Der begeisterte Professor: "Das ist absolutes High-Level!"
28.10.24 - Die Hardware: ein Auswahlensemble plus vier Dirigenten plus ein international renommierter Solist. Die Software: sechs ebenso stimmungsvolle wie anspruchsvolle Stücke für Sinfonische Blasorchester. Ort: ein voller Konzertsaal in der Landesmusikakademie Schlitz. Ergebnismitteilung des Publikums, aber vor allem auch des anwesenden Blasmusikprofessors als exponiertem "Juror": "Großartig!"
Der langjährige künstlerische Leiter des LJBO, der 48jährige Jens Weismantel aus Hasselroth (Main-Kinzig-Kreis), hatte für das Schlusskonzert der LJBO-Arbeitswoche ein Programm zusammengestellt, das sich thematisch mit Stimmung und Licht aus Tages- und Jahreszeiten beschäftigte. Das Dirigat teilte er sich mit gleich drei weiteren Taktgebern, die wie er selbst in Mannheim bei Professor Helmut Pallhuber das Fach "Dirigieren Blasorchester" studieren: Dorothea Sauer, Wolfgang Schwabl und Miha Lončar. Als Sahnehäubchen war Professor Pallhuber bereits am Freitag angereist und überzeugte sich bei der Generalprobe und dem Konzert vom Leistungsstand seiner Studierenden. Der Österreicher darf als Koryphäe seines Fachs bezeichnet werden: er besetzt die einzige verbeamtete Professur für Blasorchester in ganz Deutschland.
Bestechender Solist
Einziger Solist des Konzertabends war ein Musiker mit herausragender deutschlandweiter, wenn nicht sogar europaweiter Reputation (O-Ton Jens Weismantel) am Euphonium: Klemens Vetter. Er ist Euphonium-Dozent an zwei Hochschulen, war in der ganzen Schlitzer Arbeitswoche zugegen und übernahm die Euphonium-Satzproben. Mit David R. Gillinghams "Konzert für Euphonium" unterstrich er die Faszination der Zwillingsschwester von Tenor- und Flügelhorn: "Das Euphonium schwebt teilweise in einer sehr fantasievollen und farbigen Welt", so Vetter, dem die Woche mit dem LJBO genau wie die Orchesterbegleitung bei seinem Part jede Menge Spaß bereitete. "Das hier ist aber auch eine tolle Location mit einer äußerst begünstigenden Arbeitsatmosphäre", sparte er im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS nicht mit Lob.Besonderheit des Konzertes: es erfolgte keine klassische Moderation, sondern stattdessen der Vortrag passend herausgesuchter Gedichte jeweils durch Orchestermitglieder von ihrem Platz aus. Eine schöne Einstimmung und Hinführung zum jeweils folgenden Werk.
Stolzer Professor
Pallhuber: "Es ist unglaublich, die rasante Entwicklung beim Zusammenspiel des Orchesters mit den Dirigenten hier zu erleben. Dafür muss ein Ensemble wirklich sehr flexibel sein. Ich bin auf meine Schützlinge sehr, sehr stolz, denn sie schaffen es, das Orchester zu inspirieren – und das setzt sich in einen richtig schönen Orchesterklang um. Großartig!" Pallhuber betonte gleichzeitig die Anspruchsqualität der zu spielenden Stücke: "Darin verbirgt sich die Vielschichtigkeit des Lebens, es ist aber auch wirklich High-Level, das so zu spielen! So etwas lernt man nicht nur in einer Projektwoche, sondern es sind alles exzellente Musiker eines seit 20 Jahren hochklassigen Ensembles."Das LJBO kam mal entschleunigend, mal aufpeitschend daher. Ein emotionaler Trip, der den Menschen auf Zeit in besondere Stimmungen entführt, die Phantasie anregt. So "mitgenommen" steigst du fast noch entrückt ins Auto. Welch ein Kontrast: die Radiomoderatorin kündigt das nächste Lied an. "Ein echtes Stück Musikgeschichte: Nothing Else Matters". Sechseinhalb Minuten, in denen Metallica den Schlitzer Abend zusammenzufassen scheint: Tolle Musik in Schlitz und im Radio, man fühlt sich geerdet. ‚Nichts anderes zählt‘ – Metallica, ganz anderes Genre, aber genau richtig.
Das Konzertprogramm
1. Eric Whitacre – Lux Aurumque2. Joseph Schwantner – In evening´s stillness…
3. David R. Gillingham – Concerto for Euphonium
4. Rolf Rudin – Tore der Sonne
5. Rolf Rudin – Abendklänge
6. Philip Sparke – Aurora Dance (goa) +++