Eröffnung im Vonderau-Museum: Hängen Sie an diese Wand keine Briefmarke!
31.10.24 - Ein wunderbarer Nebeneffekt der Ausstellungseröffnung am MIttwoch im Vonderau Museum war, dass es ganz nebenbei eine Dosis Heimatkunde gab. Aha, in der Maberzeller Heilig-Kreuz-Kirche gibt es die größte schiefe Wand in Hessen.
Aha, an dieser Wand hängt das mit 110qm größte auf Öl gemalte Altarbild Europas. Aha, dieses Altarbild ist das Zentrum der Ante-Milas-Ausstellung.
Wer ist Ante Milas?
Das riesige Altarbild schuf Ante Milas, es ist – wenngleich maßstabsgerecht verkleinert – auch der Mittelpunkt der Wegmarken-Ausstellung im Vonderau Museum. Geboren wurde Milas im beschaulichen Ivanovac in Kroatien. Zunächst studierte er Theologie mit dem Ziel des Priesterberufs, wechselte dann aber ins Kunstfach und studierte in Zagreb, später an der renommierten Kunstakademie in Düsseldorf. Museumsleiter Dr. Frank Verse begrüßte Gäste, Künstler, das Team im Vonderau Museum und die Sponsoren, ohne deren Einsatz diese Ausstellung so nicht möglich gewesen wäre. Laudator des Abends war dann kein Kunsthistoriker, sondern ein Theologe. Das hatte seinen guten Grund in der langjährigen Freundschaft und Verbundenheit zwischen Monsignore Dr. Günter Etzel und Ante Milas. Die beiden hatten sich 1989 kennengelernt, als Prof. Werner Kathrein Milas für eine Ausstellung ins Bonifatiushaus geholt hatte.Als Ortspfarrer der Heilig-Kreuz-Kirche hatte Etzel immer wieder gespürt, dass seine Gemeinde sich sorgte, Hessens größte schiefe Wand könnte eines Tages herabdonnern und Menschen erschlagen. Was also tun? Eine Angstaustreibung der Extraklasse – ein Altarbild musste her. Bei der Größe der Wand allerdings war klar, dass man mit kleinformatigen Bildern hier nicht weiterkommen würde. Da erinnerte Monsignore Etzel sich an seinen Freund Ante Milas.
Eine Herausforderung in jeder Hinsicht
Beim gemeinsamen Durchblättern der Milas’schen Skizzenbücher entstand die Idee für das großformatige Altarbild "Geschichte der Erlösung". Anschaulich erzählte Monsignore Etzel, mit welchen technischen Problemen man konfrontiert war. Fast zwei Jahre arbeitete Milas an seinem Werk. Der sehr heiße Sommer ließ die Farben kaum trocknen. Man musste einen Mobilkran finden, der durch die Kirchentür passte (fündig wurde man in Nordspanien) und mit dem man die Keilrahmen nach oben ziehen und dann in der Wand verdübeln konnte. "Das meiste geschah nachts, denn wir konnten die Kirche ja nicht stilllegen", so Etzel.Das Altarbild ist ein asymmetrisches Triptychon, links wird das Alte Testament, rechts das Neue Testament dargestellt. Es ist ein Bilderbogen mit bekannten Geschichten aus der Bibel: Der Fall Luzifers, die Vertreibung Adam und Evas aus dem Paradies, die Sintflut, der Turmbau zu Babel, die Geschichte Abrahams und das Isaak-Opfer, Sinai als Berg der Gebote, die Auferstehung Christi, die Himmelfahrt. Es gibt viel zu bestaunen auf diesem Bild, das Ante Milas als ein Credo versteht.
Und ein kleines, feines Konzert
Wieder einmal stellte die Musikschule Fulda unter Beweis, welche Talente hier heranwachsen. Maja Zirkunovs Schüler spielten Stücke, die Könnerschaft erfordern, sowohl im musikalischen Verständnis als auch in der technischen Umsetzung. Den Auftakt machte Jonathan Ortlieb, der das Finale der Beethoven-Sonate No. 5 in c-moll (1796-1798) spielte. Eine Sonate, die oft unterschätzt wird, es aber in sich hat – Joachim Kaiser hat sie einmal als "wüst-genialen Ausbruch" beschrieben. Wer mit 12 Jahren den Mut für so ein Stück aufbringt, verdient Lob, wer es dann so meisterlich spielt wie Jonathan Ortlieb, größte Anerkennung.15 Jahre alt ist Svea Gutmann, sie spielte die wunderschöne "Widmung" von Schumann und Liszt (um 1840) und arbeitete die hingebungsvolle Liebe, um die es in diesem Stück geht, exzellent heraus. Bewundernswert, wie sie sowohl die verträumten, romantischen Passagen als auch die dramatisch-wilderen beherrscht. Der 16-jährige Erik Oldenburg schließlich spielte aus Rachmaninoffs 1898 komponierten "Moments Musicaux" op. 16 die No. 4 in e-moll. Ein anspruchsvolles Stück, das eine unglaubliche musikalische und technische Reife erfordert. Die drei setzten einen sehr eigene und sehr reizvollen Akzent in dieser Ausstellungseröffnung.
Hinweise: Der Förderkreis Vonderau Museum hat einen Podcast mit Ante Milas aufgenommen (Website Förderkreis). Der Katalog zur Ausstellung ist im Imhof Verlag erschienen. Die Sonderausstellung "Ante Milas – Wegmarken seiner Kunst" können Sie vom 31. Oktober 2024 bis zum 09. Februar 2025 im Vonderau Museum sehen. (Jutta Hamberger) +++
Das Altarbild „Geschichte der Erlösung“ in der Maberzeller Heilig-Kreuz-Kirche ... Archivbild: Martin Engel