FULDA Der Stadtpfarrer bei O|N

Impuls von Stefan Buß: Die Rosenkranzkönigin

16.10.24 - Eine Kirche in Fulda, für die ich zuständig bin, trägt den Namen Kirche "Unsrer lieben Frau vom Rosenkranz". Das katholische Christen den Rosenkranz beten weiß man vielleicht. Sie lassen dabei eine Kette aus Perlen durch die Hand gleiten, ähnlich anderer Religionen.

Stadtpfarrer Stefan Buß. Archivfoto: O|N/ Hendrik Urbin

Das Rosenkranzgebet ist ein rituelles Gebet, das mit Hilfe einer Gebetskette vollzogen wird, auf der 59 Perlen aufgereiht sind. Dabei wird das Leben Jesu mit den Augen Marias betrachtet. Die Herkunft des Wortes liegt im lateinischen Begriff »rosarium« begründet, der mit »Rosengarten« übersetzt wird. Das Wort »rosarium« wurde später auf die Gebetsschnur übertragen und erscheint im 15. Jahrhundert erstmals mit seiner deutschen Bezeichnung »Rosenkranz«. In der Tradition der Kirche symbolisieren die Rosengewächse von alters her die Gottesmutter Maria. Der Name Rosenkranz leitet sich schließlich von der Auffassung ab, dass die Gebete und Anrufungen ein Kranz zur Ehre der Gottesmutter Maria seien. Letzt endlich ist der Rosenkranz ein Jesusgebet, den es werden Ereignisse aus dem Leben Jesu in Sätzen wiederholt und betrachtet.

Das Rosenkranzgebet wird besonders im Monat Oktober gebetet. Der Monat ist dem Rosenkranzgebet gewidmet – einer Reihe von Gebeten zu Ehren der Mutter Maria –, denn Papst Pius V. führte den Sieg der Christen in der Schlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571 auf das Rosenkranzgebet zurück, das er allen Christen zur Rettung des Abendlandes und zum Gebet um Frieden aufgetragen hat. Das Rosenkranzgebet erinnert uns an die zentrale Rolle des Gebets im christlichen Leben. Das Gebet ist das Herzstück unserer Beziehung zu Gott. Es ist der Weg, auf dem wir in den Dialog mit ihm treten, unsere Sorgen, Freuden und Bitten vor ihn bringen und seine Gegenwart in unserem Leben erfahren. Maria, die Mutter Jesu, wird in der Bibel als eine Frau des tiefen Gebets beschrieben. Bereits beim Magnificat (Lk 1,46 – 55), ihrem Lobgesang auf Gott, zeigt sie uns, wie wir Gott für seine großen Taten danken und ihn in allem loben sollen. Der Rosenkranz ist ein besonderes Gebet, das uns durch die Meditation über die Geheimnisse des Lebens Jesu – seine Geburt, sein Leben, sein Leiden, Tod und Auferstehung – immer tiefer in den Glauben eintauchen lässt. Maria wird dabei in der Kirche als Fürsprecherin, als Mittlerin zu Gott.

Auch im Rosenkranzgebet wird diese Rolle deutlich. Während wir die Geheimnisse des Lebens Jesu betrachten, bitten wir Maria immer wieder uns beizustehen und uns zu Ihrem Sohn zu führen. Der Rosenkranz ist nicht nur ein Gebet, sondern auch ein geistlicher Weg, der uns zur Nachfolge Christi führt. Durch die ständige Wiederholung der Gebete und das Meditieren der Geheimnisse werden wir immer mehr in das Leben Jesu hineingenommen. Es geht nicht nur darum, Worte zu sprechen, sondern in die Haltung des Vertrauens einzutreten, das Maria vorgelebt hat. Der Rosenkranz führt uns zur Betrachtung der wichtigsten Ereignisse im Leben Jesu und lädt uns ein, darüber nachzudenken, wie diese Ereignisse unser eigenes Leben prägen können. (Stefan Buß) +++


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