicht wirklich statt. Entweder Hersfeld verteidigt gut - oder Keeper Niklas Kürten ist zur Stelle. Kaum gesagt, verkürzt der Gast auf 2:4. Jonas Rübenstahl - eigentlich auf der Mitte im Rückraum zu Hause - kommt über die linke Halbposition durch - 5:2.
Der TVH deckt in seiner 6:0-Formation und den Mittelblock Reinhardt/Berger aggressiv und offensiv. Reinhardt zeigt einmal mehr seine Klasse. Offensiv hat er stets Lösungen und Varianten. Er ist - aber das ist nicht neu - der herausragende Spieler des TVH. Nach knapp 17 Minuten führt Hersfeld jetzt kommod - mit 9:4. Sehr stabil und als echtes Team tritt der TVH auf. Twistetal hat mit der wachen, forschen und im Großen und Ganzen effektiven Spielweise des Kontrahenten Probleme. Der Gast - durchaus mit guten Übergängen im Rückraum - bringt seine Außen kaum ins Spiel.
Der Turnverein lässt jetzt im Angriff einiges liegen - Wurfausbeute und -effektivität sind in dieser Phase gar nicht gut. Beim 7:9 hat Twistetal die Chance, heranzukommen. Und es gelingt. Nein, der TVH hat eine Portion Glück. Die Schiris entscheiden auf "Stürmerfoul". Eine durchaus knifflige Phase. Aber gelingt das 8:9 aus Gäste-Sicht. Nach Tempo-Gegenstoß. Aber da zeigt sich Reinhardts Klasse. Per Siebenmeter schafft er Treffer Nummer zehn. Twistetal aber ist zäh und lässt sich nicht abschütteln.
Wichtiges Tor für den TVH: Berger trifft von halblinks zum 11:9. Reinhardt hatte den Übergang eingeleitet, Mark Petersen angespielt, und Berger den Freiraum genutzt. Sven Wiegel schafft den zwölften Treffer. Doch Twistetal ist - mit dem überragenden Jakob Gleumes im Rückraum - wie eine Klette. Reinhardt wackelt, Reinhardt trifft den Innenpfosten - Julian Thole und Mark Petersen erhöhen auf 15:12. Pause. Die Hersfelder Welt ist wenige Wochen vor Lolls wieder in Ordnung. Noch nicht so ganz.
Das Spiel bleibt eng. Twistetal verkürzte. Dann wackelte Berger über halblinks - und erzielt das wichtige 16:14. Hersfeld hält sich seinen Kontrahenten vom Leib - oder besser gesagt: will es. Denn der Gast bleibt zäh. Berger ist neben Reinhardt der Mann der wichtigen Tore beim TVH - ihm gelingt nicht alles, aber das wichtige 18:16. Auch Torwart Niklas Kürten ist dafür bekannt, "Wichtige" zu entschärfen für den TVH - auch dieses Mal Thole schafft von Linksaußen das 19:16. 20:17 durch ... Reinhardt oder Berger? Reinhardt.
Nach Vorentscheidung fühlt sich das aber nicht an hier. Zumal der Gast wieder verkürzt. 21:18. Sven Wiegel darf auch wieder mal. Doch Reinhardt ist Gold wert für den TVH - wer wüsste das nicht? Und wenn Kürten die Faust reckt, heißt das: Ich hab' einen Wichtigen gehalten. 41 Minuten sind vorüber. 22:19. Wieder Berger von halblinks. 23:19. Spielt der TVH Tom & Jerry. Nein. Dafür ist Twistetal zu stark.
Hersfeld macht Gleumes besser zu jetzt - doch der Gast hat auch andere in seinem Team. Jetzt wacht Niklas Kürten auf. Er hält einem nach dem anderen. Und der TVH erinnert sich daran, dass Handball ein Teamsport ist. Längst hat Twistetal Fynn Reinhardt kurz gedeckt. Noch knapp eine Viertelstunde. Der TVH liegt mit vier Toren vorn.
Beim Gast ist der Rückraum-Halbrechte Andre Krouhs längst an Gleumes' Stelle gerückt. Doch die Turner transportieren ihren Vorsprung. Es ist aber kein Widerspruch, dass Twistetal dranbleibt. 27:29. Noch gut acht Minuten. Stimmungsvoll und spannend ist es hier. Der Gast verkürzt auf 28:29. Diese enge Kiste.
Und wenig später glückt Twistetal der Ausgleich. Zuvor hatten die Schiris ein Foul an Jonas Rübenstahl, der den Pfosten getroffen hatte, aber sichtbar am Wurf gehindert wurde, nicht geahndet. Und das Szenario spitzt sich zu. Der Gast geht erstmals in Front. Noch gut vier Minuten.
Haben Sie Spannung und Dramatik gesucht? Hier gibt es diese Zutaten gratis. Noch dreieinhalb Minuten. Reinhardt tritt zum Siebenmeter an. Und trifft. 30:30. Hitchcock ist zu Besuch hier. Mancher hat ihn schon gesehen. Wieder geht Twistetal in Führung. Dieses Mal übernimmt Sven Wiegel die Verantwortung vom Punkt. 31:31. Noch gut eine Minute. Gott, oh Gott. Twistetal führt erneut. 32:31. Was bekommt man hier nur für sein Geld ...
In der letzten Minute liegt Twistetal plötzlich mit zweien vorn. Schluss, Aus. Vorbei.
Fazit des gesamten Spiels: Mehrfach führte der TVH mit vier Toren in diesem Spiel - doch er bekam den Sack nicht zu. Auch etwa zehn Minuten vor Spielende war das noch so. Technische Fehler schlichen sich ein in der Schlussphase. Zu viele. Doch das war es nicht allein. Konstant Verantwortung zu übernehmen - das ist ein Lernprozess. Nur der Kopf des Teams, Fynn Reinhardt und mit Abstrichen Lukas Berger - das ist zu wenig. Zudem gilt es, die Außen besser ins Spiel zu bringen. Das Gästeteam gab sich nie auf und glaubte an sich. Und das, obwohl es praktisch das gesamte Spiel einem nicht eben geringen Rückstand hinterherlief. Der Lohn: Es drehte den Vergleich in den Schlussminuten. Die HSG Twistetal bewies eine tolle Moral. (wk)
TV Hersfeld:
Twistetal: Krouhs (9), Köhne (1), Nils Pohlmann (1), Stracke (1), Westmeier, Schmidt, Bender (8/1), Nolte, Meier (6), Engelhard, Schmittat, Löbel, Philipp Pohlmann, Gleumes (7)
Schiedsrichter: Florian Friedrich/Bastian Ringleb
Siebenmeter: 3/3 - 1/1
Zeitstrafen: 8 Minuten - 4 Minuten +++