Herzerkrankungen vorbeugen, erkennen, behandeln: Vortrag
05.11.24 - "Die kalte Jahreszeit demaskiert kardiale Probleme. Es ist dunkel, die unangenehme Witterung und Infektionslage bedeuten Stress für den Körper, Schneeschippen ist Hochleistungssport", erklärt Dr. med. Thomas Oettinger, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda, "Wir haben im Oktober und im November alljährlich Hochkonjunktur!" Auf Herzerkrankungen, in diesem Jahr vor allem Herzinsuffizienz, macht die Deutsche Herzstiftung mit den Herzwochen im November aufmerksam.
Eine Herzschwäche kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, und nicht immer kündigt sich die Insuffizienz langsam und schleichend an. Die Symptome sind unspezifisch, sodass eine Schwäche der Pumpleistung nicht leicht zu erkennen ist. Risiken kennen, Herzschwäche vorbeugen – Dr. med. Thomas Oettinger weiß, was ältere und jüngere Betroffene unterscheidet.
"Menschen müssen ihr Risiko kennen"
Die Todesfälle aufgrund einer Herzinsuffizienz haben in den letzten Jahren abgenommen, was erfreulich ist. Gleichzeitig hat aber die Zahl der Menschen, bei denen eine Herzschwäche diagnostiziert wird, zugenommen. Das ist zum Teil der wachsenden Anzahl älterer Menschen geschuldet. Wer die Risikofaktoren kennt, kann vorbeugen. Eine besondere Indikation für die Entwicklung einer Herzschwäche haben Menschen mit:- Übergewicht
- Diabetes
- Gicht
- familiärer Vorbelastung
- Schlafapnoen/Schnarchen
Das bedeutet im Umkehrschluss: Wer Übergewicht reduziert, negativen Stress so weit wie möglich vermeidet und sich während und nach Infektionen schont, leistet Präventionsarbeit. Auch das gelegentliche Gläschen Rotwein soll, so erklärt Dr. med. Thomas Oettinger, durch die enthaltenen Substanzen den Blutfluss verbessern und möglicherweise Ablagerungen in den Gefäßen vorbeugen.
Trotzdem ist der Genuss von Alkohol (auch in kleinen Mengen) natürlich immer mit Risiken verbunden, weshalb Dr. Oettinger lieber zu dunkler Schokolade, Kaffee und Fisch rät. Fetter Seefisch ist reich an Omega3-Fettsäuren. Die Zusammenstellung an Tipps zeigt es schon: Wer Herzschwäche vorbeugen will, muss sich nicht kasteien – Genuss wirkt sich natürlich auch positiv auf das Herz aus. Wer auf ausreichend Schlaf und Erholung achtet und in sich ruht, macht schon eine ganze Menge richtig.
Herzschwäche erkennen und frühzeitig behandeln
Die Symptome einer Herzinsuffizienz sind unspezifisch und entsprechend schwer zu erkennen:- Atemnot bei körperlicher Belastung (oft ist Treppensteigen oder zügiges Gehen schon genug)
- nachlassende Leistungsfähigkeit
- Müdigkeit
- Gewichtszunahme
- Wassereinlagerungen
- beschleunigter Puls, vor allem unter Belastung ("Herzklopfen")
- beschleunigte Atmung
- kalte Finger, kalte Füße und/oder Beine
- nächtlicher Harndrang
- Schwindelgefühle
- Husten, rasselnder Atem
Die Symptome entstehen, weil das Herz nicht mehr die erforderliche Pumpleistung bringen kann, die verschiedenen Organe und Körperteile also nicht ausreichend durchblutet werden. Die Symptome treten über einen längeren Zeitraum nacheinander auf, eine chronische Herzschwäche bahnt sich schleichend an. Bedrohlicher ist eine akute Herzschwäche, bei der sich die Symptome innerhalb von Minuten oder Stunden häufen. Herzinfarkt, extremer Bluthochdruck oder eine andere Herzerkrankung kann die Herzleistung kurzfristig dramatisch abnehmen lassen. Das ist ein Notfall, der sofort medizinisch behandelt werden muss.
Früherkennungsangebote nutzen, Vorsorge ernst nehmen!
Werden Herzerkrankungen früh erkannt, können sie behandelt werden. Medikamente und technische Hilfsmittel wie Defibrillatoren und Herzschrittmacher heben die Lebensqualität der Betroffenen erheblich und können vor allem auch Leben retten. Deshalb sind regelmäßiger Herz-Check-Up, EKG, die Kontrolle von Blutdruck und Blutfetten, LDL und Lipoprotein(a) sowie des Blutzuckers wichtig.
Die Diagnose ist wichtig: Mit den "Fantastischen Vier" Medikamenten kann man richtig eingestellt die Herzschwäche gut meistern. Zu den "Fantastischen Vier", wie sie von Medizinern gerne genannt werden, gehören im ersten Schritt Beta-Blocker und SGLT-2-Inhibitoren, im weiteren Schritt ARNIs (Angiotensin Receptor Neprilysin Inhibitor) und letztlich MRAs (Mineralocorticoid Receptor Antagonists). Heutzutage wird nicht jede Herzschwäche sofort operiert, man bevorzugt nicht-invasive Maßnahmen wie die Life Vest als Übergangslösung (eine Art externer Defibrillator). Oft kann über die sorgfältig abgestimmte Medikation die Herzleistung schon wieder in einen vertretbaren Bereich gebracht werden. Allerdings müssen Betroffene auch wissen: Ohne Medikamente geht es nicht.
Herz-Jesu-Krankenhaus: interaktiver Vortrag am 7. November 2024
Dr. med. Thomas Oettinger setzt sich auch 2024 für die Herzwochen der Deutschen Herzstiftung ein und gestaltet am 7. November 2024 ab 17:00 Uhr im Foyer des Herz-Jesu-Krankenhauses Fulda einen Vortrag, der umfassend über Herzschwäche und Behandlungsmöglichkeiten informiert. Im Arzt-Patienten-Seminar erklärt er Erscheinungsformen und medikamentöse wie auch interventionelle Behandlungsmöglichkeiten bei Herzschwäche und geht auf den hohen Stellenwert von Lebensgewohnheiten ein. Fachkräfte bieten ein Erste-Hilfe- und Reanimationstraining an. Im Anschluss an die Veranstaltung steht der Kardiologe für Fragen und den weiteren Austausch zur Verfügung. Die Teilnahme ist kostenlos.
Das Wichtigste in Kürze:
- Arzt-Patientenseminar "Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln"
- 7. November 2024 um 17:00 Uhr
- Foyer des Herz-Jesu-Krankenhauses Fulda
- Teilnahme kostenfrei
Weitere Informationen hat die Deutsche Herzstiftung auf der Website https://herzstiftung.de zusammengestellt.
Kontakt:
Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda
Buttlarstraße 74
36039 Fulda
www.herz-jesu-krankenhaus.de
www.facebook.com/herz.jesu.krankenhaus.fulda +++