Es ist gleich so weit: Philipp Stuckhardt (rechts) gibt den Startschuss des 10-Kilometer-Laufes - O|N-Archivfotos

BAD HERSFELD Streckenposten beim 25. Lollslauf

Philipp Stuckhardt taucht in ein Stückchen neue Welt ein. Es ist seine Welt

17.10.24 - Huch, das ist ja Philipp Stuckhardt. Warum läuft der heute nicht, fragte sich so mancher? Philipp, ein Gesicht des Bad Hersfelder Lollslaufes, der am Sonntag zum 25. Mal stattfand, war im Jubiläumsjahr des Wettbewerbs, Streckenposten im Kurpark - für den 10-Kilometer-Lauf und den Halbmarathon. Ein Infekt hinderte den Bergläufer internationalen Formats daran, an seinem Heimatlauf teilzunehmen. Und er füllte seinen Job mit Leidenschaft. Er tat dies derart mit Herz, dass ihm viele dankten.

Kürzlich siegte Philipp Stiuckhardt in der Alpenwelt der Schweizer Berge in Grindelwald ...

Drei Tage vor dem Rennen suchte ihn eine starke Erkältung heim. Ein Reflex, den der Körper eines Spitzenläufers intensiver wahrnimmt und darauf reagiert, als es der eines Hobbyläufers tut. Nach seinem letzten Start, dem Hessenberg-Lauf des TSV Oberhaun, fühlte sich der Kohlhäuser gut, die Form war ansteigend, er hatte die Corona-Infektion gut überwunden. Und dann das. Er kam um eine Absage beim Lollslauf, quasi vor seiner Haustür gelegen, nicht umhin.

Das schmerzte ihn. Philipp Stuckhardt musste diese Entscheidung schweren Herzens fällen. Und er setzte einen Impuls des Herzens. "Ich möchte mich ehrenamtlich betätigen und etwas zurückgeben." Das erfüllte den veranstaltenden SC Neuenstein mit Stolz. Das freute alle Ehrenamtler. Und alle wussten: Das ist immer noch einer von uns. Der weiß, wo er herkommt. Der weiß, worauf es ankommt.

Ein Job zum Anfassen: im Kurpark mit einer Kuhglocke unterwegs

Reiner Fohr (links) und Philipp Stuckhardt beim Hessenberglauf des TSV Oberhaun ...

Seine Aufgabe grenzte er schnell ein. "Ich bin dem Abschnitt Kurpark zugeteilt worden, hab' die Strecke abgesperrt mit Flatterband und sie mit Hütchen markiert." Dass es Läufern passiert und sie falsch abbiegen, das weiß er aus eigener Erfahrung. Philipp sagt: "Das gibt es sogar ganz oft, weil die Läufer in einem Tunnel sind. Du kommst in eine Überbeanspruchung. Dann zitterst du und machst solche Sachen."

Sind der Start am Lauf, seine Intensität und der Umstand, seine Ziele zu erreichen, ein Erlebnis für Philipp Stuckhardt - so war es dieses Mal sein Job. Aus einer Welt, die ihm bekannt ist. Aus seiner Welt. "Ich bin darin richtig aufgegangen, hatte viel Spaß und habe die Läufer angefeuert." Pausenlos. Unentwegt. Zudem schmückte Bad Hersfeld in diesen Stunden etwas anderes. Jedenfalls den Kurpark. "Ich hatte eine Kuhglocke mitgenommen. Die kenne ich von den Bergläufen in Österreich oder der Schweiz."

"Wegen dir bin ich eine persönliche Bestzeit gelaufen"

Lollslauf-Bühne Schilde-Halle

Einmal dabei, macht er das atmosphärische Stimmungsbild rund. "Das macht ganz viel mit einem. Unterstützung ist ganz wichtig. Gerade bei Stadtläufen", weiß er, worum es geht. Und was in den Läufern vor sich geht. "Und ich hab' das bis zum Schluss durchgezogen." Was für ihn als ein Stück Selbstverständnis klingt, kam bestens an. "Ich hab' sehr positive Rückmeldungen erhalten. Auch über Instagram" Manche posteten im gar zu, "wegen dir bin ich eine neue persönliche Bestzeit gelaufen". Solche Aussagen berühren jeden Menschen. Nicht zuletzt mit Philipp tun sie das. Er liebt seinen Laufsport. Er lebt ihn.

