Gruppenfoto mit den Netzwerkpartnern vor dem TouchTomorrow-Truck an der Gesamtschule in Niederaula - Fotos: Hans-Hubertus Braune

NIEDERAULA Zukunfts-Truck an der Gesamtschule

Mehr Bewerber, mehr Stellen: Netzwerkpartner ziehen Ausbildungsbilanz

31.10.24 - Mehr Bewerber und mehr Ausbildungsstellen: Seit September vergangenen Jahres haben sich bei der Agentur für Arbeit im Landkreis Hersfeld-Rotenburg 654 junge Menschen zur Vermittlung eines Ausbildungsplatzes gemeldet. Das waren 41 mehr als vor einem Jahr. Im gleichen Zeitraum ist die Anzahl der gemeldeten Ausbildungsstellen um 40 auf 997 gestiegen.

Das größte Stellenplus verzeichnete der Bereich Handel (incl. Kraftfahrzeughandel und -instandhaltung (+36 auf 205) und das Baugewerbe (+31 auf 201).

Moderne Technik und Entwicklungen hautnah erleben - das bietet der Truck den Schülerinnen ...

Die Netzwerkpartner Ausbildung im Landkreis Hersfeld-Rotenburg kamen in der Aula ...

Der imposante Truck hat einen "niedrigen" siebenstelligen Euro-Betrag gekostet ...

Die Netzwerkpartner stellten die Ergebnisse während einer Pressekonferenz in der Aula der Gesamtschule Niederaula (GSN) vor. Derzeit macht der TouchTomorrow-Truck der Dr. Hans Riegel-Stiftung an der "Selbstständige Allgemeinbildende Schule" Station. Seine Zielsetzung: Schülerinnen und Schüler durch das Erleben und Ausprobieren von Zukunftstechnologien für Bildungs- und Berufswege im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) zu gewinnen.

Auch die Netzwerkpartner schauten sich die imposanten Möglichkeiten in dem Truck an. Zur Situation auf dem Ausbildungsmarkt erklärten sie vorher: Größere Einbrüche an Ausbildungsstellen gab es in keinem Wirtschaftszweig. "Das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage bleibt weiterhin bestehen. Auf 100 Ausbildungsstellen kommen nur 64 Bewerberinnen und Bewerber. Diese Entwicklung ist eine große Herausforderung für die Unternehmen und Betriebe in der Region, die angesichts ihres hohen Bedarfs an Fachkräften und der älter werdenden Belegschaften auf eigenen betrieblichen Nachwuchs angewiesen sind. Leider blieben 125 Stellen unbesetzt", fasste Frank Kamolz, Bereichsleiter der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda bei der "Konferenz für Ausbildung und Qualifizierung" zusammen. Die regionalen Netzwerkpartner (Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft, Staatliches Schulamt, Kreisjobcenter und Arbeitsagentur) trafen sich in der Gesamtschule Niederaula, um Bilanz des Ausbildungsjahres zu ziehen.

"Unsere Vermittlungsbemühungen zahlen sich aus"

"Unsere Vermittlungsbemühungen zahlen sich aus", waren sich die Konferenzteilnehmer*innen einig. Trotz sinkender Schülerzahlen strebten mehr junge Menschen eine Ausbildung an. Darunter auch 99 Personen ohne deutschen Pass, was einem Zuwachs von 41 Prozent in dieser Personengruppe gleichkommt. Fast die Hälfte (317) aller Bewerber*innen verfügt über einen Realschulabschluss, 192 Personen über einen Hauptschulabschluss. 98 Schulabgänger*innen
haben die Hochschulreife erlangt.

Beobachtet wird der Trend, dass Jugendliche sich für ihre Berufswahlentscheidung deutlich mehr Zeit nehmen, als in den vergangenen Jahren. Die Chancen, im Landkreis Hersfeld-Rotenburg eine erfolgreiche berufliche Karriere zu starten, sind vielfältig. Sogar jetzt, nach Beginn des neuen Ausbildungsjahres, gibt es in den meisten Berufen noch Möglichkeiten. Insbesondere werden noch junge Frauen oder Männer gesucht, die eine Ausbildung zu Handelsfachwirt*innen, zum Stahl- und Betonbauer*innen sowie Baugeräteführer*innen anstreben. Auch im Verkauf, im Einzelhandel und in der Gastronomie/Hotellerie sind Ausbildungsstellen noch vakant. Für den Ausbildungsbeginn in 2024 liegen der Arbeitsagentur momentan schon mehr als 500 Ausbildungsstellen zur Besetzung vor.

