Bürgermeister, Staatssekretär, Schul-Direktor: Professor Dippel wird heute 70
05.11.24 - Im Jahr 2004 kam Dr. Wolfgang Dippel aus dem roten Nordhessen in das schwarze Fulda. Er folgte dem Ruf des damaligen Oberbürgermeisters Gerhard Möller (CDU) und wurde Bürgermeister in der Domstadt. Vakant wurde der Posten damals, weil Bernd Woide Landrat wurde. Dippel fasste in Osthessen Fuß, machte die Stadt zu seiner neuen Heimat. Als Verfechter von Videoüberwachung, mehr Polizeipräsenz in der Innenstadt und Alkoholverbotszonen sorgte Dippel immer wieder für Schlagzeilen. Heute (5. November 2024) wird der konservative und volksnahe Christdemokrat 70 Jahre alt.
Dippel wurde in Warburg geboren, lebte lange in Breuna, ist evangelisch, Vater von drei Kindern, machte nach dem Hauptschulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg sein Studium im Sozialbereich und kam schließlich zum Landeswohlfahrtsverband (LWV) nach Kassel, wo er oberster Verwalter des Sozialbudgets von damals 1,2 Milliarden Euro pro Jahr wurde. Bevor er im März 2004 von den Fuldaer Stadtverordneten zum Bürgermeister gewählt und damit Chef vom Dezernat II im Stadtschloss (Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Familie, Jugend, Schulen, Sport, Soziales und Senioren) wurde, war Dippel nur ehrenamtlich in der Partei engagiert. Dann folgte der Weg ins Hauptamt mit steiler Karriere.
2014 wurde Dr. Wolfgang Dippel als Sozial-Staatssekretär in die Hessische Landesregierung berufen. Er folgte dem Wunsch von Ex-Ministerpräsident Volker Bouffier (Regierungschef von 2010 bis 2022) und ging nach Wiesbaden. Im Ministerium war er Amtschef unter Minister Stefan Grüttner, managte die Migrationskrise und kümmerte sich um die Krankenhäuser im Land. Fulda blieb aber immer der Lebensmittelpunkt des Politikers, der es über Parteigrenzen hinaus verstand, Einigkeit und Kompromisse herbeizuführen. "Wenn's einer kann, dann der Dippel - der ist sozial eingestellt und bei de Leud", beschreiben ihn politische Weggefährten. Doch nicht alles lief rund für den heute 70-Jährigen. Plagiatsvorwürfe und scharfe Äußerungen als Beirat beim Fußball-Regionalligisten SG Barockstadt Fulda-Lehnerz, die später auch zum Rücktritt führten, belasteten die Karriere, aber auch den Menschen Wolfgang Dippel.
Beeindruckender Weg: Dippel wurde sogar Professor Doch Dippel gab nie auf und kämpfte. Er behielt den Doktor-Titel und gewann nach einem langem Hin und Her vor dem Verwaltungsgericht in Kassel. Volker Bouffier hielt ihm trotz Forderungen der SPD nach personellen Konsequenzen immer die Stange. 2019 schied er geplant aus der Landesregierung aus und wurde Unternehmensberater, unter anderem für die damals finanziell und strukturell angeschlagene R+S Group. Er wurde Chef-Lobbyist von Vorstandschef Ralph Burkhardt (†53, 7. Juli 2024) und half, das mittelständische Unternehmen aus der Krise zu führen.
Ein kurzzeitiger Lehrauftrag an der Hochschule Fulda, dann seine Tätigkeit an der 'Privaten Berufsakademie Fulda', die Verleihung der Professur im Jahr 2021 und das Amt in der Direktion beim Bildungsunternehmen Dr. Jordan beschäftigen Wolfgang Dippel bis heute. "Ich bin noch aktiv, solange es mir Spaß macht - und das tut es", sagt der sportbegeisterte Jubilar im OSTHESSEN|NEWS-Gespräch. Zudem ist Prof. Dr. Dippel aus seiner Wiesbaden-Zeit noch stellvertretender Aufsichtsratschef der renommierten Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim, eines der größten Herzzentren Deutschlands. Und privat: Erst kürzlich wurde die Mutter von Dippel, Erna Bertermann, stolze 100 Jahre alt. "Das freut mich ganz besonders und heißt: Die Gene sind gut", schmunzelt er und denkt noch lange nichts ans Aufhören. "Die Arbeit hält fit." In diesem Sinne: Happy Birthday, lieber Wolfgang! (Christian P. Stadtfeld) +++