Natürlich schmerzte es ihn, dass er nicht dabeisein konnte. Für Philipp ist der Lollslauf nicht nur der Abschluss seines Wettkampf-Jahres, es ist auch ein willkommener Trainingsreiz. Nicht mehr und nicht weniger. Schließlich liegt ihm der Start in Bad Hersfeld seit Jahr und Tag am Herzen. Der Sieger des 10-Kilometer-Laufes in diesem Jahr sei langsamer gewesen, als er es im vergangenen Jahr war. Doch Philipp Stuckhardt lobte den Gewinner. "Es wäre ein gutes und spannendes Rennen geworden zwischen uns. Der Sieger ist ein super-starker Läufer. Wir hätten uns pushen können." So klein ist die Welt des Kohlhäusers. Auch wenn sich der Bogen bis in die Alpen und weit darüber hinaus spannt.

"Eine Herzensangelegenheit. Das ist schließlich mein Heimatlauf"

Das gehört zu Philipps Jahresplan: Der Bad Hersfelder Lollslauf mit Start und Ziel ...

Und wieder geht das den Veranstaltern des SC Neuenstein runter wie Öl. "Das war für mich eine Herzensangelegenheit." Philipp Stuckhardt meint den Job als Streckenposten. "Das ist schließlich mein Heimatlauf. Und ich konnte nicht einfach so zu Hause sitzen und nichts tun. Ich wollte etwas beisteuern." Wer den Bergläufer bisher noch nicht kannte, der kennt ihn jetzt. Und den Menschen. Diese Eindrücke und Stimmungsbilder kommen einem vor, als seien sie eine schöne, runde Sache gewesen. So, wie der Lollslauf als Ganzes.

Abends zuvor fand ein "Warm-Machen vor dem Lauf" in der Schilde-Halle statt. Der SC Neuenstein und die Stadt Bad Hersfeld waren froh, quasi einen Sohn ihrer Stadt und der Laufveranstaltung mit im Boot zu haben. Es war richtig was los, Programm gab's, Tanzgruppen traten auf. Philipp Stuckhardt war als Gast geladen. Er durfte zum Interview auf die Bühne, über seine Erfahrungen und Erlebnisse zu "25 Jahren Lollslauf" berichten. Für ihn war es auch der schmerzhafte Anlass, seine Entscheidung mitteilen zu müssen. "Ich bin gemeldet, werde aber nicht laufen", sagte er nur. Man spürt auch Tage danach, wie weh ihm diese Worte taten.

Dafür durfte er an einem anderen, einem eher unverhofften Erlebnis schnuppern. An diesem Abend feierte der Kohlhäuser ein Wiedersehen mit Melat Kejeta. Sie ist eine aus Afrika stammende Spitzenläuferin, hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen - und ging bei den Leichathletik-Weltmeisterschaften im August in Budapest an den Start. "Für Melat, die für den Lauftreff Kassel startet, hab' ich 2010 beim Elite-Lauf auf dem Messegelände in Berlin noch Tempo gemacht. Bei Kilometer 30 bin ich dann aber ausgestiegen, um mein eigenes Tempo zu laufen. Jetzt hab' ich mich mit ihr in Hersfeld lange unterhalten."

Nebenbei gesagt: Philipp wurde auch zuteil, den Startschuss für den 10-Kilometer-Lauf geben zu dürfen. So sagt er dann, mit etwas Abstand: "Ich konnte meinen Beitrag zum Heimatlauf noch leisten - wenn auch nicht sportlich." Doch Philipp wäre nicht Philipp, wenn er den letztgenannten Aspekt so ganz außen vor lassen könnte. "Das wäre mein 17. Lollslauf gewesen. Auch wenn es schlecht lief, war ich immer auf dem Treppchen." (wk) +++

 

 

 

 

 

 

 

 

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