Die Netzwerkpartner der Arbeitsagentur beurteilen das Ergebnis wie folgt: Jens Hartmann, Bildungsberater der IHK Kassel-Marburg: Der Kreis Hersfeld-Rotenburg konnte in diesem Jahr den zweithöchsten Anstieg an Ausbildungsverträgen seit 2014 verzeichnen. Verglichen mit dem Jahresdurchschnitt der letzten zehn Jahre (574 neue Verträge) haben 2024 insgesamt 645 Azubis ihren Vertrag bei einem Unternehmen in der Region unterschrieben. Das entspricht einem Plus von 11 Prozent. Ein großer Vorteil der flexiblen IHK-Ausbildung liegt im Angebot von zweijährigen Ausbildungsberufen mit der Möglichkeit einer Verlängerung auf drei Jahre. Dadurch konnten die Ausbildungszahlen im Landkreis stabil gehalten, im Metallbereich sogar gesteigert werden. Deutlich wird dies auch im Baubereich. Bei den Ausbildungsberufen Tiefbaufacharbeiter (zweijährig) und Straßenbauer (dreijährig). In dem Ausbildungsberuf Straßenbauer wurden im Jahr 2023 insgesamt 23 Ausbildungsverträge geschlossen. Im Jahr 2024 waren es 31 Ausbildungsverträge. Erwähnenswert ist auch, dass in der Branche "Hotel- und Gaststättengewerbe" die Ausbildungszahlen vom Vorjahr stabil gehalten werden konnten, trotz zurückgehender Bewerberzahlen. Hier zahlen sich unsere zahlreichen Vermittlungsaktivitäten positiv aus.

Eugen Reinhardt, Geschäftsführer Kreishandwerkerschaft Hersfeld-Rotenburg: Die aktuellen Ausbildungszahlen im Handwerk der Region setzen die Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre fort. Bei den Bauberufen verzeichnen einen Rückgang, was nach Einschätzung der Kreishandwerkerschaft auch durch die gegenwärtige Berichterstattung über die Baukrise verstärkt wird. Auch im Malerhandwerk sind die Ausbildungszahlen problematisch. Im Gegensatz dazu zeigen sich die Entwicklungen bei den Kfz-Mechatronikern erfreulich, während die Elektroniker-Ausbildungen konstant auf einem zufriedenstellenden Niveau bleiben. Im Metallbau ist die Ausbildungssituation weiterhin schwierig, auch wenn leichte positive Tendenzen erkennbar sind. Positiv zu bewerten ist ein Anstieg bei den Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK). Ein weiteres Merkmal in diesem Ausbildungsjahr war, dass viele Ausbildungsverträge erst zu einem vergleichsweise späten Zeitpunkt abgeschlossen wurden.

Gezielte Berufsorientierung

Die Kreishandwerkerschaft betont zudem die Wichtigkeit einer gezielten Berufsorientierung, um junge Menschen frühzeitig für eine handwerkliche Laufbahn zu gewinnen. Da die Passgenauigkeit zwischen Bewerbern und Ausbildungsstellen häufig nicht optimal ist, werden derzeit neue Ansätze entwickelt, um eine bessere Abstimmung und langfristige Nachwuchssicherung zu erreichen. Unversorgte Bewerber und Interessierte können zudem im Rahmen unseres Projekts "Passgenaue Besetzung" an den passenden Betrieb vermittelt werden.

René Bieber, Fachbereichsleiter, Jobcenter des Landkreises Hersfeld-Rotenburg: "Der Ausbildungsmarkt ist zurzeit sehr offen und aufnahmefähig. So individuell wie jeder Auszubildende ist, sind auch die Betriebe. Trotz der vorhandenen offenen Ausbildungsstellen erfüllen die Bewerberinnen und Bewerber häufig nicht die geforderten Voraussetzungen. Es fehlen beispielsweise geforderte Schulabschlüsse, die psychische und physische Belastbarkeit weisen Defizite auf oder die sozialen Kompetenzen sind noch nicht ausreichend ausgeprägt. Auch mangelnde Sprachkenntnisse stellen ein Vermittlungshemmnis dar. Auf Seiten der Arbeitgeber gibt es einerseits die Bereitschaft schwächere Jugendlichen (gegeben falls mit Förderung) aufzunehmen, andererseits erachten Betriebe diesen Weg nicht als praktikabel. Die vor diesem Hintergrund dennoch gelungenen Vermittlungen erfolgten überwiegend in die Berufsfelder Handwerk, Handel, Pflege sowie Lager/Logistik."

Dirk Beulshausen, stellvertretender Leiter Staatliches Schulamt: An den drei Beruflichen Schulen im Landkreis befinden sich die Schülerzahlen insgesamt sowohl in den Vollzeitschulformen als auch in dem Bereich der Beschulung von Auszubildenden auf dem Niveau der letzten Jahre. Dabei ist die Entwicklung aus meiner Sicht uneinheitlich zu bewerten, was auch im Vergleich zu den Vorjahren gilt. In Ausbildungsberufen, die im vergangenen Jahr nur sehr schwach angestrebt wurden, werden in diesem Jahr mehr Auszubildende beschult. Gleichzeitig sind in anderen Berufen, die in der Vergangenheit hohe Zahlen aufwiesen, in diesem Jahr, merklich weniger Auszubildende zu verzeichnen. Die zahlreichen Beratungs- und Informationsmaßnahmen, die auch durch die Schulen intensiv angeboten wurden, entfalten entsprechend positive Wirkung, um die Lücke zwischen Bewerberinnen/Bewerbern und Ausbildungsplätzen sowie dem daraus resultierenden Fachkräftemangel zu schließen.

Hintergrund zum TouchTomorrow-Truck

Seit Mai 2018 tourt der TouchTomorrow-Truck der Dr. Hans Riegel-Stiftung durch Deutschland Seine Zielsetzung: Schülerinnen und Schüler durch das Erleben und Ausprobieren von Zukunftstechnologien für Bildungs- und Berufswege im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) zu gewinnen. Das Projekt wird gefördert durch die Regionaldirektionen NRW, Hessen und Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit. Stiftung und Regionaldirektionen arbeiten Hand in Hand, um Jugendlichen ideale Berufsorientierung zu bieten und dem wachsenden MINT-Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Der TouchTomorrow-Truck ist konzipiert für 7./8. und 11. Klassen. Moderiert wird der Besuch von vier "MINT-Coaches" (speziell geschulte Naturwissenschaftler*innen), die mit den Schülerinnen und Schülern einen Dialog auf Augenhöhe führen. Dabei wird niemand zu MINT überredet. TouchTomorrow ist ein inspirierendes Informations- und Interaktionsangebot, das auch sprachlich oder gesellschaftswissenschaftlich interessierte Schülerinnen und Schüler anspricht und ihnen neue Perspektiven eröffnen kann – insbesondere im Hinblick auf die zunehmend fachübergreifenden Formen der Zusammenarbeit in wechselnden Teams.

Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in Kleingruppen rotierend an verschiedenen Zukunfts-Themenstationen aus Naturwissenschaft und Technik. Diese reichen von Virtual und Augmented Reality Learning über Robotik bis hin zu Gedankensteuerung (z. B. im Kontext von Medizintechnik). Durch die dialog- und diskursorientierte Vermittlung erhalten die Jugendlichen ein individuelles Verständnis dafür, dass MINT-Bildung bereits eine wesentliche Grundlage der heutigen, aber vor allem der in Zukunft weiter digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt ist. Der große Vorteil für Schulen: Ein außerschulischer Lernort auf dem eigenen Schulhof. (hhb/pm) +++


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